Investor baut in Wahlscheid-SüdNeue Blockhäuser aus Massivholz für Lohmar

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Durch Dachbegrünung und Erdwärme sollen die Bewohner Energiekosten sparen.

Durch Dachbegrünung und Erdwärme sollen die Bewohner Energiekosten sparen.

Lohmar – Blockhäuser aus Massivholz und moderne Architektur müssen kein Widerspruch sein. In Wahlscheid-Süd entstehen Mehrfamilienhäuser aus dem nachwachsenden Rohstoff – ein solch großes Projekt sei in der Region bislang einmalig, sagte Jürgen Lemmer, Chef von Fullwood Wohnblockhaus. Der Stadtentwicklungsausschuss hat bereits zugestimmt, Baubeginn soll im Frühjahr 2020 sein, die Fertigstellung 15 Monate später.

Wände ohne Putz

An der Peiferwiese, angrenzend an das Bauprojekt der GWG und den Lidl-Parkplatz, entstünden 20 Wohnungen mit zwei bis vier Zimmern und einer Gesamtwohnfläche von 1650 Quadratmetern, sagte Architekt Heinz Hennes. Er war bislang ein reiner „Stein-auf-Stein-Planer“ und musste umdenken. Er habe viel gelernt in der Zusammenarbeit mit dem Bauherrn und Investor, der Kontakt sei eng gewesen, auch durch die räumliche Nähe. Hennes sitzt in Lohmar-Inger, das inhabergeleitete Unternehmen Fullwood hat eine seiner vier Niederlassungen im Ortsteil Oberstehöhe.

Mit Holz könne man schlanker bauen, die Wände bekämen keinen Putz, das Wasser müsse ablaufen können. Gearbeitet werde nicht mehr mit chemischem Holzschutz; eine Lasur, in diesem Fall hell- und dunkelgrau, lasse die Oberflächenstruktur des Kiefern- und Fichtenholzes erkennen. Nur das Kellergeschoss mit Tiefgarage, die Treppenhäuser und der Aufzugschacht sind aus Stahlbeton.

Die Feuergefahr in einem Wohnhaus aus Massivholz sei geringer als in einem Bau mit Stahlträgern: „Die knicken nach 15 Minuten ein“, erläutert Jürgen Lemmer.

Durch Dachbegrünung und Erdwärme sollen die Bewohner Energiekosten sparen.

Durch Dachbegrünung und Erdwärme sollen die Bewohner Energiekosten sparen.

Entstehen soll hier erschwinglicher Wohnraum. Das Material sei zwar teurer, am Ende zahlten die Bewohner aber voraussichtlich nicht mehr als in einem Haus in konventioneller Bauweise, so die Bauherren. Dafür sorgten die Vorfertigung sowie niedrige Nebenkosten durch Erdwärme, die 80 Prozent des Verbrauchs decken soll, und durch eine Dachbegrünung. Die beiden Häuser hätten „keine Schattenseiten“, schwärmte der Architekt, das Nebengebäude für die Fahrräder schirme den Lidl-Parkplatz ab.

Es gebe jetzt schon Anfragen, sagte Lemmer, man wolle aber erst mal fertigbauen vor der Vermarktung. Fullwood habe als Hersteller und Investor mehr Möglichkeiten als ein reiner Bauträger, erläuterte Heinz Hennes: „Diese müssen nach Vorgabe der Banken erst 50 Prozent der Wohnungen verkauft haben, bevor sie anfangen können.“

Weitere Flächen werden geprüft

Vier Umwelt-Auszeichnungen hat die Stadt Lohmar schon bekommen, drei European Energy Awards und einen Preis für die drei Holzbrücken. Umweltgerechtes Bauen sei wichtiger Bestandteil der Stadtplanung, sagte Bürgermeister Horst Krybus.

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Die Stadtverwaltung habe eines ihrer Grundstücke in Wahlscheid für die Mehrfamilienhäuser aus Massivholz verkauft. Dort entstehe erschwinglicher, wenngleich kein öffentlich geförderter Wohnraum. Das geschehe dafür nebenan beim GWG-Projekt mit insgesamt 32 Wohneinheiten. Derzeit werde unter dem Titel „Lohmar 2030“ geprüft, wo die Stadt noch Grundstücksflächen für den Wohnungsbau zur Verfügung stellen könne.

Das Unternehmen Fullwood, das 100 Mitarbeiter beschäftigt, kann sich auch an anderer Stelle im Stadtgebiet eine Investition vorstellen. Die Holzhaus-Quote in Deutschland sei stark gewachsen auf derzeit 18 Prozent im Schnitt. In anderen Ländern wie der Schweiz gebe es restriktivere Bauvorgaben und viel mehr Häuser aus dem CO2 sparenden Baustoff.

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