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Telemedizin am Sana-KrankenhausFacharzt kommt in Hürth per Bildschirm ans Krankenbett

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An einem Muster-Patienten demonstrieren Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG, Dr. Torsten Schwalm und der Hürther Sana-Geschäftsführer Sebastian Haeger das Assistenzsystem.

An einem Muster-Patienten demonstrieren Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG, Dr. Torsten Schwalm und der Hürther Sana-Geschäftsführer Sebastian Haeger das Assistenzsystem.

Hürth – Bis der Robo-Doc am Krankenbett steht, wird es wohl noch eine Weile dauern. Doch das Sana-Krankenhaus sei auf dem Weg in die digitale Zukunft der Medizin einen großen Schritt vorangekommen, sagt Geschäftsführer Sebastian Haeger: Dort können ab sofort Spezialisten zur Visite auf der Intensivstation zugeschaltet werden, die nicht selbst vor Ort sind. Mit dem neuen Telemedizin-System „clinomic mona“soll die Patientenversorgung verbessert, aber auch das medizinische Personal entlastet werden.

Eine halbe Million Euro hat die Sana Kliniken AG investiert, um ihr Hürther Krankenhaus mit dem Assistenzsystem auszustatten. „Im Rhein-Erft-Kreis sind wir die Ersten“, erklärt Geschäftsführer Sebastian Haeger. Die anderen sieben Sana-Häuser in NRW sollen folgen, kündigte Regionalgeschäftsführer Christian Engler an.

Hürth: Monitor mit Kamera wird per Gelenkarm ans Krankenbett herangeschwenkt

Der sichtbare Teil der Technik wirkt unspektakulär. An einem Gelenkarm kann der behandelnde Arzt eine Art Tablet-Computer ans Krankenbett schwenken, der mit acht Mikrofonen, einer Weitwinkelkamera und Lautsprechern ausgestattet ist. Auf dem hochauflösenden Bildschirm erscheint der aus der Ferne zugeschaltete Experte, es können aber auch Patientendaten als Zahlen und Grafiken angezeigt werden.

Im Innern werkeln Computerchips, die künstliche Intelligenz auf das Gerät bringen. Das System soll so einfach zu bedienen sein wie ein Smartphone, erklärt Dr. Lukas Martin, Geschäftsführer der clinomic GmbH. Das Start-up-Unternehmen, das aus der RWTH Aachen heraus gegründet wurde, hat „mona“ entwickelt. Die Abkürzung steht für „medical on-site assistant“, also „Arzthelfer vor Ort“. Die Nutzer – Ärzte wie Pflegepersonal – können den Assistenten nicht nur per Touchscreen bedienen. Martin: „Man kann mit unserem System auch sprechen.“ In über 40 Krankenhäusern in ganz Europa sei „mona“ bereits installiert worden, um „24 Stunden rund um die Uhr Fachexpertise ans Patientenbett zu bringen“.

Behandelt werden die Patienten weiterhin von den Ärzten vor Ort. „Die Intensivstation ist in weiten Teilen autark“, erklärt Dr. Torsten Schwalm, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Inneren Medizin. „Alle Eingriffe werden unter der Federführung der internistischen Abteilung durchgeführt.“ Doch es gebe komplexe Krankheitsverläufe, bei denen der Rat von Spezialisten gefragt sei, die das Sana-Krankenhaus nicht selbst vor Ort habe.

In solchen Fällen können durch eine Kooperation mit der RWTH Aachen zunächst Intensivmediziner aus dem Team von Professor Gernot Marx, Klinikdirektor Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Aachen, digital ans Krankenbett nach Hürth geholt werden. Dort verfüge man bereits über zehnjährige Erfahrung in der Telemedizin und habe die Behandlung von über 10 000 Patienten aus der Distanz unterstützt, so Marx.

Sana: Vernetzung von kleineren Kliniken mit großen Zentren wird immer wichtiger

Durch das Telemedizin-System könne auch ein kleines Krankenhaus wie Sana in Hürth mit 140 Betten auf die Expertise eines Maximalversorgers zurückgreifen, freut sich der Ärztliche Direktor Schwalm. Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG, geht davon aus, dass die Vernetzung von kleineren Kliniken mit großen Zentren im Hinblick auf eine flächendeckende Patientenversorgung immer wichtiger werde.

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Das neue Assistenzsystem kann aber nicht nur Fachärzte aus der Ferne zuschalten. Mit seiner künstlichen Intelligenz soll es den Ärzten auch bei Entscheidungen zur Behandlung helfen, indem es aus den über 1000 Patientendaten, die pro Stunde erhoben werden, die wichtigsten herausfiltert. Außerdem soll „mona“ das medizinische Personal bei der Dokumentation der Behandlung entlasten. Schwalm: „Wir müssen weniger schreiben und haben mehr Zeit für unsere Patienten.“

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