„Dieser März war eine Ausnahme“Wetterbeobachter messen besonders viel Regen in Hennef

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An seinen Mini-Max-Thermometern liest Josef Bette die höchste und die niedrigste Temperatur des Tages ab

An seinen Mini-Max-Thermometern liest Josef Bette die höchste und die niedrigste Temperatur des Tages ab

Seit Jahrzehnten registrieren Josef Bette und Hans-Günter Linden in Hennef das Wetter. Der März dieses Jahres war besonders.

Das Aprilwetter im März sparte nicht mit Nässe. Die Wetterstatistik für Deutschland weist eine Niederschlagsmenge deutlich über dem vieljährigen Mittel aus. „Dieser März war eine Ausnahme“, bestätigt Josef Bette. Für Hennef-Kurscheid, wo er wohnt, kann der Pensionär das genau beziffern: 111 Liter pro Quadratmeter hat er gemessen.

Diesjähriger März mit hoher Niederschlagsmenge

Bette leert jeden Abend gegen 19 Uhr, wenn er seinen Taubenstall schließt, den Behälter eines Regenmessers und schreibt die Niederschlagsmenge auf. Zudem liest er an zwei Thermometern die höchste und die niedrigste Temperatur des Tages ab.

Bei Trockenheit entfällt die erste Aufgabe natürlich, was von 6. März an nur noch selten vorkam. Mit 22 Litern war der 8. März der niederschlagsstärkste Tag des Monats, „viel Neuschnee“ notierte Bette dazu. „Vor dem Messen musste ich den Schnee erst schmelzen.“

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Über seinen Beruf kam Josef Bette vor mehr als 30 Jahren darauf, das Wetter zu dokumentieren. Der heute 83-Jährige ermittelte im Finanzamt den Wirtschaftswert von landwirtschaftlichen Betrieben. Neben der Bodenqualität seien die Niederschläge ein wichtiger Faktor, erklärt er. „Was nutzt der beste Boden, wenn kaum Regen fällt?“

Bis ins hohe Alter beobachtet Hans-Günter Linden das Wetter – Prognosen machte er nie

Etwa acht Kilometer von Kurscheid entfernt hat Hans-Günter Linden die Wetterbeobachtung Ende 2022 aufgegeben. „Es ist dem Alter geschuldet“, erklärt er. Der 88-Jährige hat über einen noch längeren Zeitraum als Bette Tag für Tag in seinem Garten in Geistigen nachgeschaut, ob und wie viel Regen gefallen ist, jeden Morgen zwischen 7.30 und 8 Uhr. „1979 habe ich damit angefangen“, erzählt Linden.

Bis 2010 meldete er ehrenamtlich die Daten an den Deutschen Wetterdienst. Danach machte er „privat“ weiter. Unter den Eintrag „721,3 l/m2“ zog Linden dann den letzten Doppelstrich. 721,3 Liter Regen gingen in Geistigen im Jahr 2022 nieder.

Linden war von 1970 bis 2006 Jagdaufseher im Niederwildrevier Dürresbachtal sowie von 1990 bis 2018 Natur- und Landschaftswart des Rhein-Sieg-Kreises. Er ist gelernter Technischer Zeichner und hat bei hiesigen Betrieben auch als Konstrukteur gearbeitet.

Zu Wetterprognosen ließ er sich nie hinreißen. Zu viele Faktoren spielten eine Rolle, erklärte er stets. Eindeutig sind hingegen die Schlüsse, die er zieht: „Insgesamt viel zu trocken“, kommentierte Linden ein ums andere Mal die Regenbilanz der vergangenen Jahre.

2018 das regenärmste Jahr, April 2020 der regenärmste Monat

2018 war laut Linden das regenärmste Jahr. In Geistingen summierten sich die Niederschläge auf nur 624,1 Liter pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In nassen Jahren fielen mehr als 1000 Liter, 2017 waren es sogar 1108,3 Liter. Der April 2020 hält mit 5,8 Litern den Trockenheitsrekord in Lindens Tabellen.

Dass es im Hennefer Stadtgebiet (106 Quadratkilometer) große Unterschiede geben kann, zeigt das Beispiel des Starkregens am 14. Juli 2021: Auf Lindens Garten prasselten 66,5 Liter pro Quadratmeter, was etwa einem Monatsdurchschnitt entspricht. Fünf Kilometer entfernt in Lanzenbach seien es mehr als 100 Liter gewesen, berichtet er.

Im Jahr 2022 schnitten auch Geistigen und Kurscheid unterschiedlich ab: Hans-Günter Linden notierte 721,3, Josef Bette 842 Liter. Bei beiden war der September der nasseste Monat (127,1 beziehungsweise 137 Liter) und der August (12,5/8,5 Liter) der trockenste. Insgesamt reihte sich 2022 im Mittelfeld ein.

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