Rhein-ErftBio-Landwirt Lüpschen kämpft gegen das Kükenschreddern
Kerpen/Gut Onnau – Bei manchen Nachrichten bleibt einem das Frühstücksei regelrecht im Halse stecken. Eine davon ist diese: „In Deutschland werden jedes Jahr 40 Millionen Bruderhähne geschreddert“, sagt Bio-Landwirt Dr. Joachim Lüpschen von Gut Onnau bei Blatzheim. Er tut etwas dagegen. In einem seiner Ställe hat er jetzt 225 Zweinutzungshühner untergebracht.
Normalerweise, so erläutert der Landwirt, böten die großen Zuchtunternehmen entweder eine Rasse an, deren Hennen „viele, gleichmäßig große Eier“ legen. Oder sie züchteten eben Masthähnchen, die besonders viel des beliebten Brustfleisches ansetzten. Die Brüder der derzeit gängigen Legehennen bleiben hingegen mager: „Am Bruderhahn ist nicht viel dran.“ Deshalb werden die Hähnchen schon als Küken getötet – im Schredder oder bestenfalls als Futter für Schlangen oder Greifvögel in Zoos und Wildgehegen.
Neuartige Art Bio-Hühner
Nun aber gibt es eine neuartige Art Bio-Hühner, bei der die Hennen relativ viele Eier legen und die Hähne mehr Brustfleisch ansetzen. In einem ersten Schritt hat die Familie Lüpschen in der Nähe von Gut Onnau einen ihrer mobilen Hühnerställe mit 225 dieser weißen Legehennen mit blaugrauen Krallen bestückt.
Das sind etwa zehn Prozent ihrer Gesamtkapazität. „Die Bruderküken werden von einem befreundeten Biobetrieb in Goch am Niederrhein aufgezogen, aber wir überlegen, neben den Legehennen bald auch selbst Hähnchen zu mästen“, berichtet Bauer Lüpschen.
„Nur 200 bis 220 Eier pro Jahr“
Das Ganze sei ein Test, so der Biolandwirt. Es lohne sich zurzeit noch nicht, weil die weißen Zweinutzungshühner im Gegensatz zu den hoch spezialisierten braunen Legehennen „in der Praxis nur 200 bis 220 Eier pro Jahr“ legten, während die braunen Legespezialistinnen es auf 270 bis 300 Eier brächten. „Das verteuert natürlich die Eierproduktion deutlich. Für uns ist es auch noch nicht sicher, ob das der richtige Weg ist“, macht der Bauer sich Gedanken.
„Andererseits sind die weißen Hühner viel robuster und besser an das Draußensein angepasst als die anderen Legehennen.“ Und auch das Fleisch ihrer Brüder sei besonders schmackhaft: „Sie werden 17 Wochen ebenfalls im Freiland gemästet, sind ein bisschen kleiner als die anderen Masthähnchen, haben aber dafür ein schönes, festes Fleisch, keinesfalls wabbelig, weil sie nicht so schnell wachsen wie andere Masthähnchen.“
Auch die weißen Legehennen werden nach etwa zwölf bis 18 Monaten geschlachtet und dann als Suppenhühner verkauft. „Dafür eignen sie sich gut, weil auch an ihnen mehr Fleisch dran ist“, berichtet Eva-Maria Lüpschen. Es gebe noch andere Wege, das Kükenschreddern zu bekämpfen, berichtet ihr Mann: „Früher musste man eine Probe aus dem Ei entnehmen, um das Geschlecht zu bestimmen. Das ist jetzt schon von außen möglich. So kann man männliche Eier vielleicht bald schon frühzeitig aussondern.“
Eine weitere Methode sei, es bei den bestehenden Hühnerrassen zu belassen und einfach die mageren Männchen als Brathähnchen aufzuziehen – als sogenannte „Single-Hähnchen“, weil sie nur für einen Ein- oder Zwei-Personen-Haushalt reichen. „Egal wie: Das Töten muss ein Ende haben.“