Nachhaltig wohnenWindecker sprechen über ihr Leben im Strohballenhaus

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Viel Eigenleistung haben Lucia und Philipp Brücken in ihr Haus gesteckt.

Windeck – In der Küche von Lucia und Philipp Brücken gibt es Hängeschränke. Das ist eigentlich normal und für den Laien doch ein wenig überraschend: Die Familie aus Schladern wohnt in einem Strohballenhaus. Und an solchen Wänden, so vermutet man, lassen sich schwere Schränke sicherlich nicht verankern. Falsch: Es gehe im Grunde alles, stellen die beiden richtig. Man müsse nur viele Sachen vorplanen. Zum Beispiel die Position der Hängeschränke, für die ein Querbalken ins Holzgerüst eingezogen wird.

Es gibt nur wenige Einschränkungen

Im Oktober 2015 hatten die beiden mit dem Hausbau begonnen. Wichtig war dem Paar von Anfang an, mit ökologischen Baustoffen zu arbeiten, die gute Wärmedämmung zählt für sie ebenso wie das gute Raumklima. Mit kleinen Einschränkungen – Bilder hängen an den Deckenbalken – kann die fünfköpfige Familie gut leben.

Ressourcen schonen vor der Haustür

„Global denken, lokal handeln“: Seit der Welt-Klimakonferenz 1992 in Rio de Janeiro steht dieser Appell für das Bemühen, das Weltklima zu schützen, die natürlichen Ressourcen zu schonen und die Natur nicht weiter zu zerstören. Und das schon vor der eigenen Haustür.

Auch im Rhein-Sieg-Kreis gibt es Einzelpersonen und Initiativen, die sich diesem Gedanken verpflichtet fühlen. In unserer Reihe „Nachhaltig leben im Rhein-Sieg-Kreis“ stellen wir in loser Folge solche Beispiele vor.

Hier kommen Menschen zu Wort, die ihr Fachwissen und ihre persönlichen Erfahrungen mit unseren Leserinnen und Lesern teilen.

Wir wollen Sie ermutigen und zeigen, welche Möglichkeiten auch im Kleinen bestehen, einen schonenden Umgang mit Ressourcen, Klima und Natur zu leben. (dk) 

Lucias Vater, der als Architekt schon mehrere Strohballenhäuser gebaut hat, lieferte den Entwurf, im April 2016 wehten die Bänder am Richtkranz über dem Holzständerwerk. 550 Strohballen in drei Längen wurden wenige Tage später aus Euskirchen geliefert, auch die Höhe der Etagen richtet sich nach dem Maß der Ballen. Damit man nicht so viel schneiden müsse, berichten die Brückens. Das geht grundsätzlich, ist aber zusätzlicher Aufwand, wenn das Stroh zwischen die Holzstände geschoben wird.

Wer geschickt ist, kann viel selber machen

Bei mehreren solcher Häuser hatten Lucia und Philipp Brücken schon mitgeholfen, nun waren Familie und Freunde regelmäßig auf der Baustelle in Schladern, stopften Stroh in die Gefache, schlämmten und glätteten den in zwei Schichten aufgetragenen Lehmputz. Korkschüttung dämmt unter den Holzböden, weiße Lehmfarbe deckt das Braun des Baustoffs. „Eigentlich kann man fast alles selbst machen“, sagt Maschinenbauer Philipp Brücken, „wenn man handwerklich ein bisschen geschickt ist.“

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Aus zwei Lehmschichten, Stroh und Holz bestehen die Wände des Windfangs.

Von außen schützen wasserfester Putz und Holzverschalung die Wände. 50 Zentimeter Dachdämmung aus Holz, Stroh und Lehm halten Hitze draußen und Wärme im Haus; auf dem Dach sind Paneele für Photovoltaik und Solarthermie installiert.

Zentraler Holzofen erwärmt Wasser und Luft

Ein zentraler Holzofen liefert zu 30 Prozent Wärme für die Zimmer und zu 70 Prozent für die Warmwasserbereitung, an sonnigen Tagen muss der Ofen aber selbst im Winter nicht angefacht werden. Etwa 800 Kilowattstunden Strom kaufen die Schladerner zu – im ganzen Jahr. Und auch diesen Verbrauch würde Philipp Brücken gern noch senken. Einen Akkuspeicher für Solarenergie gibt es bereits, aber „man müsste saisonal speichern können“ – im Winter verbrauchen, was im Sommer an Strom erzeugt wurde. Mit Interesse sieht der Ingenieur der Marktreife eines Elektroautos entgegen, das auch als Batteriespeicher für das Haus dienen kann.

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Muss man für so viel Ökologie und sparsamen Umgang mit Ressourcen beim Bauen besonders tief in die Tasche greifen? „Schwierig“ sei ein solcher Vergleich, erklärt Philipp Brücken. Ein Strohballenhaus erlaube viel mehr Eigenleistung als der konventionelle Neubau; noch dazu ist Stroh ist im Einkauf erheblich günstiger als andere ökologische Baustoffe. Aber: „Wenn man alles vergeben würde, wäre es geringfügig teurer.“

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