Feiern„Mischvergiftungen machen uns Sorgen“ – Kinderklinik Sankt Augustin rüstet sich für Karneval

Lesezeit 4 Minuten
Privatdozent Dr. Tobias Hannes ist als Oberarzt Leiter der Intensivstation und Notfallversorgung für Kinder an der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin.

Privatdozent Dr. Tobias Hannes ist als Oberarzt Leiter der Intensivstation und Notfallversorgung für Kinder an der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin.

38 Kinder wurden vergangenes Jahr wegen einer Alkohol- oder Drogenvergiftung stationär in der Kinderklinik behandelt. Auch Rettungsdienst und Polizei bereiten sich vor.

Der Countdown läuft: Weiberfastnacht läutet traditionell die jeckste Phase des Karnevals ein. Dann werden bis Aschermittwoch wieder Zehntausende Menschen bei Zügen, Sitzungen und Partys feiern. Polizei, Ordnungsamt, Rettungsdiensten und Krankenhäusern stehen Großkampftage bevor. Wir haben nachgefragt, wie sich die Einsatzkräfte vorbereiten.

Weiberfastnacht: Keine geplanten Operation in Sankt Augustiner Kinderklinik

„Es ist nicht nur der Alkohol, auch synthetische Drogen sind eine Gefahr für Kinder und Jugendliche im Karneval.“ Privatdozent Dr. Tobias Hannes weiß, wovon er redet. Als Oberarzt leitet der Mediziner die Notfallversorgung an der Asklepios Kinderklinik in Sankt Augustin. Das Personal ist auf Karneval vorbereitet. Weiberfastnacht gebe es keine geplanten ambulanten Operationen. Alle stünden bereit, um sich sofort um eingelieferte Kinder und Jugendliche kümmern zu können.

Ein Blick in den Notfallplan bestätigt das. In kürzester Zeit können bis zu zehn Personen aktiviert werden, wenn ein hilfloses Kind eingeliefert wird.  Anästhesisten, Chirurgen, Intensivmediziner, Radiologen, Neurochirurgen und Kindermediziner stünden sofort bereit. „Wir kommen im Notfallzimmer am Bett des eingelieferten Patienten zusammen und beraten gemeinsam“, erklärt Hannes. So würde wertvolle Zeit gewonnen.      

„Die Mischvergiftungen machen uns Sorgen“, sagt Hannes.  Es gebe dann auch Atemaussetzer. Da sei eine schnelle Diagnose wichtig. Aufgrund der langjährigen Erfahrungen könnten die Mediziner anhand von erhöhtem Herzschlag oder geweiteten Pupillen eine schnelle Erstdiagnose stellen. Im Labor werde dies anhand der Blutwerte bestätigt.

38 Kinder wurden im letzten Jahr an Weiberfastnacht stationär behandelt

„Bei überhöhtem Alkoholkonsum pumpen wir schon lange den Magen nicht mehr aus“, so Hannes über eine frühere rabiate Methode. Die Kinder würden über Nacht in der Klinik beobachtet und am nächsten Tag entlassen. Bei Notfällen stünden Betten in der Intensivstation bereit. 

38 Kinder wurden im vergangenen Jahr wegen einer Alkohol- oder Drogenvergiftung stationär in der Asklepios Kinderklinik behandelt. Einigen Jugendlichen sei ohne deren Wissen heimlich Drogen ins Glas getan worden. Als Folge brachen sie plötzlich ohnmächtig zusammen. Künstlich beatmet seien sie mit dem Rettungswagen in die Kinderklinik gebracht worden und gerettet worden. „Weil wir die Situation nach Corona nicht einschätzen können, gehen wir auf Nummer sicher“, so der Intensivmediziner über die Vorbereitungen für Karneval.

Zusätzlicher Rettungswagen und Notarzt sind in Siegburg im Einsatz

„Wir verstärken den Grundbedarf punktuell an einzelnen Tagen“, sagt Christian Diepenseifen, Ärztlicher Leitung Rettungsdienst, mit Blick auf den Straßenkarneval. „Es ist schon eine ordentliche Erhöhung veranstaltungsbegleitend zu Zügen und Sitzungen, zusätzlich zum Sanitätsdienst.“ So gibt es einen zusätzlichen Rettungswagen sowie einen weiteren Notarzt in Siegburg.

Auch in Hennef ist ein Notarzteinsatzfahrzeug über den üblichen Bedarf hinaus besetzt. „Wir erhalten das gleiche Sicherheitsniveau wie im vergangenen Jahr“, so Diepenseifen. Da es in Siegburg keine Veranstaltung auf dem Marktplatz geben wird, ist dort der Ansatz zurückgefahren worden. „Wir können aber schnell reagieren und nachbesetzen.“

Der städtische Ordnungsdienst in Hennef wird schon präventiv tätig. „Wir führen am Dienstag gemeinsam mit dem Jugendamt Gespräche mit allen Alkohol verkaufenden Stellen“, erklärt Leiter Lutz Duckwitz. „An Weiberfastnacht führen wir dann Jugendschutz-Kontrollen zur Einhaltung der Jugendschutz-Vorschriften durch.“

Glasverbot bleibt trotz abgesagter Weiberfastnachtsparty in Siegburg

„Wir haben über die tollen Tage ein bisschen verstärkt. und gehen in gemischten Teams mit unserem Ordnungspartner Polizei Streife“, so Duckwitz. In der Stadt gebe es am Donnerstag zwei Veranstaltungen: für Jugendliche in der Halle Meiersheide, für Kinder bis 13 Jahren im Kinder- und Jugendhaus Key. Da zeige der Ordnungsdienst Präsenz, darüber hinaus sei ein Sicherheitsdienst beauftragt.

In Siegburg gibt es zwar an Weiberfastnacht keine Party auf dem Marktplatz. Doch das Glasverbot bleibt aufrechterhalten, wie Stadtpressesprecher Jan Gerull berichtet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Ordnungsdienstes kontrollieren das gemeinsam mit einem Sicherheitsdienst. Denn ungewiss ist, ob es nicht doch zu spontanen Feiern komme.

Polizei hat Karnevalsrückkehrer aus Köln und Bonn im Fokus

Bei den vielen Zügen in den Veedeln und am Rosenmontag ist das Ordnungsamt bei der Fahrzeugkontrolle unterwegs und geht die Beschilderungen ab, ob sie denn noch komplett vorhanden und schlüssig für die Verkehrsteilnehmer ist. Sowohl die kleinen Runden wie den großen närrischen Lindwurm durch die Stadt begleiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wir sind mit verstärkten Kräften an allen Tagen im Einsatz, verspricht Max Reese, Pressesprecher der Kreispolizei. Der Großteil der Veranstaltungen seien Umzüge. An Weiberfastnacht sind in Siegburg drei größere Partys geplant, am S-Carree, im Rhein-Sieg-Forum und im Kreishaus. Auch die Rückkehrer aus Köln oder Bonn hat die Vorbereitungsgruppe für Karneval im Fokus.

Rundschau abonnieren