„Das ist unerträglich“ In Kerpen streiten sich Geschäftsleute über Parkplätze – Stadt hält sich raus

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Das Bild zeigt Birgit Schütz vor ihrem Ladenlokal.

Über Dauerparker und die Fahrzeugflotte eines Pflegedienstes ärgert sich Ladeninhaberin Birgit Schütz.

Eine Kerpener Geschäftsfrau wirft dem Pflegedienst in der Nachbarschaft vor, die Straße zu zuparken. Doch der streitet das ab. 

Wer an der Heerstraße parken will, sucht oft vergeblich nach einem Parkplatz. Das gilt nicht nur für Anwohner. Auch für die Kunden von Ladeninhaberin Birgit Schütz bleibt oft kein Platz an der Straße. Schütz macht dafür auch den Pflegedienst verantwortlich, der ihrem Laden gegenüber auf der anderen Straßenseite liegt. Dessen Mitarbeitende parkten regelmäßig alles zu. Der Pflegedienst aber bestreitet das – und wirft Schütz vor, sie sei auf Ärger aus. „Bitte während den Geschäftszeiten keine Dauerparker“. Das steht auf einem Schild, das Birgit Schütz deutlich an ihrem Schaufenster angebracht hat.

Bitte während den Geschäftszeiten keine Dauerparker
schrieb Birgit Schütz auf ein Schild

„Der Pflegedienst parkt hier trotzdem alles mit seinen Autos zu. Die eigenen Parkplätze vor der Haustür halten sie frei“, sagt Schütz. Auch Seitenstraßen wie die Gymnicher und die Berrenrather Straße würde der Pflegedienst zuparken. „Das ist unerträglich. Meine Kunden können hier nicht parken. Auch die Anwohner weichen aus.“

Ralf Weissenfeld, Mitarbeiter des Pflegedienstes, will davon nichts wissen. „Als wir vergangenes Jahr eröffnet haben, hat Frau Schütz uns gebeten, nicht vor ihrem Laden zu parken. Und das machen wir auch nicht“, sagt er. Zwölf Fahrzeuge hat der Pflegedienst im Einsatz. „Nur vier davon parken hier über Nacht. Viele von uns nehmen die Autos mit nach Hause“, sagt Weissenfeld.

Pflegedienst will Streit vermeiden

Vor Schütz Laden steht am Montag kein Auto des Pflegedienstes, zwei stehen ein Haus weiter. Die Parkplätze vor dem Pflegedienst selbst sind frei und mit Fähnchen blockiert. „Wir wollen keinen Stress mit der Frau. Sie provoziert uns aber ständig und postet falsche Bilder bei Facebook.“

Für Stadtverwaltung und Politik war die Sache nach einer Ortsbegehung klar: Der Streit ist Privatsache. Privat ist das Stichwort. Denn die Orte Türnich, Brüggen und Balkhausen vereint eine Besonderheit: Viele Bürgersteige sind in Privatbesitz. Und das gilt auch für den auf der Straßenseite gegenüber von Schütz’ Laden. Dem Pflegedienst hat der Eigentümer dort drei Parkplätze zur Verfügung gestellt.

Sowohl die BBK- als auch die FDP-Fraktion sehen die Stadtverwaltung in der Pflicht. „Die alten Dorfstrukturen der Gemeinde Türnich gibt es hier noch überall“, erläutert Jannis Milios, Mitglied der Piratenpartei und der FDP-Fraktion. „Aber sie sind nicht mehr zeitgemäß. Wir verstädtern immer mehr und müssen jetzt eine Antwort darauf finden.“

Stadt soll private Bürgersteige kaufen

Aus den Fraktionen gibt es die Forderung, dass die Stadt private Bürgersteige kauft und ein Parkraumkonzept für die Heerstraße erstellt. Maßnahmen auf der Heerstraße waren bereits 2022 Thema im Planungsausschuss.

In der damaligen Vorlage hieß es: Weder das Land NRW als Eigentümer der Heerstraße noch die Kolpingstadt sind momentan in der Lage, ein Sanierungsprojekt personell und finanziell zu realisieren. Das Fazit der Verwaltung: Im Sinne der Verkehrswende und der Klimaschutzziele müsse die Straße zwangsläufig umgestaltet werden. Für Schütz drängt die Zeit.

Beide Seiten sollen sich aussprechen und eine einvernehmliche Lösung suchen

„Wenn sich in den nächsten ein bis zwei Monaten nichts ändert, muss ich dicht machen“, sagt sie. Silva Matuszinsky von der BBK hat einen Vorschlag, um das noch abzuwenden: „Beide Seiten müssen sich mal aussprechen. Es geht nur, wenn sie eine einvernehmliche Lösung finden.“

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