Schleifer, der Promi-LäuferThomas Eickmann trainiert nun den Sportler-Nachwuchs

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Trainingsalltag im Siegburger Stadion: Thomas Eickmann nimmt bei den jungen Sportlern die Zeit.

Trainingsalltag im Siegburger Stadion: Thomas Eickmann nimmt bei den jungen Sportlern die Zeit.

  • Thomas Eickmann hat eine ereignisreiche Karriere in der Leichtathletik hinter sich.
  • Heute ist Thomas Eickmann sportlicher Leiter des LAZ Puma Rhein-Sieg.
  • Aber auch Sänger Joey Kelly ist einer seiner Schüler.

Siegburg – Thomas Eickmann sitzt in seinem lichtdurchfluteten Wintergarten mit traumhaftem Blick auf den Michaelsberg. Ohne Wehmut und mit vielen Geschichten im Kopf blickt er auf eine ereignisreiche Karriere in der Leichtathletik zurück. Als erfolgreicher Sportler, Trainer und Organisator unzähliger Sportveranstaltungen. Der 58-Jährige blättert auf dem Tablet Bilder aus seiner Karriere durch. Er weiß fast alle Namen, die mit ihm auf den zum Teil schwarz-weißen Bildern aus den 80er- und 90er-Jahren zusammen stehen oder bei einem Lauf sind. Die Anekdoten sprudeln nur so aus ihm heraus.

In Boston landete Thomas Eickmann 1990 auf Rang 15 .

In Boston landete Thomas Eickmann 1990 auf Rang 15 .

Beim Boston-Marathon 1990 überholte er auf den letzten Metern noch einen Japaner und erreichte Platz 15. „Ich wunderte mich über den Jubel im Ziel, bis mir einer sagte, dass ich der letzte Läufer mit Preisgeld war“, erinnert er sich – es gab 1000 Dollar. Beim Berlin-Marathon vier Jahre zuvor gab es Rosen für die Frauen. Eickmann ergatterte trotz Gegenwehr eine und schenkte sie seiner Frau Carin, die mit der U-Bahn an acht Stellen ausstieg, um ihn zu unterstützen und anzufeuern.

Sportlicher Leiter des LAZ Puma Rhein-Sieg

Heute ist Thomas Eickmann sportlicher Leiter des LAZ Puma Rhein-Sieg. Angefangen hat alles im Alter von 13 Jahren in Wolperath, einem Ortsteil von Neunkirchen-Seelscheid. Der gebürtige Celler, Ältester von drei Geschwistern, kam durch die Bundeswehr-Verlegung seines Stiefvaters in die Region und fing sofort mit dem Laufsport an.

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Zunächst stellten sich beim TV Neunkirchen erste Erfolge ein. Dann ging es zur Troisdorfer LG, wo Klaus Schimmelpfennig sein erster großer Förderer wurde und ihm die lange Distanz schmackhaft machte. Nach der Lehre als Fotolaborant ging es zur Grundausbildung bei der Bundeswehr nach Landsberg am Lech. Eickmann trainierte sich danach einige Jahre selbst, probierte viele Sportarten der Leichtathletik aus, blieb aber immer an der Langstrecke hängen.

Statt Fach-Abi zur Sportfördergruppe

Dann nahm ihn Sport-Professor Karl Lennartz aus Sankt Augustin unter seine Fittiche. 1982 lief er seinen ersten Marathon in 2:44 Stunden in Hanau, und er wurde immer besser. Statt Fach-Abi ging es zur Sportfördergruppe, der er insgesamt zehn Jahre angehörte. Insgesamt 19 Jahre diente Eickmann bei der Bundeswehr. Seine beste Zeit bei insgesamt 25 Marathons gelang ihm 1986 in Berlin mit 2:13 Stunden, Platz sieben und bester Deutsche und die Qualifikation für den Weltcup in Seoul. Mit dieser Zeit nahm er damals Platz drei in Deutschland ein.

Seine Bestleistung mit 2:13 Stunden erreichte Thomas Eickmann 1986 beim Berlin-Marathon. Für seine Frau Carin holte er eine Rose.

Seine Bestleistung mit 2:13 Stunden erreichte Thomas Eickmann 1986 beim Berlin-Marathon. Für seine Frau Carin holte er eine Rose.

Sein „Kampfgewicht“ lag bei 61 Kilo, 300 Kilometer die Woche und bis 8000 Kilometer im Jahr waren zu Spitzenzeiten keine Seltenheit. Marathon ist Eickmann auf fast allen Kontinenten gelaufen. Die Achillessehne machte ihm irgendwann einen Strich durch die Rechnung. „Ich habe nie gut gedehnt“, gibt er zu. Doch parallel ließ er sich bereits zum Diplom-Trainer ausbilden. „Mir hat mal jemand gesagt, ich hätte mehr als 40 Deutsche Meister trainiert.“ Die erfolgreichste Zeit hatte er gleich zu Beginn mit seiner Trainingsgruppe. „Wir sind mit zwei Bussen nach Neumünster gefahren und mit fünf Titeln zurückgekommen“, erinnert er sich.

Die Erinnerungen bleiben

Heute ist der „Schleifer“ ruhiger geworden. ARD-Moderator Sven Lorig gab ihm den Spitznamen und hat ihn in seinem Buch „Lässig laufen“ sogar in der Widmung verewigt. Auch Musiker Joey Kelly startete seine beeindruckende Extrem-Sportkarriere mit Thomas Eickmann. „Er wohnte damals in Hennef und hat bei der Suche nach einen Trainer und Verein beim Kreissportbund angerufen.“

Bei Eickmann müssen alle zum Training kommen, ob prominent oder nicht. Das machte nicht nur Joey Kelly, sondern auch die Moderatoren Anne Gesthuysen, Karsten Schwanke oder Extremsportler Daniel Fuchsgruber.

Drei- bis viermal in der Woche steht Eickmann heute im Siegburger Stadion und gibt den Läufern die Zeiten durch. Junge Trainer drängt er mehr und mehr in die Verantwortung. Immerhin sind 800 Leichtathleten im LAZ organisiert. Auch wenn seine aktive Zeit im Spitzensport vorüber ist: Die Erinnerungen an die Abenteuer mit der Leichtathletik nimmt ihm keiner.

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