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BaumkontrolleurWolfgang Lawrenz leistet Bäumen in Sankt Augustin Erste Hilfe

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Ein Mann mit oranger Jacke hält ein Maßband um einen Baumstamm.

Wolfgang Lawrenz (56) ist der Baumkontrolleur der Stadt Sankt Augustin.

Der gelernte Gärtner Wolfgang Lawrenz ist seit 2013 Baumkontrolleur der Stadt Sankt Augustin. Immerhin 7400 Einzelbäume und 220 Baumgruppen sind im Besitz der Stadt.

Es regnet seit Stunden in Strömen. „Das ist jetzt richtiges Gärtnerwetter. Die Trockenheit muss ausgeglichen werden“, stellt Wolfgang Lawrenz sichtlich erfreut fest. Der ausgebildete Gärtner ist als Baumkontrolleur für die Stadt unterwegs. Mit kundigem Blick erkennt der 56-Jährige hoch zwischen den Ästen Dinge, die sonst keiner sieht. Deswegen kann er sich Baumschulist nennen. Seit 2006 ist er im Bauhof der Stadt beschäftigt, 2013 übernahm er die ungewöhnliche Aufgabe.

Einen ersten Eindruck vom Baum macht sich Lawrenz aus der Ferne. Dann sieht er, ob Äste abgebrochen sind oder sich Totholz gebildet hat. Am Fuß eines Stammes auf dem Parkplatz am Marktplatz Menden fällt ihm eine Narbe auf. Ein Auto muss die Linde angefahren und die Rinde beschädigt haben.

Schäden an Bäumen werden leider nur selten gemeldet

„Leider wird so etwas sehr selten gemeldet“, sagt er. Je nach Schwere der Verletzung könne dies sogar das Todesurteil für einen Baum sein. Dabei könne die Stelle mit einer Art Pflaster schnell überklebt werden, die Rinde könne sich neu aufbauen. „An heißen Sommertagen sollte dies spätestens nach einem Tag geschehen, sonst ist die Stelle zu trocken.“

Bäume sind für ihn Lebensgemeinschaften. Insekten, Vögel und symbiotische Pflanzen fühlten sich darin wohl. Das sei faszinierend. „Deshalb muss jeder Baum gerettet werden, wenn es möglich ist.“ Der Blick geht in die Höhe.

Lawrenz zeigt auf eine Zwiesel. Der Baum bildet dort seinen Stamm aus zwei Trieben aus. Mit einem festen Seil werden sie gehalten. Es wurde angebracht, damit keines der beiden Teile abbricht. Sie halten sich sozusagen gegenseitig fest.

Ein kleiner Baum mit weiß angemaltem Stamm fällt ins Auge. Die acht Jahre alte Sommerlinde wurde neu angepflanzt. Die Spezialfarbe dient als Schutz vor Austrocknung und Hitze. Wenn die Sonne im Sommer stark auf den Baum strahlt, könnten an der Rinde Temperaturen von mehr als 40 Grad entstehen. „Ab 43 Grad gerinnt das Eiweiß in den Zellen“, erklärt er. Wie für Menschen sei diese Temperatur für Bäume tödlich.

7400 Einzelbäume und 220 Baumgruppen im Besitz der Stadt

„7400 Einzelbäume gibt es im Besitz der Stadt, dazu 220 Baumgruppen“, berichtet Kerstin Laux. Sie arbeitet mit Lawrenz zusammen. Im Katasterprogramm des Bauhofes ist jeder Baum erfasst, seit zwei Jahren digital. Laux pflegt die Daten, die Lawrenz bei den jährlichen Kontrollen eingibt. Bis zu 80 Bäume kann er am Tag schaffen, je nach Aufwand. Das Baumkataster wird bald online gestellt. Laux: „Wir haben gemerkt, dass sich die Menschen dafür interessieren, und geben gerne diese Informationen weiter.“


Ältester Baum der Stadt gesucht

Als ältester Baum im Besitz der Stadt gilt eine Linde auf dem kleinen Spielplatz an der Rostocker Straße. Sie wurde wohl um das Jahr 1920 gepflanzt. Bis voriges Jahr wuchs neben ihr noch eine zweite etwa gleich alte Linde. Sie musste jedoch wegen Altersschwäche gefällt werden. Die Arbeiten dazu hat Anwohner Bernd Müller filmisch dokumentiert. Der Baum steht neben seinem Haus. Sein Film ist auf YouTube zu finden.

Die Redaktion sucht den ältesten Baum in der Stadt Sankt Augustin, gleichgültig, ob er in städtischem oder privatem Besitz ist. Informationen und Fotos nimmt die Lokalredaktion in Siegburg per E-Mail entgegen. (vr)

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