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EhrenamtDirk Preehl gibt die Leitung des THW Euskirchen nach 25 Jahren ab

Lesezeit 5 Minuten
Das Foto zeigt die Einsatzstelle mit THW-Leuten, die an einem Fachwerkhaus eine Stützkonstruktion aus Holz errichtet haben.

Einer der vielen Einsätze in Preehls Amtszeit: Das THW sicherte in Füssenich 2023 mit der Feuerwehr ein einsturzgefährdetes Haus. 

Menschenfreund, Motor und Konfliktlöser: Nach einem Vierteljahrhundert legt Dirk Preehl sein Amt als Ortsbeauftragter des THW nieder.

Als Dirk Preehl seinen Dienst beim Technischen Hilfswerk (THW) antrat, am 25. April 1987, hatte der Ortsverband Euskirchen seine Unterkunft noch in der Nähe von Iversheim. Der Weg war für ihn kurz, denn der Standort lag an der Straße nach Wachendorf, wo Preehl aufgewachsen ist. Beim THW leistete er seinen Wehrersatzdienst ab, wozu er sich für zehn Jahre verpflichten musste.

Dabei blieb es nicht. Mittlerweile gehört er dem Technischen Hilfswerk seit 38 Jahren an, von denen er 25 Jahre das Amt des Ortsbeauftragten innehatte. So heißen beim THW, einer auf technisch-humanitäre Hilfeleistungen spezialisierte Bundesbehörde, die ehrenamtlichen Leiter der Ortsverbände.

Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass eine Ära zu Ende ging, als Dirk Preehl – nachdem er nicht mehr zur Wahl angetreten war – kürzlich als Chef von knapp 90 THW-Helferinnen und -Helfern verabschiedet wurde. Sein Nachfolger ist Lukas Heinen.

Beim THW Euskirchen geht eine Ära zu Ende

Die offizielle Amtsübergabe wird Ende Juni stattfinden. „Bis dahin führen wir die Geschäfte gemeinsam“, sagte Preehl, der in Eicks wohnt, jetzt im Gespräch mit dieser Zeitung. Seinen Schritt begründete er so: „Ich habe immer viel Verantwortung übernommen. Irgendwann muss man aber den Staffelstab abgeben und Platz für junge Leute machen, um sie zu fördern. Sonst findet keine Entwicklung statt.“

Ein Porträtbild.

Ein Vierteljahrhundert war Dirk Preehl Ortsbeauftragter des THW Euskirchen.

Ein Kran hievt die Brücke unter den Augen von THW-Einsatzkräften an ihren Platz.

In Roitzheim war das THW im Einsatz, als nach der Hochwasserkatastrophe eine provisorische Erftbrücke eingesetzt wurde.

Den Wehrersatzdienst als Alternative zum Militär („Katastrophenschutz statt Bundeswehr“, so Preehl) hätte er eigentlich gar nicht absolvieren müssen: „Aus familiären Gründen war ich freigestellt, ich wollte aber einen Dienst an der Gemeinschaft leisten“, erzählt er von seiner damaligen Motivation.

2000 wurde Dirk Preehl Ortsbeauftragter in Euskirchen

Schnell fand er Gefallen am THW, durchlief nach der Grundausbildung eine Fachausbildung und wurde schon 1991 Zugführer. Von 1997 bis 2000 fungierte er als Ausbildungsleiter. „In meiner Anfangszeit gab es nur noch eine Handvoll Helfer.“ Das habe sich unter seiner Regie rasch geändert: „Wir haben jedes Jahr 20 bis 30 neue Helferinnen und Helfer ausgebildet.“

2000 trat der heute 56-Jährige als Ortsbeauftragter in die Fußstapfen von Josef Schneider. Vorher hatte er die notwendigen Qualifikationen erworben, so Preehl: „Wirtschaftliche Kenntnisse, Führungskraft, Kommunikation und anderes mehr.“

Das war eine desolate und unwürdige Liegenschaft.
Dirk Preehl über die alte Unterkunft am Jülicher Ring

Das THW hatte seinen Sitz mittlerweile am Jülicher Ring in Euskirchen, neben dem Friedhof. „Das war eine desolate und unwürdige Liegenschaft“, sagt Preehl über den früheren Standort, von dem sich der Ortsverband verabschiedete, als 2013 die neue Unterkunft an der Otto-Lilienthal-Straße im Gewerbegebiet Euro-Park bezugsfertig war.

Den Neubau bezeichnet das THW Euskirchen in der jüngsten Ausgabe seines regelmäßig erscheinenden Newsletters als einen der Meilensteine in der Entwicklung des Ortsverbandes, für die Preehl verantwortlich zeichnet. Unvergessen in seiner Amtszeit sind auch die Einsätze bei Hochwasserkatastrophen im Osten Deutschlands – 2002 und 2013 – und natürlich im Kreis Euskirchen 2021.

Nach der Flut waren 850 THW-Kräfte im Kreis Euskirchen

Damals, so der Ortsverband, „koordinierte er mit den politischen Entscheidungsträgern der Kommunen, des Kreises und des Landes die Rettungs- und Hilfsmaßnahmen durch das THW, sowohl in der Akutphase als auch beim Wiederaufbau“. Zeitweise seien im Kreis Euskirchen während der Flut 850 THW-Einsatzkräfte zur Stelle gewesen.

In Euskirchen ist ein Technischer Zug stationiert, bestehend aus einer Bergungsgruppe, einer Fachgruppe N (Notversorgung und Notinstandsetzung) und einer Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen. Das Einzugsgebiet des Ortsverbandes bilden im Wesentlichen die Kommunen Euskirchen, Bad Münstereifel, Weilerswist, Zülpich und Mechernich.

Die Bandbreite der THW-Einsätze ist groß

Ihr Rüstzeug erhalten Helfer, Helferinnen und Zugführer im Rahmen von Lehrgängen an drei THW-Bundesschulstandorten in Hoya (Niedersachsen), Neuhausen auf den Fildern (Baden-Württemberg) und Brandenburg an der Havel (Brandenburg). Dort werden sie so ausgebildet, dass sie der Bevölkerung in Not- und Unglücksfällen mit Technik und Know-how helfend zur Seite stehen können, in Deutschland und weltweit, wie die Bundesanstalt es formuliert.

Die Bandbreite ist groß, wie Preehl mit einigen Beispielen aus der jüngeren Vergangenheit verdeutlicht. Er nennt den Bau einer provisorischen Erftbrücke nach der Flut in Roitzheim, die Unterstützung der Feuerwehr bei einem Großbrand in der Papierfabrik bei Bessenich oder auch das Abstützen eines einsturzgefährdeten Hauses in Füssenich.

Die Kooperation mit Polizei, Feuerwehr, dem Kreis Euskirchen und auch mit der DLRG ist hervorragend.
Dirk Preehl

„Wir werden in der Regel im Wege der Amtshilfe von der Polizei und der Feuerwehr angefordert – auch wenn illegale Cannabisplantagen geräumt werden, zu Bombenentschärfungen oder zum Ausleuchten der Straße bei Verkehrskontrollen“, berichtet der scheidende Dienststellenleiter. 2024 kamen 31 Einsätze zusammen.

„Die Kooperation mit Polizei, Feuerwehr, dem Kreis Euskirchen und auch mit der DLRG ist hervorragend“, schwärmt Dirk Preehl, für den „absolute Loyalität gegenüber diesen Partner“ enorm wichtig ist.

Die Aufgaben eines THW-Chefs: Dirigent, Motor, Konfliktlöser

Als Ortsbeauftragter sei er Dirigent, Konfliktlöser und „der Motor, der die Drehzahl hoch halten muss, damit die Einsatzfähigkeit des Verbandes stets gewährleistet ist“. Gleichzeitig müsse man ein Menschenfreund sein, der die Gabe besitze, Leute zusammenzuführen: „Ein Kommisskopf ist dafür nicht geeignet.“

In seiner Bilanz darf die kürzlich erlangte Rezertifizierung der THW-Liegenschaft mit dem EU-Umweltschutzgütesiegel EMAS nicht fehlen. Apropos: Die Unterkunft gilt als Vorzeigestandort, die immer wieder von Experten, auch aus dem Ausland, besichtigt wird, wie vor einiger Zeit von einer Delegation aus der Türkei.

Dass der Ortsverband so gut aufgestellt sei, sei selbstverständlich nicht ihm allein zu verdanken: „Das geht nur, wenn man, wie ich, die besten Helferinnen und Helfer und Topgruppenführer hat“, betont Preehl, der sehr stolz auf den mit 20 Prozent hohen Frauenanteil ist.

Ausdrücklich erwähnt er Zugführer Burkhard Aehlich: „Er ist mein langjähriger Begleiter, der mir den Rücken frei hält. Ohne ihn hätte ich das alles nicht geschafft.“


Zur Person: Dirk Preehl wird dem THW erhalten bleiben

Dirk Preehl ist Maler- und Lackierermeister, außerdem Betriebswirt. Er absolvierte eine Reihe von Fortbildungen, unter anderem in den Bereichen Arbeitssicherheit, Luft-, Trinkwasser- und Lebensmittelhygiene, Gefahrgut und Gefahrstoffe, Brandschutz sowie Konflikt-Management.

Der Eickser arbeitet bei einem Unternehmen, das multitechnische Dienstleistungen erbringt. Die ehrenamtliche, „oft kräftezehrende Arbeit beim THW wäre ohne meine Partnerin nicht möglich“, lobt er seine Lebensgefährtin Regina.

Auch nach der Amtsübergabe an Lukas Heinen wird er dem THW erhalten bleiben: als Umweltmanagement- und Sicherheitsbeauftragter für die Ortsverbände Euskirchen und Schleiden.