Zahlreich aufgestelltWarum derzeit große grüne Kreuze auf Feldern stehen

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Auf einem Acker an der Bundesstraße 265 in Höhe von Erftstadt-Lechenich steht dieses meterhohe Kreuz.

Rhein-Erft-Kreis – Unübersehbar stehen an immer mehr Stellen im Kreisgebiet große, grün angestrichene Holzkreuze. Aufgestellt werden sie von Landwirten als ein Zeichen stillen Protests gegen die ihrer Meinung nach immer schwierigere Lage des Berufsstandes, aber auch gegen eine verfehlte Agrarpolitik. „Viele Bauern stehen mit dem Rücken zur Wand, einige sind schon in so großer Bedrängnis, dass sie kaum noch wissen, wie es weitergehen soll“, beschreibt Kreislandwirt Willy Winkelhag die Lage. 

„Es ist inzwischen dramatisch. Ich nenne hier beispielsweise den Preisverfall für die Produkte. Für immer mehr Betriebe wird das existenzbedrohend.“ Die Agrarpolitik sei verfehlt. Jüngstes Beispiel: die geplante Besteuerung von Fleisch. „Statt die Steuer zu erhöhen, sollten Landwirten faire Preise für ihre Produkte gezahlt werden“, fordert Winkelhag.

Proteste sollen zum Nachdenken anregen

Jörg Hoffsümmer ist einer der Landwirte, die sich an der Protestaktion mit den Kreuzen beteiligen. Am Wochenende stellte er ein Kreuz auf einem gepachteten Acker an der Bundesstraße 265 in Höhe von Lechenich auf. „Wir Landwirte sind aufgebracht. Gründe dafür gibt es genug“, sagt Hoffsümmer, der mit seinem Betrieb in Ahrem ansässig ist.

Doch im Gegensatz etwa zu den Berufskollegen in Frankreich trage man den Protest nicht mit Gewalt auf die Straßen, sondern friedlich, um zum Nachdenken anzuregen. „Aktuell gibt es große Befürchtungen wegen des geplanten Mercosur-Abkommens“, erläutert Hoffsümmer. Die Vereinbarung zwischen Europäischer Union und Ländern in Südamerika soll die größte Freihandelszone schaffen.

Lage wird noch verschärft

Das aber bringe den hiesigen Landwirten nicht etwa neue Absatzmärkte, sondern verschärfe noch die Lage für die Agrarproduktion in Deutschland und in Europa, ist Hoffsümmer überzeugt. Wenn etwa Deutschland Technik exportiere und im Gegenzug gewaltige Mengen an Sojaprodukten oder argentinischem Rindfleisch importiert würden, könne man sich die Folgen ausmalen. Und zwar nicht nur für die Landwirte.

Es gehe auch um Raubbau an der Natur und Folgen fürs Klima. Wenn hierzulande die Landwirtschaft schließlich ganz am Boden liege und Bauern nur noch Landschaftspfleger seien, habe das weitreichende Folgen für alle. „Dann muss mehr importiert werden. Dadurch entsteht eine gefährliche Abhängigkeit vom Ausland.“ Mit den grünen Kreuzen solle aber nicht nur Protest zum Ausdruck kommen. 

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„Wir Landwirte wollen auch den Dialog mit den Bürgern fortführen“, sagt Hoffsümmer, der vor einigen Monaten mit Berufskollegen an mehreren Stellen im Stadtgebiet riesige Strohpuppen aufstellte, um auf die schwierige Lage der Landwirte (Flächenstilllegungen, Milchquoten, Preisverfall und vieles mehr) aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, wie vielfältig Bauern sich im Umwelt- und insbesondere Artenschutz engagieren. Im Zuge dieses Dialogs mit den Bürgern werde daher nun auch überlegt, Kreuze mit Informationstafeln an Wegen zu postieren.

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