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Krank im HochsommerÄrztinnen sehen in Rhein-Sieg keine Häufung von Corona-Fällen

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Medikamente und eine Kanne Tee zur Bekämpfung einer Erkältung sind auf einem Nachttisch aufgestellt.

Auch im Sommer können Infekte zuschlagen, Corona-Infektionen sind ebenfalls noch nicht vom Tisch. Eine Häufung gebe es aber laut Ärztinnen nicht. (Symbolbild)

Erkältungen und Infektionen im Sommer treten immer wieder auf. Bei vielen ist vor allem das Corona-Virus schon fast aus dem Bewusstsein verschwunden. 

Der Kollege lange krank, die Mutter außer Gefecht gesetzt, ein Freund für Tage ins Bett geworfen: Corona-Fälle gibt es auch im Sommer 2025 noch. Sind sie aber ein Zeichen für gehäuftes Auftreten?

Nein, sagt entschieden Elke Cremer, Hausärztin mit Praxis in Troisdorf und Vorsitzende der Kreisstelle Rhein-Sieg-Kreis im Hausärzteverband Nordrhein. „Das deckt sich keinesfalls mit Beobachtungen in unserer Praxis.“ Ebenso wenig stehe dies im wöchentlichen Bericht des Robert-Koch-Instituts (RKI), auf den sie verweist. In der 30. Meldewoche (21. bis 27. Juli) wurden dem Institut 744 nachgewiesene Covid-Erkrankungen gemeldet, einige mehr als in der Vorwoche, aber deutlich unter den Zahlen noch aus dem Juli 2024.

Rhein-Sieg-Kreis: Keine Häufung von Corona-Fällen in Arztpraxen

Eine akute Häufung sieht auch Jacqueline Hiepler nicht. Sie ist Ärztin in Hennef und Mitglied im Vorstand der Ärztekammer Rhein-Sieg. „Allerdings gibt es vor allem bei den jüngeren Menschen bis Mitte 30 eigentlich jeden Sommer seit vier Jahren vermehrt Corona-Fälle“, sagt sie. Sie bezeichne das inzwischen auch als eine Art „Grundrauschen“.

Aber natürlich bemerkten Ärztinnen und Ärzte nur Fälle, die auch in die Praxis kämen, um sich behandeln zu lassen und sich krankschreiben ließen. Manche gingen möglicherweise von einer normalen Erkältung aus und testeten sich überhaupt nicht mehr auf das Corona-Virus. Die Leute hätten Corona einfach nicht mehr so auf dem Schirm.

Abwassermonitoring des RKI zeigt leichten Anstieg von Corona-Viren

Tatsächlich zeigt das wöchentliche Abwassermonitoring des Robert-Koch-Instituts (RKI), mit dem die Viruslast im Abwasser in Deutschland beobachtet wird, deutschlandweit einen leichten Anstieg der SARS-CoV-2-Viren (Corona-Viren) in den vergangenen Wochen. Die Viruslast für die Woche vom 24. bis 30. Juli wird demnach mit rund 23.000 pro Liter Abwasser angegeben. Hierbei sind 67 Kläranlagen in die Bewertung eingeflossen. Etwa 25 Prozent der Bevölkerung werden damit abgedeckt.

Zum Vergleich: In der gleichen Kalenderwoche 31 im Vorjahr betrug die Viruslast fast 69.000 Genkopien pro Liter bei einer Anzahl von 157 Kläranlagen und entsprach 33,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Werte waren damals also deutlich höher.

Es scheint sich eine gewisse Grundimmunität aufgebaut zu haben.
Elke Cremer, Hausärztin in Troisdorf

Auch die bestätigten RSV- und Influenzafälle (RSV steht für das Respiratorische Synzytial-Virus), ebenfalls eine Atemwegserkrankung, sind laut der „Zusammenfassenden Bewertung der epidemiologischen Lage“ auf einem niedrigen Niveau. „Es wird ja nicht mehr getestet“, räumt Hausärztin Cremer ein. Dabei gebe es inzwischen auch sehr gute Drei- oder Vierfach-Tests auf Corona, RSV sowie Influenza der Typen A und B. Wer Vorerkrankungen habe oder vulnerable Personen treffen wolle, sollte einen Test machen.

Wenn es überhaupt Infektionen gebe, dann sehe sie doch keine schweren Verläufe, sagt Cremer. „Es scheint sich eine gewisse Grundimmunität aufgebaut zu haben“, wegen der Impfungen einerseits und wegen durchgemachter Infektionen andererseits. Eine Zunahme der akuten Atemwegserkrankungen werde es geben, wenn die Temperaturen fielen. Aber: „Es gibt Impfungen“ – für die Covid-Impfungen und Grippe verweist Cremer auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko). Gegen das RS-Virus sollte man sich ab 75 Jahren impfen lassen, chronisch Kranke wie beispielsweise Asthmatiker bereits ab 60.

„Es ist immer noch eine ernsthafte Erkrankung“, wirbt die Hausärztin zur Vorsicht im Umgang mit der Grippe. Jedes Jahr sterbe daran eine fünfstellige Zahl von Menschen. Neben der Schutzimpfung seien alle aus der Pandemiezeit bekannten Verhaltensmaßregeln gut – „auch wenn es nicht um Covid geht“.