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WinterweizenMit den Zwischenfrüchten wachsen auch die Sorgen der Landwirte in Rhein-Erft

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Zu sehen ist ein Traktor auf einem Feld.

Der Traktor hat eine klimatisierte Kabine, ist GPS gesteuert und dokumentiert alles ganz automatisch. 

Die Landwirte im Rhein-Erft-Kreis haben den Winterweizen ausgebracht und ärgern sich über Dumpingimporte.

„Als Grün gilt ein Acker auch schon, wenn nur zwei einsame grüne Halme aus der Einsaat ragen“, sagt Landwirt Alexander Moll. In seinem Betrieb in Kerpen-Buir baut Moll regionales Gemüse, aber auch Winterweizen und Wintergerste an. Und wie alle seine Berufskollegen muss sich auch Moll an die Verordnung der EU halten. „Diese besagt, dass grundsätzlich alle Felder, auf denen die Ernte bis zum 1. Oktober abgeschlossen ist, bis spätestens zum 15. November wieder begrünt sein müssen“, erklärt Kreislandwirt Willy Winkelhag.

Und bis zum 15. Februar müssten diese Felder auch grün bleiben. „Erst danach dürfen wir unsere Äcker wieder beackern“, sagt Moll. Auf allen Feldern, die erst im Frühjahr bestellt werden, muss deswegen zeitnah nach der Ernte im Herbst eine Düngersaat – eine sogenannte Zwischenfrucht - ausgesät werden.

Rhein-Erft: Marktpreis für Weizen gesunken

Je nach Bodenbeschaffenheit gebe es da im Fachhandel ganz verschiedene Saatgutmischungen. „Gründünger soll den Stickstoff im Boden binden und bis zum Frühjahr auch im Boden halten“, berichtet Moll. Als begrünt gelten aber auch die Anbauflächen mit den Dauerkulturen, wie zum Beispiel die Erdbeer- und Spargelfelder. Und auch der Winterweizen und die Wintergerste, die auf den Moll'schen Feldern bereits üppig herangewachsen sind, zählen zum Grün.

„Diese EU-Verordnung sorgt dafür, dass auch im Winter bei uns hier im Rheinland die Felder immer so schön grün aussehen“, berichtet Landwirt Martin Richrath. Auch er hat natürlich längst seine Wintergerste und den Winterweizen im Boden. „Den Raps habe ich sogar schon Ende August ausgesät“, berichtet er. Und mit zwei Halmen seines Wintergrüns gibt sich Richrath Ende November nicht zufrieden.

Zu sehen ist Weizen in einer Hand.

Der A-Weizen hilft, dass auch auf den rot eingestuften Anbaugebieten eine gute Weizenernte möglich ist.

Je nach Sonnenstand leuchtet sein junger Winterweizen sogar herrlich grün. „Ich säe ausschließlich A-Weizen aus“, erklärt er. Das Saatgut sei qualitativ hochwertig. Mit ihm erziele er beim Weizen sogar auf den wegen einer hohen Nitratbelastung „rot“ eingestuften Flächen oft noch den für Brotweizen erforderlichen Eiweißwert - obwohl der Gesetzgeber für diese rot eingestuften Flächen eine sehr strenge Düngeverordnung angeordnet hat.

Wegen Weizen aus der Ukraine: Landwirt beklagt Preissenkung

Richrath findet, dass sich die Mehrkosten für das gute Saatgut und der Mehraufwand, beispielsweise für die separate Lagerung, auch auf den Verkaufspreis seines Weizens auswirken sollten. „Doch Weizen wird weltweit gehandelt – auf deutsche Regeln und Verordnungen wird da  überhaupt gar keine Rücksicht genommen“, sagt er.

Aktuell sorge Weizen aus der Ukraine sogar dafür, dass der Preis noch einmal gesunken sei. In der Ukraine gebe es allerdings keine roten Anbauzonen, keine EU-Anbauverordnungen und erst recht keine sozialen Richtlinien wie beispielsweise einen Mindestlohn. Trotzdem dürfe aus der Ukraine aktuell sogar eine bestimmte Menge Weizen zollfrei eingeführt werden, für den sogar der Transport gezahlt werde.

Zu sehen ist ein Landwirt in einem Traktor auf einem Feld.

Landwirt Martin Richrath bei der Einsaat seines Winterweizens.

„Ich finde es nicht richtig, dass bei der Einfuhr der Weizen nicht einmal auf mögliche Düngesünden wie Rückstände von Pestiziden oder Pflanzenschutz überprüft beziehungsweise getestet wird“, kritisiert Richrath. Geprüft werde nur der Eiweißgehalt – an seiner Höhe werde die Qualität des Weizens bestimmt. „Dabei sind unter anderem auch in der Ukraine noch Pflanzenschutzmittel im Einsatz, die hier schon seit Jahren verboten sind“, berichtet Richrath.

Rhein-Erft: Landwirt hat Abnehmer im Ausland

„Wenn hier Weizen aus der Ukraine oder anderen Ländern vermahlt wird, dann sollte der Anbau doch mindestens all die Standards erfüllen, die in Deutschland, zumindest aber in der EU, gefordert sind“, betont der Landwirt. Noch besser fände er es, wenn die Verbraucher auch erfahren würden, in welchem Land genau der Weizen, den sie zu Mehl gemahlen kaufen, gewachsen ist.

Die deutschen Landwirte sollten für ihre in Deutschland angebauten, produzierten und in Deutschland verkauften Lebensmittel vernünftig und fair bezahlt werden
Martin Richrath, Landwirt

Länger schon hat Richrath das Gefühl, dass sich der hochwertige, auf deutschen Feldern gewachsene und gereifte Brotweizen sogar besser ins Ausland verkauft als in der eigenen Heimat. Wie viele seiner Berufskollegen vermarktet auch Richrath einen Teil seines Weizens selber. Erst wenige Tage ist es her, da hat sogar ein holländischer Fischfarmbesitzer fast 30 Tonnen seines guten, hochwertig angebauten und nach allen Regeln und Verordnungen herangewachsenen Brotweizens gekauft. „Die wissen, was gut ist, und sind auch bereit, den Preis dafür zu zahlen“, merkt Richrath an.

„Die deutschen Landwirte sollten für ihre in Deutschland angebauten, produzierten und in Deutschland verkauften Lebensmittel vernünftig und fair bezahlt werden“, findet Richrath.

Auch Kreislandwirt Willy Winkelhag bedauert es sehr, dass das in Deutschland und auf den Feldern im Rhein-Erft-Kreis sehr kontrollierte und hochwertig gewachsenen Getreide oft ins Ausland geht. „Ich würde mir wünschen, dass unsere in der Region gewachsenen Produkte bei den Verbrauchern einen höheren Stellenwert hätten und dass unser Weizen regional genauso geschätzt wird, wie er international längst gefragt ist.“


Der Anbau

12.760,72 Hektar Winterweizen wurden im zurückliegenden Jahr 2025 im Rhein-Erft-Kreis und Köln angebaut. Auf 189,48 Hektar wurde Sommerweizen gesät. Der Sommerweizen wird in der Regel nur dort ausgesät, wo beispielsweise die Rübenernte bis Ende Dezember noch nicht abgeschlossen ist.

Sommer- und Winterweizen bringen den Landwirten in der Region unterschiedliche Erträge. „Im Vergleich zum Winterweizen ist Sommerweizen oft geringer im Ertrag“, sagt Kreislandwirt Willy Winkelhag. In der Regel werde der Weizen im Frühjahr – zwischen Mitte Februar und Anfang März – gesät, sobald der Boden der Felder abgetrocknet ist und sich ausreichend erwärmt hat. (mkl)