Silos vollgelaufenHorbacher Mühle verlor ihr eingelagertes Getreide in der Flut

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Das Lager der Horbacher Mühle liegt an der Steinbachtalsperre. Durch die Flut ging sämtlicher Dinkel verloren. 

Neunkirchen-Seelscheid – „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“, berichtete Johannes Dobelke, Geschäftsführer der Horbacher Mühle aus Oberhorbach, das im kleinen Seitental zwischen dem Neunkirchen-Seelscheider Örtchen Krawinkel und dem Bröltal liegt.

Am Tag der Flutkatastrophe vor gut vier Wochen ist zwar auch der heimische Horbach, der bis heute die traditionsreiche Mühle antreibt, über die Ufer getreten und hat im Hof des Familienunternehmens kleinere Schäden angerichtet. Doch viel schlimmer war die angemietete Lagerstätte der Familie Dobelke und der Horbacher Mühle in der Burg Ringsheim unterhalb der Steinbachtalsperre betroffen.

Dinkel keimte nach dem Hochwasser – Schaden von 50.000 Euro

Dort waren gerade nach dem Ende des Getreidewirtschaftsjahr, das am 30. Juni endet, in der Siloanlage 150 Tonnen Dinkel eingelagert, die in den nächsten Monaten in der Mühle in Oberhornbach verarbeitet werden sollten.

Alles zum Thema Steinbachtalsperre

„Ein Kubikmeter Dinkel wiegt zirka 450 Kilo“, erklärt Johannes Dobelke, um sich eine Vorstellung von der Menge an Getreide machen zu können, die durch das Wasser zerstört worden ist. Der komplette Dinkel sei geschädigt. Er sauge das Wasser von unten auf und beginne sofort zu keimen. „Das musste alles in einer Biogasanlage vernichtet werden.“ Schaden: 50.000 Euro.

Immerhin sei man versichert gewesen. Doch die Frage bleibt: Woher nun das nötige Dinkel nehmen, damit die Mühle nicht stillsteht? „Wir hatten hier in Oberhornbach vielleicht noch Dinkel für vier Tage“, sagt Bruder Paul Dobelke, der als ausgebildeter Müller im Familienbetrieb für das gute Stück aus dem Jahr 1949 zuständig ist. Ansonsten hätte der Mühle ein längerer Stillstand über Wochen gedroht.

Familienbetrieb in fünfter Generation

Die Horbacher Mühle

Die Horbacher Mühle ist über 180 Jahre alt, und der Familienbetrieb der Familie Dobelke leitet die Geschicke der Mühle seit 1912. Bereits in vierter Generation wird das Korn in einem besonderen Kurzhochmahlverfahren zu Mehl vermahlen. Auch wenn Johannes Dobelke mit seinen zwei Brüdern und zwei Schwestern die Unternehmensführung übernommen hat, so sind wertvolle Tipps von den Eltern, Müllermeister Paul-Heinz und seiner Frau Elisabeth, noch heute gefragt. Bei acht Enkeln ist für die fünfte Generation gesorgt. Durch den massiven Rückgang der Bäckereien als Kunden stand die Mühle 2008 vor dem Aus. Die Verantwortlichen entschieden sich für ein neues Marketing mit eigenem Online-Handel und für die Belieferung von Hofläden, was sich ausgezahlt hat.

Ein zweites Standbein

Ein zweites Standbein der Familie ist das reine Logistikunternehmen Horbacher Mühle Pellettransport GmbH. In beiden Firmen arbeiten rund 45 Mitarbeiter. (que)

Man habe dann versucht, Ersatz zu finden, und glücklicherweise hätten Landwirte vom Niederrhein ausgeholfen und auch Bauern aus der näheren Umgebung hätten ihre Unterstützung angeboten und Lagersilos zur Verfügung gestellt.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Wir hatten sogar einen Fahrer, der an diesem 14. Juli an der Burg Ringsheim im Einsatz war und so gerade noch den Fluten entkommen ist. Es ist schlimm, was da passiert ist“, sagt Johannes Dobelke. Danach habe er überlegt, wie man selbst helfen könne.

Da das zweite Standbein des Unternehmens der Horbacher Mühle Pellettransport (HMP) ist, seien mehrere Fahrzeuge mit ihren Pelletsaugern bei vielen Stammkunden in den überfluteten Gebieten im Einsatz gewesen, um die nassen und nicht mehr brauchbaren Pellets aufzusaugen.

Nun hat sich Betriebsleiterin Dörte Sünberg mit der Familie eine weitere Aktion einfallen lassen. Von jeder im August im Online-Shop oder im Hofladen verkauften Bauernbrot-Backmischung zum Preis von 3,49 Euro spendet das Unternehmen einen Euro an die Pfarrcaritas St. Martin in Rheinbach.

„Mein Vetter ist da Präses, und die benötigen dringend Hilfe. Da wissen wir, dass das Geld direkt ankommt“, sagt Johannes Dobelke, der mit seinen Geschwistern sogar überlegt, die Aktion zu verlängern. 

Rundschau abonnieren