Aikido in SiegburgDie Kampfkunst ohne Wettbewerb

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Geschmeidig aufs Kreuz gelegt: Lehrgang des Aikido-Dojo Sankt Augustin im Sportcenter Taisho Siegburg.

Geschmeidig aufs Kreuz gelegt: Lehrgang des Aikido-Dojo Sankt Augustin im Sportcenter Taisho Siegburg.

  • Die Kampfkunst Aikido ähnelt der Samurai-Technik und ist auch waffenlos sehr stark.
  • Wesentlicher Teil ist die Kraft des Gegners zu nutzen – und so auch zu eigener Stärke zu finden.
  • Ein Besuch im Lehrgang von Aikido-Meister Ralf Oschmann.

Siegburg – Ein Samurai, der im Kampf sein Schwert einbüßt, bleibt ein Samurai und gefährlich, selbst wenn er sich mit bloßen Händen verteidigen muss: Eine Vorstellung davon konnte man bekommen, als jetzt der Aikido-Dojo Sankt Augustin zum Lehrgang in das Taisho-Sportcenter nach Siegburg einlud, wo ein ganz Großer der Kampfkunst auf die Matte bat: Aikido-Meister Ralf Oschmann aus Castrop-Rauxel, Träger des siebten Dans.

„Das gibt es außerhalb Japans nicht oft“, sagte Wolfgang Braue, der zweite Vorsitzende des Kampfkunstvereins anerkennend, der den Lehrgang gemeinsam mit dem ersten Vorsitzenden und Cheftrainer Markus Pflüger organisiert hatte.

Exakte Bewegungen

Oschmann schickte einen Gegner nach dem anderen mit fließenden und exakten Bewegungen zu Boden, die Abläufe wirkten, als setze er dazu nur ein Minimum an Kraft ein. Dazu erklärte er Grundlagen, wie wichtig Orientierung, Körperhaltung und Kontrolle sind. Wichtig ist auch der Blick in die Richtung, in die ein angreifender Kämpfer fallen soll, und nicht etwa in das Gesicht des Angreifenden.

Im Zentrum des Körpers, ungefähr in Höhe des Zwerchfells, gelte es die Energie für die Bewegungen zu konzentrieren, die den Hieben gleichen, die ein Samurai mit dem Schwert ausführt.

Aikido-Meister Ralf Oschmann (rechts) war zu einem Lehrgang im Sportcenter Taisho Siegburg zu Gast.

Aikido-Meister Ralf Oschmann (rechts) war zu einem Lehrgang im Sportcenter Taisho Siegburg zu Gast.

Um das anschaulich zu zeigen, griff der Meister hin und wieder zu seinem Holzschwert oder erläuterte eine Technik am Beispiel einer Steinschleuder. Ziel ist es im wesentlichen, die Kraft des Angreifers durch Würfe oder Haltegriffe in andere Wege zu leiten. Allerdings geschieht dies mitunter in Sekundenbruchteilen, und oft muss ein Aikidoka blitzschnell improvisieren können. Man müsse, so Oschmann, den Gegner „in sein Herz lassen“, es gehe darum, etwas Friedfertiges aus der Schwertkampfkunst“ zu machen.

Gewaltfreiheit vor Kampfkunst

Damit gab er Prinzipien von Aikido-Begründer Ueshiba Morihei (1883 bis 1969) wieder, der die Kampfkunst der Gewaltfreiheit unterordnete. Auch wenn einige Techniken ohne weiteres dazu geeignet wären, einen Angreifer zu töten. Braue drückt es folgendermaßen aus: Ueshiba Morihei habe die Einsicht gehabt, dass Kampf immer nur Kampf erzeuge und keine Antwort sein könne.

Daher gebe auch es keine Aikido-Wettkämpfe. Braue zufolge eignet sich Aikido gut für Einsteiger um die 50 Jahre. Allerdings wirken die Sprünge und Rollen, die ein Angreifer nach einer erfolgreichen Abwehr seines Gegenübers absolvieren muss, durchaus sportlich. Gelernt werden diese Bewegungen in der so genannten „Fallschule“, dank der den Aikidoka nichts passiert.

Stärkung für Muskulatur und Rücken

Dass Oschmann so erfolgreich in seinem Sport werden würde, war nicht selbstverständlich. Mit 15 Jahren, so erzählt er, habe er Judo wegen einer Rückenerkrankung aufgeben müssen. Seine Knochen und Wirbel seien die eines 80-Jährigen gewesen. Aber Aikido habe er in aufrechter Körperhaltung betreiben können und sei gut für seine Muskulatur gewesen.

Der Schriftführer des Vereins, Reinhard Krüger (57, zweiter Dan), hat unter anderem schon Jiu Jitsu, Judo und Taekwondo gemacht. Aber: „Mit 40 habe ich gemerkt, dass das an die Substanz geht, dass jedes Training zur Last wird.“ Verschleiß und Verletzungen gebe es im Aikido praktisch nicht. „Die Bewegungen sind sehr rund.“ Zudem: In anderen Kampfsportarten werde „vielfach mit falschem Ehrgeiz gekämpft. Das mag ich nicht“.

www.aikidodojo-sanktaugustin.de

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