Mittelalterlicher Markt in SiegburgHändler und Gaukler sind trotz Corona zufrieden

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Ein Besuch auf dem Markt bringt Abwechslung in den Schulalltag.

Siegburg – Haarscharf fliegen die Messer an der Nase der Lehrerin vorbei, die Begeisterung in der Gruppe von der Rudolf-Dreikurs-Schule ist groß. Doch da sich mit Lupus und Filou zwei  Meister ihres Fachs die Klingen zuwerfen, geht das Risiko gegen Null, zumal die beiden kurz vor Ende des mittelalterlichen Markts richtig gut in der Übung sind.

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Traditionelles Handwerk lässt sich an den Gerätschaften der Seilerei erleben.

Vielleicht sogar noch besser als in den Jahren zuvor:  Die beiden und ihre Gauklerkollegen mussten in diesem Jahr auf die große Bühne am Stadtmuseum verzichten und kürzere, spontan wirkende Auftritte vor kleineren Besuchergruppen   hinlegen. „Es ist schwieriger die Konzentration zu halten und dabei auf Abstände zu achten“, erläutert Lupus, der eines der bekanntesten Gesichter im mittelalterlichen Treiben ist. „Das ist viel anstrengender“, so der Jongleur, aber: „Ich komme von der Straße und weiß, wie ich die Straße zur Bühne mache.“ Eine Fähigkeit, die ihm auch schon zuvor durch die schlechte Corona-Zeit half.

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Heißer Leckerbissen: Flammlachs am Stand von Henning Petersen

Seit dem 20. November hatte die Kumpaney Leben in die Kreisstadt gebracht, nachdem der Markt im vergangenen Jahr abgesagt werden musste, was die ohnehin deprimierende Lockdown-Stimmung in der Stadt noch verstärkte. „Wir waren wirklich willkommen“, schildert Henning Petersen, der an seinem Stand Lachsseiten vor offener Flamme gart. Beim Umsatz habe er „spürbare Einbrüche“ verzeichnet, womit er allerdings gerechnet habe. Indes: „Andere Kollegen hatten überhaupt keine Chance, Märkte besuchen.“ Als einen Grund für das schwächere Geschäft macht er auch das Ausbleiben der Fernreisebusse in diesem Jahr aus.

Alles hat gut geklappt

„Gut, dass wir da sind“, findet Clara Siegenthaler, die ihren Stand „Gürtel nach Maß" in zweiter Generation betreibt. Eher „na ja“ sei der Umsatz gewesen, aber zum Glück habe sie viele Stammkunden. Siegburg sei einer ihrer Lieblingsmärkte.

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Geschäftsführer Daniel Daniel Diekmann und Silberschmuckhändlerin Petra Diekmann-Veltmann

„Eigentlich wollten wir unser 30-Jähriges ganz groß feiern“, bedauert Daniel Diekmann, der Geschäftsführer der Kumpaney, die 1991 zum ersten Mal mittelalterliches Flair in die Kreisstadt brachte. Doch dann habe man sich auf eine „ganz kleine Feuershow“, ein kurzes Konzert und Kuchen für die Besucher beschränken müssen. Das war es dann aber auch schon mit dem Bedauern: „Den Markt auf- und dann gleich wieder abbauen, das wäre das schlimmste gewesen“, doch stattdessen habe alles gut geklappt, bis zum Schluss.

Bereits im Juni/Juli habe er sich Gedanken über ein 2G-Konzept mit einer Umzäunung gemacht, wie es sie bei anderen Märkten im Sommer gebe. „Das hat mich alles andere als unvorbereitet getroffen.“ Diekmann betont, dass die Regel geimpft oder genesen auch für die Standbetreibe gegolten habe, die Besucher hätte sie gut angenommen. An zwei Ständen allerdings hätten die Händler noch die zweite Wochen bis zum vollständigen Impfschutz abwarten müssen und nicht von Beginn an öffnen dürfen. „Da waren wir sehr rigoros.“

Nur wenige Probleme habe es beim Einlass gegeben. „Ein paar Prozent hat man immer dabei“, ergänzt seine Mutter Petra Diekmann-Veltmann, die schon beim ersten Marktreiben von Kramer, Zunft und Kurtzweyl dabei war und einen Stand für Silberschmuck hat. Auch sie konnte sich auf treue Kunden verlassen, die gerne ihre Weihnachtsgeschenke bei ihr kaufen, darunter auch Familien aus Köln. Sehr geholfen hätten in den letzten Tagen die Bändchen nur Einlasskontrolle, mit denen Besucher sich auch in den Geschäften ausweisen konnten.

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Daniel Diekmann berichtet ebenfalls von Umsatzeinbußen, weniger bei den Händlern als in der Gastronomie. Vielleicht hätte einige die Sorge gehabt, die Glühweinbecher würden nicht richtig gespült. Doch die, so versichert Diekmann, landeten für den Besucher unmerklich in großen Gastronomie-Spülmaschinen und würden besser gereinigt als zuhause.

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Nur für Mutige: Jonglage mit Messern

 Einigen festen Größen wie dem Schmied oder der Musikinstrumente-Händlerin sei das Risiko zu groß gewesen, in Vorleistung zu gehen und dann doch eine Absage des Markts hinnehmen zu müssen. Die Wiederauflage des Markts 2022 steht für Diekmann aber außer Frage. „Ja klar, wir wollen hier gerne weitermachen.“        

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