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Malen, Töpfern und eine Band gründenKinder werden kreativ in Siegburger Zukunftswerkstatt

4 min
In der „Zukunftswerkstatt“ können Kinder und Jugendliche unter anderem ihre eigene Band gründen.

In der „Zukunftswerkstatt“ können Kinder und Jugendliche unter anderem ihre eigene Band gründen.

In der „Zukunftswerkstatt“ auf dem Michaelsberg können Kinder in den Ferien ihre Kreativität entdecken – beim Bauen, Basteln oder auf der Bühne.

Vier Kinder stehen auf einer Bühne mit Klavier, Gitarre, Schlagzeug und Mikrofonen, einer singt von ihnen singt den Text von „Komet“ von Apache 207 und Udo Lindenberg. Im Hintergrund erklingt melancholische Popmusik, zu der einige Mädchen mit bunten Tüchern tanzen. Dazwischen hört man das Klopfen von Werkzeug auf Stein und Holz, außerdem viele, viele Kinderstimmen. Schülerinnen und Schüler ab sechs Jahren können bei der „Zukunftswerkstatt“ auf dem Siegburger Michaelsberg ihre Kreativität entdecken – ob beim Werken, Malen, Basteln, Bauen oder dem Performen eigener Lieder.

Kinder performen ihre Lieblingssongs mit Jazzmusiker aus Seelscheid

Zwischen Montag, 4. August, und Freitag, 22. August, ist hier in jeder Woche etwa Platz für 125 Kinder. Die Zukunftswerkstatt organisiert der Siegburger Verein Junges Forum Kunst jährlich in Kooperation mit der Stadt Siegburg, das Mittagessen für die jungen Kreativen kommt aus dem Siegburger Seniorenzentrum. Eltern könne ihre Kinder je für eine, zwei oder drei Wochen das Ferienprogramm anmelden.

Angeleitet durch die Künstlerin Lukrezia Krämer werden die Kinder beim Malen kreativ.

Angeleitet durch die Künstlerin Lukrezia Krämer werden die Kinder beim Malen kreativ.

„Je nachdem, wer einen Workshop anbietet, gestalte ich das Programm auch wochenweise etwas unterschiedlich“, sagt Martina Clasen vom jungen Forum Kunst: „Manche Workshopleiter machen das aus ihrer Profession heraus, andere Kreativarbeiten entstehen eher experimentell.“

Das Programm wächst immer auch mit den Kindern, die ihre eigenen Ideen mitbringen.
Eva Fast, Workshopleiterin

Ein Beispiel für Letzteres ist Eva Fasts Häkel- und Knüpfwerkstatt. An einem verregneten Tag hatte sie eine Häkelnadel in einer Materialkiste der Zukunftswerkstatt gefunden und spontan angefangen, ein paar Kindern diese Handarbeitstechnik beizubringen. Da immer mehr von ihnen mitmachen wollten, wurde daraus ein eigener Workshop. „Das Programm wächst immer auch mit den Kindern, die ihre eigenen Ideen mitbringen“, sagt Eva Fast.

Dirk Müller leitet die Kinder in der Bearbeitung von Holz an.

Dirk Müller leitet die Kinder in der Bearbeitung von Holz an.

Das Musikprojekt leitet der Seelscheider Jazzmusiker Ben Tai Trawinski. „Die Kinder kommen am Anfang der Woche zu mir, gründen ’ne Band und wünschen sich einen Song“, sagt der Musiker. „Wenn der irgendwie umsetzbar ist, dann üben wir den die Woche über und führen ihn am Freitag auf.“ 

Teilweise wünschten die Kinder sich auch sehr schwierige Lieder, erzählt Trawinski – beispielsweise „Diamonds“ von Rihanna. Er versuche dann mit ihnen, die Stücke auf das Wesentliche zu reduzieren, „und wenn es am Ende schiefläuft, macht es ja auch nichts“. 

Auf die Idee zu einem Häkelworkshop kam Eva Fast durch Zufall.

Auf die Idee zu einem Häkelworkshop kam Eva Fast durch Zufall.

Unter der Anleitung der Rösrather Künstlerin Lukrezia Krämer wird eine Gruppe von Kindern mit Farben und Leinwänden kreativ. „Sie malen, worauf sie Lust haben – ich seh’ mich dabei als ihre Assistentin“, sagt Krämer. Daneben gibt es eine Töpferwerkstatt, eine Gruppe für eine gemeinsame Tanz-Choreografie und eine Bastelstation für sogenannte „Pop-up-Karten“. Klappt man eine solche Postkarte aus, öffnet sich ein dreidimensionales Papierkunstwerk.

Siegburger Steinmetz bringt Kindern Bildhauen bei

Seit 23 Jahren organisiert das Junge Forum Kunst Siegburg dieses Ferienprogramm, seit fünf Jahren gefördert von der Stadt. Das Team nutzt unterschiedliche Spendenmaterialien als Workshop-Inspiration: „Einmal bekamen wir einen Haufen Paletten zur Verfügung gestellt, seitdem haben wir jedes Jahr ein Hüttenbau-Projekt“, erzählt Martina Clasen. „Man kennt das – es ist ein elementares Bedürfnis von Kindern, sich eine Bude zu bauen.“ Auch in diesem Jahr entsteht auf diese Weise ein beeindruckendes Holzbauwerk auf dem Michaelsberg.

Jedes Jahr gibt es bei der Zukunftswerkstatt auch ein „Hüttenbauprojekt“ auf dem Michaelsberg.

Jedes Jahr gibt es bei der Zukunftswerkstatt auch ein „Hüttenbauprojekt“ auf dem Michaelsberg.

Im „Krempelzelt“ werden Materialien gesammelt, aus denen die Kinder eigenständig etwas bauen können, von der Tastatur bis zum Wäscheständer. Auch das Bearbeiten von Specksteinen organisierten die Kinder selbst, erklärt Martina Clasen: „Irgendeiner von ihnen weiß immer, wie das geht, und erklärt es den anderen.“

Etwas mehr Anleitung braucht es dagegen beim professionellen Bearbeiten von Stein und Holz. Der freischaffende Künstler Dirk Müller stellt mit den Kindern der Zukunftswerkstatt seit vielen Jahren Holzfiguren her, der Siegburger Bildhauer und Steinmetz Markus Weisheit ist zum ersten Mal dabei. Mit Schutzbrillen und Meißel können sie hier aus einem groben Stein ihre eigene Skulptur hauen. „Das macht total viel Spaß hier mit den Kindern“, sagt Weisheit, „eine Win-win-Situation!“

Unter der Anleitung von Bildhauer Markus Weisheit können die Kinder sich als Steinmetze versuchen.

Unter der Anleitung von Bildhauer Markus Weisheit können die Kinder sich als Steinmetze versuchen.


Für Siegburger Kinder und Jugendliche kostet eine Woche Zukunftswerkstatt 70 Euro, für Teilnehmerinnen und Teilnehmer von außerhalb 140 Euro. Im „Frühaufsteher“-Paket, das um 8 Uhr startet, ist Frühstück mit inbegriffen, hier kommt wöchentlich eine Essenspauschale von 15 Euro dazu. Das „Langschläfer“- Programm beginnt um 9.30 Uhr. Mittagessen ist im Preis immer inbegriffen. (lvs)