Kunsthaus TroisdorfDie Ausstellung fragt nach „Identität“

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Claudia Robles-Angel verbindet Klänge und Bilder zu faszinierenden Raumkunstwerken.

Troisdorf – „Was macht mich aus?“ „Wer will ich sein?“ Diese Fragen stellt sich heutzutage jeder Mensch, meint Sabine Klement. Und so hat die Kölner Kunstvermittlerinn den Begriff „Identität“ ins Zentrum einer Ausstellung im Kunsthaus Troisdorf gestellt. Eine interessante Schau, eröffnet sie doch die erfrischende Sicht auf ein politisch aufgeladenes Thema.

Im Rheinland verortet

Denn die drei Kunstschaffenden sind zwar im Rheinland verortet, doch durch ihre Herkunft international geprägt. Claudia Robles-Angel aus Kolumbien ist als Pionierin der Medienkunst seit Jahrzehnten rund um den Globus unterwegs. Sie fühlt sich als Weltbürgerin, die in ihren Werken Bilder und Klänge zu Gesamtkunstwerken verbindet.

Satellitenaufnahmen ihrer Heimatstädte Bogotá und Köln hat sie zu einer digitalen Komposition mit Soundtrack verwoben und wie einen überdimensionalen Stadtplan auf eine Wand projiziert. Grundrisse von Häusern und Plätzen gleiten vorbei, akustisch untermalt von Stimmengewirr, Verkehrslärm oder den Glocken des Kölner Doms. Wie in Papier eingeprägt wirken diese Strukturen, haptisch und doch in ihrer Abstraktion kaum fassbar.

Von hohem ästhetischen Reiz ist auch die Installation „Là bas“, für die man sich 20 Minuten Zeit nehmen sollte. Aus der Schwärze des abgedunkelten Raums ertönt eine quadrophone Klangcollage. Ein Gedicht der Künstlerin mündet in diffuses Rauschen, dann tauchen zwei phosphoreszierende Netze auf, wecken Assoziationen an neuronale Netzwerke oder andere Strukturen in der Natur. Tatsächlich fühlt sich die Kolumbianerin hier zu Hause, an der Schnittstelle von Biologie, Kunst und digitaler Welt.

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Nora Hase präsentiert digitale Fotografien. Der Stuhl im Treppenhaus lädt ein, über das Thema zu reflektieren.

Nora Hase macht in ihren Fotografien die Suche nach Zugehörigkeit zum Thema. Sie collagiert, fügt digital Farben, Licht oder Effekte hinzu. So verwischt sie Gesichter, um zu veranschaulichen, wie schwierig der Kampf um Sichtbarkeit für People of Colour ist. „Für mich heißt Fotografie: unseren Blick zu dekolonialisieren“, sagt die Künstlerin mit familiären Wurzeln in Simbabwe. Ihre experimentellen Aufnahmen regen an zum Reflektieren über die vermeintlichen Gewissheiten von Herkunft und Geschlecht.

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Christian Amouzou zeigt seine Fotoserie „Typisch deutsch“.

Konfrontation mit Klischeevorstellungen

Damit spielt auch Christian Amouzou in seiner Fotoserie „Typisch deutsch“. Ein junges schwarzes Model präsentiert er in verschiedenen deutschen Trachten. In Szene setzt er sie vor einer leuchtend blauen Wand, was in der afrikanischen Fotografie eine Tradition hat.

So konfrontiert der Künstler das Publikum mit Klischeevorstellungen von Exotik und Heimat: Zwar wird diese Kleidung als identitätsstiftend für die Regionen betrachtet, doch die Stoffe kommen oft aus Billiglohn-Ländern. Amouzou, dessen Eltern aus Ungarn und Togo stammen, motiviert mit seinen attraktiven Arbeiten zum Nachdenken über solche Widersprüche.

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Eröffnung am Sonntag, 18. September, 11 Uhr. Bis 16. Oktober samstags 15 bis 18, sonntags 11 bis 14 Uhr. Performance von Claudia Robles-Angel am 8. Oktober, 19 Uhr.

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