Es ist eine kluge Kehrtwende, die die Siegburger Kommunalpolitik zur Rettung des Bildungscampus Neuenhof vollzogen hat. Real- und Gesamtschule bekommen jetzt eine vernünftig dimensionierte Mensa, die nicht nur zum Essen, sondern als wichtiger Aufenthaltsort dienen wird. Und der Theaterschatz erhält ein Domizil, in dem er die bewährte Arbeit von Studiobühne, Schauspielschule, dem Tollhaus für Kinder und Jugendliche und Bürgertheater fortsetzen kann.

Ein bisschen Manöverkritik, wie die unglückselige Streichung der neuen Mensa im Dezember überhaupt möglich war, muss aber sein: Natürlich ist es ein Unding, dass die bei Bürger Stefan Rosemann angesiedelte Projektleitung vor der Entscheidung nicht die Schulen miteinbezog. Das Ergebnis war ein völlig verunglückter Plan, Mensa und Theater in das alte Kantinengebäude zu quetschen.

Finanznöte und gut gemeinter Sparwille

Bei allem Verständnis für die Finanznöte der Kreisstadt und gut gemeinten Sparwillen: Dass damit das gesamte Projekt Bildungscampus, bei dem Real- und Gesamtschüler von Theaterarbeit profitieren sollen, auf dem Spiel stand, hätte Verwaltung und Politikern früher auffallen können.      

Übrigens auch der FDP, die wiederholt auf das Vergaberecht pochte und forderte, der Theaterbetrieb müsse ausgeschrieben werden. Aber mal ganz im Ernst: Auf welchem freien Markt soll sich denn Vergleichbares finden? Der Theaterschatz mit seinen verschiedenen Institutionen, seiner ehrenamtlichen Verwurzelung gehört seit vielen Jahren zum Identitätskern der Kreisstadt und geriet durch die Sanierung des VHS-Studienhauses unverschuldet in Not, als er seine Spielstätte verlor. Immerhin gelang es, im Kaufhof für Ersatz zu sorgen, wo der Theaterschatz auf der ehemaligen Saturnetage umgehend für unverwechselbares „Studiobühnen-Flair“ sorgte.

Wacher Blick auf Politik und Gesellschaft

Erwachsene Mimen und Schüler bringen trotz widriger Umstände Jahr für Jahr ein vielseitiges, unterhaltsames wie anspruchsvolles Programm auf die Bühne, das in einer Mittelstadt wie Siegburg keineswegs selbstverständlich ist. Im Tollhaus lernen Kinder und Jugendliche Selbstbewusstsein, Kulturverständnis und einen wachen Blick auf Politik und Gesellschaft.

Zu wenig Platz

Politik in Siegburg fordert neue Planungen für Mensa und Theater am Bildungscampus Neuenhof

Von

Ralf Rohrmoser-von Glasow

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Zudem entsteht eine wertvolle Bindung an die Stadt. Erinnerungen an Proben und Premieren, an geschlossene Freundschaften und Partys werden für viele junge Siegburgerinnen und Siegburger später zu den schönsten Erinnerungen an ihre Heimatstadt gehören.

Wer gern in wirtschaftlichen Kategorien denkt, wie die Liberalen, sollte auch Sinn für diesen gesellschaftlichen, kaum bezifferbaren Mehrwert haben, den der Theaterschatz schafft. Und von dem, das ist eigentlich seit sechs Jahren klar, am Bildungscampus auch Realschule und Gesamtschule profitieren sollen. Im Schulausschuss sowie im Bau- und Sanierungsausschuss wurde jetzt mit großen Mehrheiten ein Projekt gerettet, auf das Siegburg schon in naher Zukunft stolz sein wird.