Respektlose E-MailFluthelfer sind wütend auf Mitarbeiter im Siegburger Kreishaus

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Nach dem Juli-Unwetter halfen viele Menschen in Swisttal beim Aufräumen. Jetzt gibt es Ärger mit dem Kreishaus.

Swisttal/Rhein-Sieg-Kreis – Ein interne Mail aus dem Kreishaus mit arrogantem Unterton hat am Montag für wütende Reaktionen bei der Flutopferhilfe in Swisttal-Odendorf und -Heimerzheim gesorgt. Darin wird Kai Imsande, einer der engagiertesten Organisatoren des Wiederaufbaus, vereinfacht gesagt als „Nervensäge“ dargestellt.

Verletzt fühlen sich auch andere Helfer, die Imsande seit Wochen unterstützen. Die peinliche E-Mail kam ans Licht, weil der Absender sie versehentlich an Imsande selbst geschickt hat und der sie bei Facebook veröffentlichte.

„Herr Imsande gibt keine Ruhe – leider. Eigentlich wollte ich nicht antworten, muss jetzt aber feststellen, dass es doch nochmal nötig wird“, schreibt eine Kreishausmitarbeiterin oder ein Kreishausmitarbeiter. Die Reaktionen im Sozialen Netzwerk fielen heftig aus, der Ton, mit dem da über die von der Katastrophe hart getroffenen Bürger und den unermüdlichen Helfer Imsande geredet werde, sei erschreckend.

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Ein anderer User schrieb: „Eine bodenlose Frechheit. Ohne Dich, das gesamte Team und alle Helfern wäre Odendorf und alle Betroffene Gemeinde und Städte, noch an Tag eins. Wer kümmert sich denn um alles? Der Landrat? Die tollen Politiker? Nee. Die haben nun ja wieder anders zu tun.“

Auch Landrat Sebastian Schuster (CDU) geriet so ins Kreuzfeuer: Er sei bisher nicht als besonders interessiert aufgefallen, was die Lage in Swisttal angehe, wurde moniert. Gut vier Stunden entwickelte sich der „Shitstorm“ mit zum Teil auch ehrverletzenden Posts gegen Schuster, Swisttals Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und weitere Amtsträger aller politischer Ebenen.

Landrat Schuster meldet sich selbst zu Wort

Erst als Schuster gegen 23.30 Uhr sich selbst zu Wort meldete und darauf hinwies, dass er die zitierte Korrespondenz nicht kenne, den Sachverhalt aber aufklären werde, beruhigten sich die Gemüter und es drangen auch Stimmen durch, die einen sachlichen Umgang einforderten. Daniela Ratajczak, CDU-Mitglied im Kreistag, sprang Schuster bei und erinnerte daran, dass der Kreis „innerhalb kürzester Zeit eine Stelle zur unmittelbaren Fluthilfe“ eingerichtet habe. Sie selbst sei „seit Tag eins vor Ort“ und der Landrat habe immer seine Unterstützung angeboten. Es werde auf Basis einer einzelnen Mail Stimmung gegen die Verwaltung gemacht, kritisierte ein anderes Gruppenmitglied.

Am Dienstag klärte auch Imsande auf, dass die Mail nicht vom Landrat selbst war, „sondern von seinem Büro“. Diese Mail spiegele aber wider, „wie miteinander kommuniziert wird“. Am 12. August hätten die Fluthelfer dem Landrat „vier einfache Fragen“ gestellt. Die hätten sich auf das Flutgebiet, nicht nur explizit auf Odendorf, bezogen.

Gefühlt habe er eine „halbe Antwort“ gegeben. Deshalb hätten die Bürger am 17., am 19. und am 20. August nachgehakt. Am Montag sei dann die Mail aus dem Kreishaus gekommen, die für so viel Ärger sorgte. Am Montagnachmittag erklärte die Kreisverwaltung auf Nachfrage unserer Zeitung: „Der Ton der Mail ist nicht angemessen und dafür entschuldigt sich der Rhein-Sieg-Kreis.“

Den Überlegungen nicht zu antworten, habe die Tatsache zu Grunde gelegen, dass eine ausführliche und für den Rhein-Sieg-Kreis abschließende Antwort an Herrn Imsande bereits erfolgt sei. „Der Kreis nimmt die Anliegen und Sorgen der vom Hochwasser betroffenen Menschen sehr ernst und wertschätzt die ehrenamtliche Arbeit, die seit Beginn der Flutkatastrophe geleistet wird“, sagte Sprecherin Rita Lorenz.

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