24 Stunden auf Indoor-BikesSankt Augustin: Verein organisiert Spendenmarathon für die Ukraine

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Nele Kauffmann (ganz links) und Vanessa Hayduk haben zwölf Stunden Radfahrt vor sich; Hedi Walisch (rechts) hatte Samstag und Sonntag je eine Stunde eingeplant. Alle Menschen auf dem Bild strampeln sitzend auf Indoor-Bikes.

Beim Radmarathon des Vereins „Sankt Augustin and friends“ hilft fuhren die Teilnehmenden virtuell in die Partnerkommune Dmytrivka und zurück.

In die Ukraine und wieder zurück: So lang war die Strecke für den Spendenmarathon von „Sankt Augustin and Friends hilft“.

Ziemlich genau 2000 Kilometer liegen zwischen Sankt Augustin und Dmytrivka in der Ukraine. Dorthin und zurück zu radeln in 24 Stunden? Das ist nicht zu schaffen. Es sei denn, man tut sich mit anderen zusammen: Innerhalb eines Tages die Strecke in die ukrainische Partnerkommune und wieder zurückzufahren, war das Ziel eines außergewöhnlichen Spendenmarathons auf Indoor-Cycling-Geräten.

Die sportlichen Sankt Augustiner und ihre Gäste erreichten das gesteckte Ziel – und das schon am Sonntag gegen 9 Uhr. „Wir sind bei 6000 Kilometern“, freute sich um 15 Uhr Gunther Maassen. Schon wieder in Dmytrivka, „zurück werden sie es aber nicht mehr schaffen.“ Wie hoch die Spendensumme ausfällt, wird sich in den nächsten Tagen zeigen.

Organisiert hatten das Ganze Mitglieder des Vereins „Sankt Augustin and Friends hilft“ mit Unterstützung unter anderem der Niederpleiser Schützenbruderschaft und der DLRG. „Wir haben überlegt, wie wir Spenden für den Verein sammeln können“, erzählte Initiator Stephan Vester. „Das fing mit einer ganz kleinen Idee an.“

Feuerwehrteam wollte ein Fahrrad 24 Stunden besetzen

Viele traten für das Ziel in die Pedale: Hedi Walisch vom RadTouren- und Wanderfahrerverein Menden (76) gehörte ebenso dazu wie ihr Mann Ewald, der demnächst 78 wird. Raphael Lorenz aus den Reihen der Schützen fuhr mit; erst am Nachmittag hatte eine Nachbarin den 13-Jährigen für die Teilnahme gewonnen.

Aus dem ukrainischen Chernivtichi sind Viktoria und ihr Freund Dimitro geflohen, die gemeinsam mit Viktorias Freundin Inna, die in Troisdorf lebt, ebenfalls mitmachten. Nils Broch aus Bonn stieg in der Nacht für das Feuerwehrsport-Team Rheinland aufs Rad. „Die ersten ein, zwei Minuten muss man sich einfahren“, berichtete er später. „Es ist nicht so schlimm, weil man sowieso nicht wirklich schläft.“

„Wir haben noch keine Taktik“, hatte zuvor Klaus Kümpel (53) aus Bockeroth gesagt, der für das Feuerwehrteam am Samstag um kurz vor 18 Uhr als erster auf das Rad stieg. „Der Plan ist, 24 Stunden zu fahren.“ Nonstop wollten die Feuerwehrmänner und -frauen mindestens ein Fahrrad besetzt halten. Dafür kamen im Lauf der Nacht zum Startquartett noch Team-Mitglieder hinzu.

Die Sportlerinnen Nele Kauffmann und Vanessa Hayduk brachten es jeweils auf 330 Kilometer

Zwölf Stunden zu fahren, hatten sich Nele Kauffmann aus Soest und Vanessa Hayduk aus Siegen vorgenommen – allerdings jede von ihnen und das am Stück. Marathondistanzen sind die Sportlerinnen gewöhnt, sie haben schon 24-Stunden-Veranstaltungen absolviert. Ein Mount-Everest-Event mit genau 8848 Höhenmetern fuhr Nele Kauffmann schon, ebenfalls in der Halle. „Draußen finde ich viel anstrengender“, sagte sie, die im sechsten Monat schwanger ist.

„Eher der Mountainbike-Typ“ ist nach eigener Einschätzung Vanessa Hayduk, die lieber echten Fahrtwind genießt als die Brise, für die Stephan Vester mit einem Ventilator sorgte. 330 Kilometer Strecke für jede Sportlerin zeigte am Morgen der kleine Computer, als sie am Sonntagmorgen vom Rad stiegen.

Wie man sich auf so eine Strapaze vorbereitet? „Lange Trainingseinheiten, die geeignete Verpflegung ausprobieren“, verrieten die beiden; Salziges wie Tuc-Kekse, Elektrolytgetränke, Magnesium und Nudeln standen für die Nacht auf dem Speisezettel.

Freiwillige unterstützten die Aktion

Dafür, dass der Nachschub nicht ausging, sorgten die Freiwilligen aus den Reihen der Schützenbruderschaft um Brudermeister Werner Klihm. Regina Grotzfeld hatte dafür „ein bisschen die Nacht durchgemacht“. Janina Vester von den „Friends“ war „heute Nacht mal zuhause“, aber schon vor 7 Uhr wieder im Schützenhaus. „Ich bereite das Frühstück vor und gehe dann auch wieder aufs Rad“, sagte sie.

Unterdessen strampelte Peter Linden immer noch, der um Mitternacht auf sein Bike gestiegen war. „Der Fuß tut ein bisschen weh“, winkte er ab, gefragt nach möglichen Blessuren nach so langer Zeit im Sattel. „Aber das kennt man“, schließlich fährt der 62-Jährige aus den Reihen des RTW Menden häufiger so lange Distanzen. Eine Pause hat er weder zum Essen noch für einen Gang zur Toilette gemacht. „Wir fahren Marathon, wir brauchen das nicht.“

Auch die weniger Geübten gaben nicht klein bei. „Der Hintern tut weh“, sagte Feuerwehrkamerad Stefan Fetting aus Ittenbach am Morgen. „Aber für einen guten Zweck macht man fast alles.“

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