Ausstellung in SiegburgWolfgang Volz fotografierte Christo und Jeanne Claude

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Wolfgang Volz fotografierte sie nicht nur, er verantwortete 1995 das Gesamtprojekt Reichstagsverhüllung.

Siegburg – Der verhüllte Reichstag, der verpackte Arc de Triomphe, schwimmende Stege in einem lombardischen See, ein riesiger, frei schwebender Block aus Ölfässern im Gasometer Oberhausen: All diese Arbeiten von Christo und Jeanne Claude sind mit spektakulären Fotos in Erinnerung geblieben, sind wie die Entwürfe Teil der Gesamtkunstwerke.

50 Jahre lang konnte sich das Paar dabei auf den Fotografen Wolfgang Volz verlassen. Von Sonntag an sind seine teils großformatigen Aufnahmen im Siegburger Stadtmuseum zu sehen.

Ergänzt werden die Bilder durch Collagen Christos, die teils auch im KSI auf dem Michaelsberg zu sehen sind: Das Museum, das Katholisch-Soziale Institut und die Galerie Breckner in Düsseldorf kooperierten zu der Ausstellung „Wolfgang Volz – das Auge von Christo und Jeanne Claude“.

Hoher Stellenwert

Galerist Till Breckner erläuterte bei einer Vorbesichtigung, welch hohen Stellenwert das Künstlerpaar dem heute 74 Jahre alten Fotografen beigemessen hatte: Sehe man eine jeweilige Arbeit als Gesamtkunstwerk, habe die Fotografie sicherlich einen Anteil von einem Drittel daran. Die Zusammenarbeit ging darüber hinaus: „Volz verantwortete die gesamte Reichstagsverhüllung“, schilderte der Galerist.

Renate Goretzki, Kulturreferentin des KSI, besuchte zahlreiche Objekte Christos, auch die „Floating Piers“, für die Christo im Lago d’Iseo zwei Inseln und das Festland durch schwimmende Stege miteinander verband. „Die Wasserbewegung hat man gespürt“, erinnert sie sich an ihren Gang über das Kunstwerk, es sei aber „kein unsicheres Schwanken“ gewesen. Viele Besucher hätten versucht, von den Stegen aus ein Bad zu nehmen, was von patrouillierenden Booten aus verhindert werden sollte.

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Das letzte Projekt: Der Arc de Triomphe wurde 2021 nach den Plänen Christos verhüllt. Der Künstler starb 2020 in New York.

Als „tragisch“ empfindet sie, dass Christo die Verhüllung des Arc de Triomphe 2021 selbst nicht mehr erlebt habe, die sie sich ebenfalls ansah. Christo, 1935 in Bulgarien geboren, starb 2020 im Alter von 84 Jahren in New York. Breckner betont, dieser habe für den Arc de Triomphe noch „jeden Faltenwurf“ geplant.

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Die Ausstellung präsentierten (v.l.) Galerist Till Breckner, Museumsleiterin Gundula Caspary und  Renate Goretzki (KSI). 

Volz' Aufnahmen davon seien in Siegburg erstmals öffentlich zu sehen. Christos Partnerin Jeanne Claude war bereits 2009 im Alter von 74 Jahren gestorben. Von 60 Projekten realisierte das Paar 24, elf davon sind in der Ausstellung vertreten. Auch den Kölner Dom habe Christo für eine Verhüllung vorgesehen, doch über den Entwurf, der ebenfalls zu sehen ist, ging das Vorhaben nicht hinaus.

Ein Freigeist sei der Künstler gewesen, so Breckner, der auch von gut dotierten Auftragsarbeiten nichts habe wissen wollen. Die Finanzierung seiner Projekte habe er mit Banken stets selbst geregelt.

Leer ging die Stadt Rom aus: In den 60er Jahren noch relativ unbekannt, wollte er die Engelsbrücke (Ponte Sant'Angelo) über den Tiber verhüllen, bekam aber keine Genehmigung. Stattdessen bekam Pont Neuf in Paris 1985 ein Textilkleid. Als sich die Römer daraufhin bei Christo meldeten, hatte dieser kein Interesse mehr. Er habe eben nur eine Brücke im Gesamtwerk vorgesehen, berichtete der Galerist.

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Zu sehen ist auch ein Foto zur Installation „Valley Curtain“, mit der die Zusammenarbeit zwischen Volz und dem Künstlerpaar begann. Christo hatte 1972 in Colorado ein Tal mit einem roten Vorhang überspannt. Nur kurz darauf zerriss der Wind den Stoff – aber Volz hatte zuvor den Auslöser gedrückt und die einzigen Aufnahmen des Kunstwerks gemacht.

Das Gespräch mit Renate Goretzki und Wolfgang Volz beginnt im Stadtmuseum am Sonntag, 30. Januar, um 11.30 Uhr. Coronabedingt konnten nur wenige Karten vergeben werden, sie sind bereits vergriffen. Eine Aufnahme wird im Internet zu sehen sein. Die Ausstellung in Museum und KSI dauert bis zum 13. März.

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