Fest der historischen KulturenFamilien erleben in Troisdorf eine Zeitreise

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Begeistert vom Mittelalter: Die siebenjährige Lotti aus Königswinter und ihre neunjährige Schwester Lilly übten sich im Armbrustschießen.

Begeistert vom Mittelalter: Die siebenjährige Lotti aus Königswinter und ihre neunjährige Schwester Lilly übten sich im Armbrustschießen.

Troisdorf – Eigentlich ist Paul Barmsen „an Zukunftstechnik interessiert“. Damit verdient der Ingenieur aus Königswinter sein Geld. Seine Freizeit aber verbringt er inzwischen gern in der Vergangenheit: Am Wochenende war er mit der Familie einer von vielen Besuchern des Mittelaltermarkts an der Burg Wissem.

„Einfach cool“ nennt Barmsen das Eintauchen in die Historie, während die Töchter Lotti (7) und Lilly (9) mit der Armbrust anlegen. Erst vor kurzem hatte die Familie zum ersten Mal einen Mittelalter- und Fantasymarkt in Saarbrücken besucht, der unter Kennern als der beste gilt. Inzwischen verfügen die vier Barmsens über stilechte Gewandungen, hat sich der Vater in Köln bei der Kampfkunstschule Hema angemeldet, die historischen Schwertkampf unterrichtet.

Das Hobby zum Beruf gemacht

Eine Kultur- und Zeitreise zugleich hatte der Verein Kinderkulturwelt mit dem „Festival der Kulturen“ organisiert: Musik und Tanz entführten in ferne Länder; doch die Begegnung mit fremden Kulturen bedeutet für den auch sozial engagierten Verein nicht nur Folklore.

Antworten auf die Frage: „Wer hat die Kokosnuss geklaut?“ gab zum Beispiel Hanns F. Groeschke von der bundesweiten Initiative „Bildung trifft Entwicklung“. Neun Jahre hat der Brühler auf den Philippinen gelebt, nun berichtet er in Workshops für Kinder und Jugendliche über die Kokospalme, deren vielseitige Nutzung er beim Basteln schildert – und gegenüber den Palmölplantagen abgrenzt: „Kokos wird kleinbäuerlich angebaut“, für Palmöl hingegen würden riesige Flächen gerodet und für immer zerstört. Den Krieg in Tigray (Äthiopien) dokumentierten Bilder und Texte, das Kolpingnetzwerk für Geflüchtete lud an einen Kickertisch ein, der mehr als nur schwarze und weiße Spielfiguren hat.

Fester Bestandteil der Mittelalterszene ist seit nunmehr 15 Jahren Frank van Dyk aus Kastellaun. Kaufmann hat er gelernt, lange in der Pflege gearbeitet, bis er vor vier Jahren aus dem Hobby einen Beruf machte. Als „Der Metdealer“ war er nach Troisdorf gekommen, kredenzte Honigweine, die nach seinen Vorstellungen hergestellt werden. Doch schlüpft der 56-Jährige auf Wunsch in insgesamt sechs Rollen. Und wer ein Mittelalterfest veranstalten will, dem kann er mit Organisation und Ausrichtung dienen.

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Spielleute wie das Duo „Vrevel“ oder der Feuerschlucker Micha Mangafuoco unterhielten die großen und kleinen Besucher, die auf Drachenjagd gehen oder sich beim Bogen- und Armbrustschießen erproben konnten. In kleinen Drachenbooten kurvten sie über die Wiese, angelten statt Plastikenten Wikingerschiffe aus dem Wasser. Die heilende Kraft von Baumperlen war kennenzulernen, für den Hausgebrauch waren sie auch zu erwerben. Und wer wie die Barmsens aus Königswinter noch tiefer in die Welt des Mittelalters eintauchen wollte, der fand an vielen Ständen alles, was es dazu braucht.

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