Alte PfarrkircheAuf den Spuren von St. Rochus in Kerpen

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Gerade bei Kommunionfeiern war die alte Balkhausener Kirche St. Rochus gut gefüllt.

Gerade bei Kommunionfeiern war die alte Balkhausener Kirche St. Rochus gut gefüllt.

Kerpen-Balkhausen – 400 Jahre lang stand sie im alten Balkhausen auf einem Hügel und war so auch von weitem sichtbar. 1954 musste die alte Pfarrkirche St. Rochus dem Tagebau weichen. Der Türnicher Heimatforscher Johannes Schlömer erinnert nun daran, dass das Gotteshaus vor 200 Jahren sogar überregional Schlagzeilen gemacht hat: „Morgens gegen 5 Uhr, schlug der Blitz in den Kirchturm zu Balkhausen, Bürgermeisteramt Türnich, und setzte sogleich das ganze Dach des Thurms, welches nur aus Holzwerk bestand, in Flammen“, schrieb das „Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Köln“ am 4. März 1817. Das Unglück, über das berichtet wurde, hatte schon ein paar Tage früher, am 16. Februar 1817 stattgefunden.

Wie das Amtsblatt weiter mitteilte, sei das Löschen des Kirchturmbrandes schwierig gewesen, weil ein sehr starker Wind wehte. „Doch gelang es den Einwohnern von Balkhausen, mit Hülfe der herbei geeilten Nachbarn aus Brüggen und Türnich, gegen 9 Uhr den Brand zu löschen, und dadurch noch die Glocken, wovon die Stühle bereits herunter gestürzt waren, und die jetzt auf den unterliegenden Balken ruhten, zu rechter Zeit zu retten.“ Glücklicherweise, so hieß es weiter, konnte ein Übergreifen der Flammen auf die strohgedeckten Häuser der Balkhausener vermieden werden.

Heute ist von der Kirche und auch von den Häusern darum herum nichts mehr zu sehen: Die Glocken aber, sind im neuen Gotteshaus St. Rochus untergekommen, das in den 1950er-Jahren an der Heerstraße neu gebaut wurde, erinnert sich Schlömer. Leider sei beim Umzug damals eine Reliquie des heiligen Rochus, vermutlich ein Fingerknochen, verloren gegangen. „Die war in der Altarplatte eingelassen. Ich habe sie damals beim Abriss der Kirche noch selber ausgestemmt.“

Gotteshaus stand im falschen Ort

Die neue Kirche, die an der Heerstraße gebaut wurde, war seinerzeit nicht nur wegen ihrer zeltartigen modernen Architektur umstritten, weiß Schlömer weiter: „Die Balkhausener haben sich besonders über ihren Standort aufgeregt. Sie ist nämlich auf Türnicher Gebiet gebaut worden.“ Zeitweise sei damals sogar diskutiert worden, deshalb das Ortseingangsschild umzusetzen.

Franz Henneböhl hat in der alter Kirche noch sieben Jahre als Messdiener gewirkt: Der gelernte Kirchbauer und Steinmetz erinnert sich gut an das eindrucksvolle gotische Gebäude, an dessen Standort im Feld zwischen Türnich, Balkhausen und Berrenrath heute ein Gedenkstein steht. Henneböhl nutzt sein Handwerk, um auch anderswo auf die alte Ortsgeschichte hinzuweisen: So hat er gerade erst vor dem Ärztehaus an der Heerstraße, dem ehemaligen Bürgermeisteramt, eine Tafel mit dem Wappen des Geschlechtes Haes von Türnich aufgestellt.

„Vier Tage haben ich und meine Mitarbeiter daran gearbeitet.“ Die alte Adelsfamilie wohnte um das Jahr 1600 im Türnicher Schloss, das heute der Familie Von und zu Hoensbroech gehört. An der Ecke Heerstraße Kreuzung/Maximilianstraße will Henneböhl noch ein Wegekreuz aufstellen. Denn auch früher habe an dieser Ecke ein Kreuz gestanden.

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