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Sommerferien sind dWie Eltern in Sankt Augustin Ferienbetreuung für ihre behinderten Kinder bekommen

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Kinder mit Behinderung und erwachsene Betreuer stehen und sitzen in einem Park.

Eine Woche Ferienfreizeit hat der Verein 'Der Karren' in der Frida Kahlo Schule in Sankt Augustin ausgerichtet.

Anders als an Regelschulen gibt es in den Förderschulen keine Ganztagsbetreuung während der Schulferien. Eine Herausforderung für die meisten Eltern.

Ihre Kinder sind nicht weit gereist. Und doch war der „Urlaub ohne Koffer“ für die Eltern ein Hauptgewinn: Zum zweiten Mal bot der Verein „Der Karren“ eine Ferienwoche für Kinder mit Behinderung in der Frida-Kahlo-Schule des Landschaftsverbands an. Zwölf Jungen und Mädchen nahmen teil.

„Superdankbar“ sei sie, sagte am Schlusstag Diane Katenbrink aus Bonn, „dass die Schule uns zumindest eine Woche überbrückt“. Normal ist das nämlich nicht, wie Susanne Reiff vom Karren berichtet: „Während Grundschulkinder an Regelschulen in den Ferien in der OGS betreut werden können, gibt es das an Förderschulen nicht.“ Und so sind die Eltern in der Betreuung ihrer Kinder während der Ferien erst recht gefordert.

Landschaftsverband finanzierte die Ferienwoche in Sankt Augustin

Den „Urlaub ohne Koffer“ ermöglichte der Landschaftsverband mit einer Projektfinanzierung aus Landesmitteln. Aber, so Fachleitung Annette Schiff, „leider auch nur so, dass wir lediglich eine Woche anbieten können“. Sieben Betreuerinnen und Betreuer widmeten sich den Kindern – ein hoher Personalaufwand. Doch konnten so auch Kinder mit einem höheren Pflegebedarf teilnehmen, deren Eltern besonders eine Entlastung brauchen könnten.

„Wirklich ein Top-Angebot“ war die Ferienwoche für Lysann Schmitz aus Siegburg – und das nicht nur, weil das Angebot für die Eltern komplett kostenfrei war. „Das Schlimmste sind die Sommerferien“, sagt die alleinerziehende Mutter, „da muss man wirklich rechnen mit den Urlaubstagen.“ Fragwürdiger Vorteil für Schmitz, die noch eine jüngere Tochter hat: Sie teilt sich halbe-halbe die Betreuung des neunjährigen Bela mit ihrem Ex-Mann. Familiäre Unterstützung darüber hinaus habe sie nicht, sagt Lysann Schmitz.

Um die 13 jährlichen Schulferienwochen abzudecken, planen Diane Katenbrink und ihr Mann minutiös. Beide sind berufstätig, teilweise nehmen sie daher versetzt ihren Urlaub. Homeofficetage verbringt Diane Katenbrink bei ihren Eltern, die dann auf den achtjährigen Anton aufpassen. In diesem Sommer nimmt Anton noch an einer weiteren inklusiven Ferienwoche teil, außerdem wird er eine Woche in der Kurzzeitpflege betreut. „Es wird ihm nicht gefallen“, weiß die Mutter schon jetzt. „Aber es gibt uns ein bisschen Zeit zum Durchatmen.“

In die Förderschule gehen Kinder auch aus Hennef, Siegburg oder Bonn

Viel freies Spielen stand auf dem Programm der Urlaubstage, wie Teammitglied Stephanie Radtke-Maresch berichtet; die Kinder vergnügten sich am Airhockey-Brett, bastelten Bilderrahmen und kochten gemeinsam. „Die Liste könnte ewig weitergehen“, stellt auch Malte Helbing fest, Auszubildender beim Karren. Es gab Bewegung und Zeit an der Wasserspielanlage im Schulhof oder Fußball.

Nebenbei öffneten sich für die Kinder neue Sozialkontakte, wie Tobias Lieke erklärt: Schließlich waren Jungen und Mädchen aus verschiedenen Grundschulklassen dabei. Das Einzugsgebiet der Förderschule sei groß, ergänzt Malte Helbing. Nachbarschaftliche Bindungen hätten die Kinder daher gar nicht.

Teilnehmende Kinder waren „wesentlich entspannter“

Betreuung rund um die Uhr brauche der achtjährige Maxim, erzählt beim Abholen dessen Mutter Carolin Bungarz aus Hennef. Ohne Ferienbetreuung werde es „sehr eng“, auf verwandtschaftliche Unterstützung kann die Familie, zu der noch zwei weitere Kinder gehören, ebenfalls nicht setzen. Auch Carolin Bungarz ist berufstätig, in einer Offenen Ganztagsschule. „Ich habe das aber so gewählt, dass ich in den Ferien freihabe.“

Bei aller Begeisterung der Eltern über das willkommene Angebot hatten offenbar auch die teilnehmenden Kinder ihre Freude. Sie seien wesentlich entspannter, haben die Mitarbeitenden festgestellt. Und die Logopädin der Schule, deren Stunden bei den Kindern sonst sehr beliebt sind, berichtete: „Die wollten gar nicht bleiben, sondern unbedingt zurück in die Ferienbetreuung.“