Hennef – Mit einer Fete und einem sehnsuchtsvollen Blick fing alles an. Das war 1979, und Philipp Fackin traf seine große Liebe. „Da stand einer an der Tankstelle neben dem Bauernhof, wo wir feierten“, erinnert er sich.
Ein Hanomag AL 28: Ein robuster Allrad-Lkw mit langer Nase und Kofferaufbau, wie ihn das THW oder auch der Bundesgrenzschutz gerne fuhren. 2500 Mark wurden über die Theke geschoben, und Fackin hatte einen Laster. Oder besser: ein Laster.
Denn das Schrauben am betagten Kraftprotz, der für große Touren ausgerüstet wurde, machte dem Büromaschinenmechaniker so viel Spaß, dass er jede freie Minute unter einer Motorhaube verbrachte. „Ich habe angefangen, alte Autos auszuschlachten und die Ersatzteile zu verkaufen.“ 1983 schaffte der Autodidakt am Schraubschlüssel den ersten Lkw nicht zum Ausschlachten an, sondern um ihn aufzumöbeln und weiter zu verkaufen. Seinen Job hängte er an den Nagel und setzte auf Armeefahrzeuge. „Sonst wäre ich jetzt arbeitslos, Schreibmaschinen gibt es ja heute nicht mehr.“
Schon bald wurde der Platz auf seinem Bauernhof knapp. Fackin und seine Trucks zogen weg aus Mettmann und landeten nach verschiedenen Stationen in Hennef. Seit 1990 ist er jetzt bei Dahlhausen ansässig, und auf den 10 000 Quadratmetern Grundstück steht Stoßstange an Stoßstange. Mehr als 150 Fahrzeuge, überwiegend aus Armeebeständen, hat „Philipp aus dem Hanfbachtal“ im Laufe der Jahre angesammelt. In seinen Lagerhallen stapeln sich Ersatzteile, Werkzeuge, Überraschungskisten, die er im Konvolut mit Fahrzeugen erstand („Die muss ich noch auspacken, da weiß ich noch gar nicht, was drin ist“).
Er kauft von der Bundeswehr, der Schweizer Armee, den Österreichern, Dänen, selbst aus den USA hat er schon Fahrzeuge geholt. „Hier steht mehr als in einem Museum“, sagt der Kriegsdienstverweigerer mit der Vorliebe für Camouflage-Blech. „Viele Leute kommen nur zum Gucken.“
Wie in einem Labyrinth stehen Trucks und Jeeps, Sanitätsfahrzeuge, Bagger, Gabelstapler. Werkstattwagen, Abschleppfahrzeuge und Feuerwehrautos in dichten Reihen, Räder so hoch wie ein Kinderwagen, Profile so tief wie Gummistiefel. Moos wächst auf Windschutzscheiben, Rost nagt an Lack.
Fahrbereit sind sie alle: „Es wird alles in Stand gehalten, bis es verkauft wird“, erklärt Fackin. Tüv-fertig verlassen die Fahrzeuge seinen Hof, haben Liebhaber auf der ganzen Welt gefunden. Der weiteste Export ging an einen Franzosen mit Wohnsitz in China. Auch Kunden aus Saudi-Arabien und den Emiraten griffen schon zu und kauften gleich eine ganze Flotte inklusive Küchenwagen: „Wenn die Scheichs auf Falkenjagd in die Wüste gehen, reisen sie ja mit ihrem ganzen Hofstaat.“ Manchmal kaufen Firmen; sein „Angebot des Monats Dezember“, eine Schneefräse, schnappte sich ein Unternehmen aus Lohmar. Meistens jedoch sind es Sammler, die sich eines der unverwüstlichen Armeefahrzeuge zulegen.
„Die sind was für Privatleute zum Spielen“, schmunzelt der 54-Jährige. Weltreisende Abenteurer oder Trucker, die an Wettbewerben teilnehmen. So wie Fackin selber: Die Wüstentouren hat er aufgegeben und fährt seit 1999 ausschließlich Truck-Trials. Im September machte er den vierten Platz bei einem Wettkampf in Österreich, im Mai fährt er in Frankreich. Groß wie ein Dinosaurier ist sein Faun L 908 SA aus dem Jahr 1957, „Erstausrüstung der Bundeswehr“. Drei Achsen, 178 PS, zwölf Liter Hubraum. 19 284 Kilometer hat der Koloss erst drauf, den Fackin auf dem Hof eines Mucher Unternehmers entdeckte. „Wegen dieses Autos habe ich den Lkw-Führerschein gemacht!“
Verkauft habe er sich eigentlich noch nie, sagt der Mann im ölverschmierten roten Overall. „Ich gucke mir ein Fahrzeug an, und wenn es zu mir spricht, dann darf es zu mir.“ Den ein oder anderen Ladenhüter hat er deshalb zwar auch auf dem Hof stehen, so wie das Feuerwehrfahrzeug mit der 30 Meter langen Drehleiter. „Da ist der Tüv so teuer, das kann sich keiner leisten.“ Aber auch ganz seltene Schätzchen und Kuriositäten sind so in seinen Besitz gekommen. Der Steyr-Puch Haflinger von 1969, ein leichter, offener Geländewagen, den er der Schweizer Armee abkaufte. Eine Pferdekutsche aus dem Jahr 1912, ein Schlauchwagen von 1930.
Die GMC-Trucks aus dem Zweiten Weltkrieg, ein Werkstattwagen, Abschleppfahrzeug und ein Feuerwehrauto sind allerdings unverkäuflich: „Ein bisschen was muss ich ja auch davon haben.“