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Firma mit langer GeschichteTaxi-Unternehmer aus Wesseling legt Schlüssel in jüngere Hände

Lesezeit 4 Minuten
Zu sehen sind Peter Schall und Sirac Kurt vor einem Taxi.

Nach 25 Jahren übergibt Taxi-Unternehmer Peter Schall seinen Betrieb an Sirac Kurt.

Sirac Kurt hat nun beim 1962 in Wesseling gegründeten Unternehmen Taxi-Schall das Sagen.

„5 mal die 4 – schon sind Sie hier!“ – wohl jeder, der im Raum Wesseling mal ein Taxi benötigte, kennt diese Werbung von Taxi Schall. „Die markante Telefonnummer 02236/44444 hat sich mein Vater damals auf dem kleinen Dienstweg gesichert“, erinnert sich der langjährige Taxi-Unternehmer Peter Schall nicht ohne Schmunzeln. 1962 wurde der Betrieb von seinen Eltern gegründet: „Ich bin in die Firma reingewachsen.“

Immer wieder hatte der gelernte Handwerksmeister im elterlichen Betrieb als Fahrer ausgeholfen: „Als unsere eigenen Kinder aus dem Gröbsten raus waren, meinte meine Frau, lass uns doch den Betrieb deines Vaters kaufen. Und so sind wir im Jahr 2000 da reingeschildert.“ Seit dem Tod seiner Frau führte der inzwischen 65-Jährige das Unternehmen alleine; ein Kapitel, das nun nach über 25 Jahren zu Ende gegangen ist: „Ich denke, nun ist es genug.“

Nach der Übernahme gehören nun 20 Mitarbeiter zum Betrieb

Er übergab das Unternehmen an Sirac Kurt, dem in Wesseling bereits Taxi Schmitz gehört: „Ich habe mit dieser Übernahme jetzt insgesamt zehn Taxi-Konzessionen für Wesseling und beschäftige etwa 20 Mitarbeiter.“ Insgesamt sind in der Stadt 18 Taxikonzessionen vergeben. Beide sind sich einig, dass die Taxi-Branche den Geschäftseinbruch nach Corona bis heute nicht überwunden hat: „Wir sind auch die ersten, die merken, dass bei den Kunden das Geld nicht mehr so locker sitzt.“

Dabei kann man die Taxi-Unternehmen nur bedingt für die Preise verantwortlichen, erläutert Peter Schall: „Der Rhein-Erft-Kreis legt die Taxitarife fest, an die wir gebunden sind. Grundlage dafür sind Faktoren wie die Bevölkerungszahl und die Sozialstruktur.“ Hintergrund ist, dass Taxen zum öffentlichen Personennahverkehr zählen: „Sie müssen Kunden auch dann zur Verfügung stehen, wenn Busse und Bahn nicht mehr fahren. Deshalb ist der Fahrpreis auch so gestaltet, dass sich jeder im Notfall ein Taxi leisten kann.“ Karneval und Silvester sind für die Branche weiterhin umsatzstarke Tage: „Aber immer mehr Menschen bilden auch zu solchen Anlässen private Fahrgemeinschaften.“

Mit dem Niedergang der Gastronomie auch in Wesseling fielen weitere attraktive Fahrziele weg. Zwar gibt es immer noch Stammkunden und Fahrgäste, die sich nach dem Einkaufen oder anderen Terminen mit dem Taxi nach Hause fahren lassen; dazu kommen Geschäftskunden, die zu den großen Wesselinger Werken gebracht werden wollen. Der wichtigste Umsatz ruht jedoch inzwischen auf einer anderen Säule, sagt Peter Schall: „Das sind medizinische Fahrten, also Patiententransporte zur Dialyse, Chemie- oder Strahlentherapie. Dazu kommen Kurierfahrten vom Wesselinger Krankenhaus zu spezialisierten Laboren in der Region. Da kann es auch mal um Leben und Tod gehen.“ Gerade zu den langwierig Erkrankten baut sich eine Beziehung auf, sagt er: „Ich habe schon etliche Trauerkarten für Kunden schreiben müssen.“

Auch deshalb ist Taxifahrer kein Job wie jeder andere, betonen Schall und Kurt: „Ein guter Taxi-Fahrer braucht neben einem freundlichen Auftreten ein Gespür dafür, ob und wie er den Kunden helfen kann. Er muss sein Fahrzeug in Schuss halten. Und er muss merken, ob sein Fahrgast Gesprächsbedarf hat. Dann wird das Taxi mitunter zum Beichtstuhl.“ Die meisten Fahrer sind schon viele Jahre bei Taxi Schall.

Personal ist der größte Kostenfaktor in der Taxi-Branche

Das Personal ist mit knapp 50 Prozent auch der größte Kostenfaktor in diesem Gewerbe, doch der neue Eigentümer Sirac Kurt weiß, worauf er sich einlässt. Nach einem miserablen Hauptschulabschluss arbeitete sich der 34-Jährige zum Wirtschaftsingenieur hoch: „Ich dachte mir, so geht es nicht weiter. Du willst doch etwas erreichen in deinem Leben.“ Zum Taxifahren kam er über seinen Vater, der bis heute in Köln Taxi fährt: „Es ist ein toller Beruf, man lernt ständig neue Menschen kennen.“

Seine erste Konzession erwarb Kurt 2019 in Köln, kurz vor Corona: „Die folgenden Monate waren hart, doch ich habe durchgehalten.“ Im Mai 2023 übernahm er Taxi Schmitz, nun folgt das Unternehmen von Peter Schall, der zunächst als Berater am Bord bleibt. „Beide Firmen sollen erst einmal zusammenwachsen“, sagt Kurt, „dann will ich die Digitalisierung weiter vorantreiben.“