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Nach der WahlWie es im Eitorfer Rat weitergeht – Wechselnde Mehrheiten oder ein Bündnis

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Im PZ der Sekundarschule Eitorf verfolgten Bürgermeister Rainer Viehof (parteilos) und Ehefrau Manuela Viehof die Stimmauszählung.

Im PZ der Sekundarschule Eitorf verfolgten Bürgermeister Rainer Viehof (parteilos) und Ehefrau Manuela Viehof die Stimmauszählung.

In den zurückliegenden fünf Jahren gab es im Eitorfer Rat wechselnde Mehrheiten. Die CDU will jetzt Partner für eine feste Zusammenarbeit finden.

Auch ohne AfD-Einzug hat der Eitorfer Gemeinderat ein anderes Gesicht. Die BfE, einst hervorgegangen aus einer Spaltung der EWG, die schon längst Geschichte ist, haben sich verabschiedet. Und die UWG-Fraktion hat sich mehr als verdoppelt. „Das hat alle Erwartungen übertroffen“, freut sich Antonio Moreira über 13,2 Prozent und fünf UWG-Mandate.

Eitorfer Gemeinderat wächst auf 40 Sitze an

Dank eines auf 40 Sitze aufgestockten Rates können auch SPD und Grüne – trotz leichter Stimmenverluste – ein zusätzliches Mandat verbuchen. Durch das „stabile Ergebnis“ ihrer Partei und fast zwei errungener Direktmandate (in Halft fehlten dem SPD-Bewerber nur neun Stimmen) sieht Sara Zorlu die Politik der Sozialdemokraten in Eitorf bestätigt. Dass die SPD keinen Bewerber für das Bürgermeisteramt ins Rennen geschickt hat, bedauert Zorlu, die im Rat im weitermachen will, wenn auch nicht mehr als Fraktionschefin. „Vielleicht werde ich ja Landrätin und räume den Platz“, sagt sie im Hinblick auf die Stichwahl, bei der sie gegen Landrat Sebastian Schuster (CDU) antritt.

„Man merkt schon, dass der Bundestrend durchschlägt“, kommentiert FDP-Vorsitzender Leonhard Tillmanns das Ergebnis seiner Partei. Mit 10,0 Prozent seien die Liberalen in Eitorf vergleichsweise aber gut dran. „Ich gehe davon aus, dass wir im Rat weiter mit wechselnden Mehrheiten arbeiten werden“, sagt Tillmanns. Ob das so kommt, ist eine spannende Frage.

Christdemokraten suchen Partner für ein Bündnis

Der bisherige CDU-Fraktionschef Toni Strausfeld und seine designierte Nachfolgerin Jessica Jacob halten ein Ratsbündnis für sinnvoll. Das Entscheiden mit wechselnden Mehrheiten sei in den zurückliegenden fünf Jahren mit Schwierigkeiten verbunden gewesen und habe in wichtigen Angelegenheiten viel Zeit gekostet. Aber mit wem will die nach wie vor stärkste Kraft – die CDU hat fast vier Prozentpunkte und zwei Sitze hinzugewonnen – koalieren? Für eine Ratsmehrheit sind 21 Stimmen nötig, die CDU hat 15, die SPD elf, Grüne und UWG jeweils fünf, die FDP vier. „Wir werden in den nächsten Wochen Gespräche führen“, kündigt Jacob an. Auch wolle man schauen, wie sich die UWG inhaltlich aufstelle.

Die unterlegene Bürgermeisterkandidatin Jessica Jacob (CDU) behält ihr Ziel, Chefin im Eitorfer Rathaus zu werden im Blick.

Die unterlegene Bürgermeisterkandidatin Jessica Jacob (CDU) behält ihr Ziel, Chefin im Eitorfer Rathaus zu werden im Blick.

Zum Thema Bündnis sagt Moreira bereits: „Wir bleiben unabhängig.“ Die Grünen indes zeigen sich offen. „Lasst uns reden“, sagt Jochen Scholz und fügt hinzu: „auf Augenhöhe“. Die Probleme, die auf Eitorf zukämen seien riesig. Deshalb müsse man sich endlich zusammenraufen. In der Vergangenheit, so der erfahrene Kommunalpolitiker, sei der Wille zur Kooperation im Rat immer wieder auf der Strecke geblieben, weil am Ende jeder wieder durch die eigene gefärbte Brille geschaut habe, „die Lager waren zu unterschiedlich“.

„Es wird einfacher werden“, ist sich der wiedergewählte Bürgermeister Rainer Viehof (parteilos) sicher, was seine Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat betrifft, aus dem ihm in der Vergangenheit mehrfach harte Kritik entgegenschlug. Jeder wisse ja, dass er 2030 nicht noch einmal zur Wahl antreten werde, sagt Viehof. Seinen 60-Prozent-Erfolg am Sonntag führt der 63-Jährige auch auf die Unterstützung durch die UWG zurück, die er im Gegenzug den Wählerinnen und Wählern empfohlen habe. Dass die AfD in Eitorf nicht Fuß fassen konnte, liege auch daran, dass er im Umgang mit dieser Partei vieles richtig gemacht habe.

Jessica Jacob zieht nicht zuletzt aus dem Gewinn des Direktmandats in Merten, wo sie SPD-Urgestein Dietmar Tendler deutlich überflügelte, Mut für die kommunalpolitische Arbeit. Sie strebt den CDU-Fraktionsvorsitz im neuen Rat an und richtet den Blick bereits auf die Wahl 2030: „Bürgermeisterin von Eitorf zu werden, bleibt mein Ziel.“