Saturn Oil OpenWeltklasse-Tennis beim ATP-Turnier in Troisdorf

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Weltklassetennis sahen 3000 Zuschauer in Troisdorf.

Troisdorf – Weltklassespieler hämmern derzeit in Paris die Bälle übers Netz – und in Troisdorf: In der Aggerstadt macht der Tennis-Zirkus Station, auf dem Platz von Rot-Weiß kämpft Dustin Brown, der Paradiesvogel aus Köln mit Wimbledon-Erfahrung, im Doppel um ATP-Punkte. Unglaublich?

Die hoch dotierten Saturn Oil Open hat maßgeblich ein Ehrenamtler auf die Beine gestellt: Uwe Maaß, der selbst im strömenden Regen cool bleibt, Schwammtupfer auf den Platz schickt und dreimal zum Baumarkt fährt, um Kabeltrommeln zu besorgen.

Geldgeber aus der Region

Maaß springt die Treppe zur Clubhaus-Terrasse hoch, seine 81 Lenze sind ihm nicht anzumerken. Er schaut kurz vor dem Endspiel auf die Zeltstadt herab, wo Vereinsmitglieder Getränke ausschenken, Pommes und Currywürste zubereiten. Fritteusen und einen Gasgrill hat der Verein eigens angeschafft. „Ein Caterer für die ganze Woche hat sich leider nicht finden lassen.“ Sogar Erdbeeren gibt es, allerdings nicht solo, wie in Wimbledon, sondern auf dem Tortenboden, flachst Maaß.

Auf dem Centercourt – durch die Tribüne mit 550 Sitzen zum Stadion mutiert – und auf den Nebenplätzen hängen Banner des Hauptsponsors, vor Monaten bereits mussten alle Bandenwerbungen in Auftrag gegeben werden. Ein ATP-Turnier braucht mehr Technik: Die Schiedsrichterplätze wurden verkabelt, ans Internet angeschlossen und mit einem Laptophalter ausgestattet.

Die Gewinner

Der Slowake Lukáš Klein (ATP: 327)  kämpfte sich im Einzel als Qualifikant  ins Endspiel und sicherte sich mit 6:2, 6:4 gegen den Belgier Zizou Bergs (ATP: 200) 80 Weltranglistenpunkte und eine Prämie von 6190 Dollar. Das  Doppelendspiel gewann der aus Köln stammende Jamaikaner Dustin Brown mit Evan King (USA) mit 6:4, 6:7, 11:9 gegen Hendrik Jebens/Piotr Matuszewski (GER/POL). (que)

Vier Kameras filmen die Spiele, den Stream gibt’s kostenlos im Internet. Eine professionelle Beschallungsanlage baute einer der Sponsoren auf. Apropos Geldgeber: Alle aus der Region mit „Rang und Namen“ seien dabei, erzählt Maaß. Sein Netzwerk allein habe für das Budget von 250 000 Euro, davon allein insgesamt 55 000 Euro Preisgelder, nicht ausgereicht, er arbeitete mit den professionellen Tennisvermarktern Marc Raffel und Marc-Kevin Göllner zusammen. Uwe Maaß: „Wir haben anfangs erstmal einen Businessplan aufgestellt.“

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Uwe Maaß hat als Ehrenamtlicher das Turnier organisiert.

In sieben Monaten Vorbereitungszeit schaffte es der 320 Mitglieder starke Verein, das ATP-Turnier auf eine der wohl schönsten Anlagen des Landes zu holen: citynah an der Carl-Diem-Straße und doch am Waldrand.

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80 Leute stemmen das Drumherum: von den Linienrichterinnen und -richtern über Ballkinder, Platzwarte bis zu den Ticketverkäuferinnen. Im Mittelpunkt: Uwe Maaß. Der frühere Produktionsleiter bei Mannstaedt macht sogar den Müllmann, organisiert bei der RSAG eine (bezahlte) Extraabfuhr, als am Freitag die Container überquellen. Mehr als 3000 Zuschauer haben insgesamt in dieser Woche die hochkarätigen Partien der Weltranglistenspieler verfolgt. Für den Verein bleibt neben der Ehre auch noch ein Plus in der Kasse von mindestens 8000 Euro, schätzt der Organisator. Vielleicht ein Grundstock für eine Photovoltaikanlage, für die aber das Clubhaus-Dach erneuert werden müsse.

Kein Fragezeichen steht indes hinter dem Top-Ereignis im kommenden Frühjahr 2023: Dann soll in Troisdorf erneut die ATP-Challenge über die Bühne gehen. Noch besser vorbereitet, sagt Maaß: „Dann muss ich hoffentlich nicht in aller Eile Kabeltrommeln kaufen.“ Bleibt ihm noch Zeit für Tennis? „Kaum. Höchstens im Winter in der Halle. Im Sommer heißt es immer: »Uwe, kannst du mal helfen?«“

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