Eissporthalle, Saunas, KinosFreizeitbranche in Rhein-Sieg reagiert auf Energiepreise

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In der Eishalle Troisdorf kommt Geschäftsführer Heinz-Peter Walterscheid um drastische Preissteigerungen nicht herum.

Rhein-Sieg-Kreis – Mit Sorge blickt Heinz-Peter Walterscheid auf den kommenden Winter. Eigentlich ist es die Zeit, in der in der Troisdorfer Eissporthalle Hochbetrieb herrscht. In diesem Jahr mischt sich in die Vorfreude auf die Hauptsaison aber viel Unsicherheit. Die steigenden Energiepreise setzen dem Betrieb stark zu – mit Folgen, die schon jetzt deutlich zu spüren sind.

„Das ist ein sehr unschönes Thema für uns“, sagt der Geschäftsführer der Eissporthalle in Troisdorf. 13 Hobbymannschaften trainieren in der Halle – sie ist die Spielstätte des Eishockeyclubs Troisdorf Dynamite, dessen Geschäftsführer-Posten Walterscheid ebenfalls inne hat. „Fakt ist, dass wir um eine drastische Preissteigerung nicht herumkommen“, sagt Walterscheid. Um 20 Prozent habe er die Preise für die Vereine anheben müssen, anders könne er die steigenden Energiepreise nicht kompensieren. Bislang zögen alle Vereine mit. „Die wollen spielen und sind dementsprechend auch bereit, etwas mehr zu zahlen“, sagt der Geschäftsführer der Eishalle.

Saunapark Siebengebirge wirft bangen Blick Richtung Herbst

Größere Sorgen bereiten ihm die ebenfalls unumgänglichen Preissteigerungen, die auf Besucher zukommen, die zum gelegentlichen Schlittschuhlaufen kommen. Die Belastungen für Privathaushalte seien so hoch, da sparten die Leute zuerst im Freizeitbereich, befürchtet Walterscheid. Und: „Das wird schmerzen, aber ich hoffe, dass wir das alles hinbekommen.“

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Die Hoffnung darauf, dass er trotz explodierender Energiepreise durch die kommenden Monate kommen wird, treibt auch Frank Rösgen an. Rund 20.000 Quadratmeter an Pools, Saunen und Spa umfasst Rösgens Saunapark Siebengebirge in Königswinter. „Wir beschäftigen uns derzeit damit, wie wir die Anlage energetisch umstellen können“, sagt der Unternehmer.

Der Saunapark werde mit einem Blockheizkraftwerk betrieben, das mit Gas Wärme und Strom produziere. Damit könnten 50 Prozent des benötigten Stroms selbst hergestellt werden. Das bedeute aber auch: Wenn weniger Wärme benötigt werde, werde auch weniger Strom produziert. Deshalb sei es schwierig, die Temperaturen in einzelnen Bereichen herunterzufahren. Auch die Saunen würden aktuell wie gewohnt betrieben. „Wir halten das Angebot so lange aufrecht, wie wir auch Gas bekommen“, betont Rösgen. Allerdings müsse man auch die Nachfrage in den Blick nehmen. Es sei durchaus zu befürchten, dass durch Preissteigerungen weniger Menschen den Saunapark besuchen könnten. Bislang habe die Nachfrage der Kunden jedoch noch nicht nachgelassen.

Cineplex Siegburg befürchtet Streichung von Vorstellungen

Erste Konsequenzen hat Rösgen bereits gezogen: Seit August wurden die Preise für eine Tageskarte um einen Euro auf 30 Euro erhöht. Der Tarif für die Zuzahlungen für 30 Minuten steigt von einem Euro auf 1,50 Euro. Trotz aller Schwierigkeiten zeigt sich Rösgen kämpferisch: „Wir sind nach zwei Jahren Pandemie krisenerprobt – auch diese Situation werden wir durchstehen.“

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Im Cineplex blicken die Betreiber besorgt auf den Herbst, auch wegen einer Maskenpflicht.

Claudia Hebbel, Geschäftsführerin des Cineplex am Siegburger Europaplatz, geht davon aus, dass ihre Branche im Winter empfindlich getroffen werden könnte, sollte Putin den Gashahn zudrehen: „Niemand setzt sich in einen kalten Kinosaal.“ Derzeit herrsche wegen der Sommerferien nicht viel Betrieb, weshalb man auf den Herbst hoffe. Sie fürchtet, dass dann außerdem wieder eine coronabedingte Maskenpflicht zum Problem werden könnte.

Die Stromkosten hätten sich verdreifacht, und ohne Strom könne man nun mal keinen Film zeigen. Schlimmstenfalls werde man wohl Vorstellungen streichen müssen. „Wir werden ständig in Angst und Panik versetzt“, kritisiert die Geschäftsführerin aber auch mit Blick auf Corona und Gasversorgung. Indes: „Wir wissen noch gar nicht, wie der Winter läuft.“

Siegburger Hotel will Kosten nicht an die Gäste weitergeben

Im „Friendly Cityhotel Oktopus“ an der Zeithstraße wird mit Blick auf den Winter derzeit umgerüstet: Geschäftsführer Thomas Oharek zufolge werden gerade die Heizungsthermostate im älteren Gebäude des 2018 erweiterten Hotels auf elektronische Technik umgestellt. „In nicht belegten Zimmern können wir dann zentral die Heizung abstellen.“ Das System erkenne auch, wenn eine Heizung bei geöffnetem Fenster laufe.

Sollte wegen einer Gaskrise das benachbarte Oktopus-Hallenbad schließen müssen, könne mit dem dortigen Blockheizkraftwerk für Pellets das Hotel geheizt werden. Der Haken: Eine Schließung des Bads würde sich auch negativ auf die Belegung des Hotels mit seinen 86 Zimmern auswirken. Preiserhöhungen hält Oharek nicht für geeignet, um auf steigende Energiepreise zu reagieren. Denn die habe es wegen höherer Tariflöhne und gestiegener Lebensmittelpreise bereits gegeben: „Man kann nicht alles an die Kunden weitergeben.“

Im Huma-Parkhaus in Sankt Augustin wird Licht gespart

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Der Center-Manager des Huma Sankt Augustin, Nicolas Simmich.

Ein „permanentes Thema“, sei die Suche nach energetischen Einsparungen für das Einkaufszentrum Huma in Sankt Augustin, sagt Center-Manager Nicolas Simmich. Geheizt werde mit Erdwärme, was das Huma in eine deutlich bessere Ausgangssituation versetze als viele ältere Gebäude. Zudem sei bereits investiert worden: „Im Parkhaus haben wir mittlerweile die Möglichkeit, einzelne Etagen abzudunkeln, wenn dort niemand parkt.“ Zudem stünden die Türen bei der Anlieferung nicht mehr permanent auf.

Die Lieblingsmaßnahme des Center-Managers: „Wir reißen morgens die Eingangstüren und die Sicherheitsfenster an den Dächern auf – damit können wir das Gebäude um ein Grad abkühlen. Und das völlig kostenfrei.“  

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