Folgen des Ukraine-KriegsNachfrage bei Tafeln in Rhein-Erft steigt rasant

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Die Folgen des Krieges in der Ukraine machen sich seit rund zwei Wochen deutlich bemerkbar.

Die Folgen des Krieges in der Ukraine machen sich seit rund zwei Wochen deutlich bemerkbar.

Bedburg/Pulheim – „Seit drei Wochen ist etwas zu spüren“, sagt Karin Breuer, Sprecherin des Tafel-Kernteams in Bedburg. Die Zahl der Bedürftigen, die das Angebot der Tafel montags am Bedburger Finkenweg in Anspruch nehmen, steige deutlich an. „Vorher hatten wir 310 Kunden, inzwischen sind es rund 350.“

Bei der Hälfte der Neukunden handele es sich um Geflüchtete aus der Ukraine. „Es sind in der Regel Mütter mit ihren Kindern“, berichtet Breuer. „Sie leben hier in Wohnungen und kochen selbst.“ Die Ukrainer seien sehr dankbar und begeistert darüber, wie ihnen hier geholfen werde.

Warum auch die Zahl der deutschen Kunden ansteige, lasse sich nur mutmaßen, sagt Karin Breuer, die ein rund 30-köpfiges Team an ihrer Seite weiß. Es sei aber naheliegend, dass es die deutlich steigenden Lebenshaltungskosten seien, die die Menschen bedürftig werden ließen. „Die staatlichen Zuwendungen oder die Rente reichen nicht mehr aus.“

Tafeln im Rhein-Erft-Kreis erwarten noch mehr Kunden

Karin Breuer und ihr Team rechnen damit, dass die Zahl der Kundinnen und Kunden weiter wachsen werde, zumal weitere Geflüchtete erwartet werden. „Noch aber sind wir nicht am Limit.“ Die Supermärkte würden ausreichend Lebensmittel abgeben. Selbst 2015, als zahlreiche Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Deutschland gekommen seien, sei die Tafel in Bedburg nur fast an ihre Grenzen gestoßen. „Damals haben wir wöchentlich 600 Menschen versorgt“, erinnert sich Karin Breuer.

Der Kreis der Kunden wird auch in Pulheim immer größer. Die Folgen des Krieges in der Ukraine machten sich seit rund zwei Wochen deutlich bemerkbar, sagt Michael Fei, der die Malteser-Tafel an der Steinstraße 6 leitet. „Schon jetzt sind 80 Geflüchtete in unserer Kartei.“ Es handele sich um Erwachsene und Jugendliche über 15 Jahren. Sie alle hätten eine Bescheinigung des Sozialamtes. „Meist sind es Großmütter, Tanten, Mütter, zwei bis drei Generationen.“ Hinzu kämen 40 bis 50 Kinder.

Ukraine-Krieg: Mehr Geflüchtete als 2015

Im Schnitt habe die Tafel an den Ausgabetagen – dienstags und freitags zwischen 13 und 15 Uhr – 70 bis 80 Kunden mit Lebensmitteln versorgt. Inzwischen seien es um die 120. „Wir vermuten, dass in der nächsten Zeit noch weitere aus der Ukraine Geflüchtete dazukommen.“ Die Situation unterscheide sich erheblich von der Flüchtlingswelle im Jahr 2015. „Der Anstieg ist deutlich höher. Damals kamen die Menschen über einen Zeitraum von vier Wochen, jetzt kommen in einer Woche so viele wie damals in vier Wochen“, sagt Fei.

Mit der Verständigung klappt es im Großen und Ganzen gut. „Wir haben viele Kunden, vor allem Russen, die beim Übersetzen helfen.“ Oft seien auch Nachbarn dabei, die sich um die Geflüchteten kümmern würden. „Einige aus dem Team in der Lebensmittelausgabe behelfen sich mit einer App, das funktioniert gut“, berichtet Michael Fei weiter.

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Zufrieden sind der Pulheimer und die 54 Ehrenamtler im Tafel-Team mit dem, was die 20 Geschäfte auf Pulheimer Stadtgebiet an Lebensmitteln spenden. „Wir kommen damit zurecht. Ab und an gibt es weniger Obst und Gemüse, aber bislang bekommen wir das, was wir benötigen. Wir können unsere Kunden versorgen.“

Auch den privaten Spendern ist das Pulheimer Tafel-Team um Michael Fei dankbar. „Zuletzt haben wir über Facebook einen Aufruf gestartet, weil wir dringend Hygieneartikel und Duschgel brauchten. Es hat funktioniert, wir haben einiges bekommen, ausschließlich von Privatleuten.“

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