„Er wollte sie fertig machen“Mutter soll Baby in Frechen erstickt haben – Familie sagt aus

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Die Angeklagte wird von Justizangestellten in den Gerichtssaal geführt.

Aus Verzweiflung soll die Frau ihr vier Monate altes Baby im Frauenhaus erstickt haben.

Angst vor ihrem Ex-Freund und pure Verzweiflung sollen Gründe sein, warum die junge Mutter ihr Baby im Frauenhaus erstickt haben soll.

Als die Feuerwehr im August vergangenen Jahres von Spaziergängern zu einem Waldstück in der Nähe des Boisdorfer Sees gerufen wurde, ging sie von falschen Voraussetzungen aus: „Wir dachten, es handele sich um ein verletztes Kind“, erinnerte der Einsatzleiter im Zeugenstand die Situation.

Tatsächlich hatte die Physiognomie und das Verhalten der damals 31-jährigen Angeklagten etwas kindlich-naives. „Sie kauerte verwahrlost und verdreckt auf dem Waldboden“, sagte der Zeuge, der sich zunächst um die oberflächlichen Schnittverletzungen der Frau gekümmert hatte, die keinen Hehl daraus machte, nicht mehr leben zu wollen. Nicht mehr und nicht weniger war ihr zu dem Zeitpunkt zu entlocken.

Als die Rettungssanitäter ihre Geldbörse nach persönlichen Papieren durchforsteten, fiel den Beamten gleich zwei Gesundheitskarten in die Hände: „Eine von ihr und eine von einem Kind.“ Darauf angesprochen, fiel ein Satz, der die Sanitäter hellhörig machte: „Das mit dem Kind hat sich erledigt“, habe Vera S. (Name geändert) erklärt. „So etwas sagt eine Mutter doch nicht“, dachte sich der Feuerwehrmann und hakte nach, bis er zur Antwort erhielt, das Kind habe sie in der Nähe des Sees abgelegt, ob es noch lebe, wüsste sie nicht. Feuerwehr und Polizei hatten daraufhin das große Besteck aufgeboten.

Hundertschaft durchkämmte Wald zwischen Frechen und Kerpen

Eine Hundertschaft der Polizei durchkämmte das gesamte Waldgebiet, 50 Feuerwehrleute bildeten eine Menschenkette, ein Polizeihubschrauber überflog das Gebiet, mehrere Drohnen kamen zum Einsatz, und Spürhunde wurden von der Leine gelassen. Innerhalb kürzester Zeit war das tote, vier Monate alte Baby gefunden worden. Vera S. hatte die Tochter bereits zwei Tage zuvor in ihrem Zimmer des Kerpener Frauenhauses erstickt und war mit der Leiche im Kinderwagen zum See gefahren.

„Sie war sehr bedrückt, weinte viel, hat aber nicht viel mit uns gesprochen“, erinnerten Rettungssanitäter und Notarzt unisono. Sie sagten aber auch: „Es war eine völlig verzweifelte Frau, die wusste, dass es nicht richtig war, was sie getan hatte.“ Allerdings habe sie zu keinem Zeitpunkt einen verwirrten Eindruck hinterlassen, vielmehr „ruhig, distanziert und klar“ gewirkt.

Er wollte sie fertig machen.
Mitbewohnerin aus dem Frauenhaus

Angst, Panik, Entsetzen: immer wieder ist am zweiten Verhandlungstag davon die Rede, wenn Familienangehörige und Bekannte im Zeugenstand über Vera S. und deren Beziehung zu dem gewalttätigen Ex-Lebensgefährten und Vater der gemeinsamen Tochter sprechen. Sowohl der Vater der Angeklagten als auch eine Mitbewohnerin aus dem Frauenhaus sind sich einig darüber, dass der Ex seine schwangere Freundin von Anfang an schlecht behandelte und sie mit Videos, in denen Frauen auf übelste Art Gewalt angetan wurde, psychisch unter Druck gesetzt habe: „Er wollte sie fertig machen.“

Am 8. März, dem nächsten Verhandlungstag, wird der Ex-Freund im Zeugenstand vernommen.

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