SiebengebirgsmuseumNeue Sonderausstellung zeigt verborgene Schätze aus dem Depot

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Vor dem imposanten Ölgemälde „Am Rhein“ (um 1890) von Eduard Hein: Museumsleiterin Dr. Sigrid Lange.

Königswinter – Die Zwangsschließungen wegen der Corona-Pandemie haben großen, aber auch kleinen Museen mitunter Zeit gegeben, mal einen tieferen Blick in ihre Depots zu werfen. Dass dabei wahre Schätze (wieder) ans Licht kommen können, beweist das Siebengebirgsmuseum in der Altstadt von Königswinter. „Lieblingsstücke“ hat Museumsleiterin Dr. Sigrid Lange eine neue Ausstellung überschrieben, in der eben jene Schätze zu sehen sind, die sonst oft im Verborgenen bleiben.

„Herzstücke“ ist der zentrale Bereich der neuen Ausstellung in dem Raum betitelt, der sonst meist der Sammlung Rheinromantik vorbehalten ist und in dem das Museum Bilder des Königswinterer Künstlers Franz Ittenbach und Original-Gedicht-Manuskripte des Dichters Wolfgang Müller von Königswinter zeigt.

In Darstellung des heiligen Petrus stecken Anspielungen auf Königswinter

Ein Stück daneben hängt ein Spieß aus dem 17. Jahrhundert, der dem letzten Königswinterer Nachtwächter zugeschrieben wird. Ein Thema, das nach Einschätzung Langes ebenso weitere Forschung verdienen würde wie beispielsweise die Tradition der Hochzeitskiste, von denen eine von Franz Josef Krings (1886-1968) in der Ausstellung zu sehen ist, die Emma und Anselm Bachem zu ihrer Silberhochzeit 1916 geschenkt wurde.

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Eine Hochzeitskiste der Familie Bachem (1916).

Eine Ehrentafel aus dem Jahr 1920 zeigt Fotografien von 104 im Ersten Weltkrieg gefallenen Soldaten aus Königswinter. Als „absolutes Highlight“ bezeichnet Lange eine Darstellung des heiligen Petrus von August Karstein, das bei genauerer Betrachtung voller Anspielungen auf Königswinter und dessen Steinbruchgeschichte steckt, ist Petrus doch der Schutzpatron der Steinhauer.

Sonderausstellung „Lieblingsstücke“, bis 24. Oktober; Siebengebirgsmuseum, Kellerstraße 16, 53639 Königswinter, Tel. (0 22 23) 37 03; dienstags bis freitags 14 bis 17 Uhr, samstags 14 bis 18 Uhr, sonn- und feiertags 11 bis 18 Uhr. (csc) www.siebengebirgsmuseum.de

Ein Jubiläumsschild für die Firma Bachem aus dem Jahr 1865, eine Weinverbesserungstabelle von Anfang des 19. Jahrhunderts, das Modell eine Frachtseglers, Steine aus der mineralogischen Sammlung des Hauses, ein Bozzetto des Eselsdenkmals von Ernemann Sander (1925-2020), die Marmorskulptur zweier Kinder des Bad Honnefer Bildhauers Peter Terkatz oder ein Schubladenkästchen beziehungsweise eine Daktyliothek, also eine Sammlung kleiner Abgüsse antiker Kunstwerke aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, die früher als Souvenirs beliebt waren, zählen ebenfalls zu den „Lieblingsstücken“ aus dem Depot.

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„Lustige Rheinfahrt“ von Caspar Scheuren (1810-1887).

Die Geschichte der Museumssammlung reicht inzwischen fast 100 Jahre zurück: 1926 hatten sich laut Sigrid Lange Königswinterer Bürgerinnen und Bürger zusammengetan in einer Arbeitsgemeinschaft zur Pflege der Heimat, dem heutigen Heimatverein Siebengebirge, um ein Heimatmuseum zu gründen. Schon ein Jahr später konnte es in den Räumen des Wohlfahrtsgebäudes (heute Kunstforum Palastweiher ) in der Winzerstraße eröffnen. Seit 1939 ist die Sammlung des Heimatvereins, die bis heute Kern des Siebengebirgsmuseums ist, in der Kellerstraße zu sehen.

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Vor zehn Jahren ist das Haus im Zuge der Regionale 2010 erweitert und vom Heimat-zum Regionalmuseum für Rheinromantik geworden. Durch Schenkungen, Ankäufe und Leihgaben ist die Sammlung auf mehr als 8000 Objekte angewachsen, die Themenbereiche abdeckt wie die Landschafts- und Wirtschaftsgeschichte oder auch den Tourismus am Drachenfels.

Einige der ausgestellten „Lieblingsstücke“ gehören schon lange zum Bestand des Hauses, andere erst seit kurzem. So konnte ein Aquarell mit einer Darstellung Königswinters aus dem Jahr 1925 und ein Werk des Malers Richard Seewald (1889-1976), erst im Jahr 2019 von der Stadt Königswinter zusammen mit dem Heimatverein und der Bürgerstiftung Königswinter angekauft werden.

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