Nachhaltig lebenBioprodukte allein reichen Troisdorfer Familie nicht

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Auf der „Hexe“, dem alten Holzofen, kocht Andrea Schmitz bisweilen heute noch. 

Troisdorf – Schon als Kind war Andrea Schmitz klar, „dass eine Spraydose nicht in die Landschaft passt“. Ihr sei früh bewusst gewesen: „Was man kauft, muss ja auch wieder irgendwo hin.“ Die Haltung hat sich die inzwischen 50-Jährige, die eigentlich anders heißt, bis heute bewahrt, hat versucht, das eigene Leben und das ihrer Familie nachhaltig zu gestalten. Und stößt dabei auch an Grenzen.

Mit ökologischen Baustoffen hat Familie Schmitz schon ihr Haus errichtet. „Ein tolles Gefühl“ für die Mutter: „Ich wohne in einem Haus, das ich komplett über die Biotonne entsorgen könnte.“ Jahrelang hat die Familie auf ein Auto verzichtet; vor zehn Jahren musste dann doch wieder eines her – weil die beruflichen Fahrten nicht mehr mit Bus und Fahrrad zu regeln waren. Bis heute aber steht der Wagen oft in der Einfahrt.

Regional und saisonal kauft sie am liebsten ein

„Wir fahren 12 000 Kilometer im Jahr“, die Hälfte gehe auf das Konto von Urlaubsfahrten ins Ferienhaus an der Ostsee. Dort wachsen Äpfel und Pflaumen, die in der Küche von Andrea Schmitz zu Apfelmus oder Pflaumenkuchen werden. „Ich versuche, sehr viel selber zu machen.“ Früher kamen ausschließlich Nudeln und Brot aus eigener Produktion auf den Tisch.

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Eine reiche Ernte lagert unter einem Vordach im Hof: Äpfel von der eigenen Wiese, Esskastanien und Kürbiskerne. 

Auf dem Einkaufszettel stehen bis heute möglichst Bioprodukte. Für Familie Schmitz sollen auch, wenn es irgend geht, keine Äpfel um die halbe Welt geflogen oder mit dem Lkw über weite Strecken transportiert werden: „Ein Bio-Apfel aus Israel ist für mich kein biologischer Apfel mehr.“

Hohe Energiepreise belasten das Familienbudget

Einen Dämpfer haben Corona, explodierende Energiekosten und nicht zuletzt die Pubertät der drei heranwachsenden Söhne den Bemühungen um nachhaltigen Einkauf verpasst. „Das geht mit Bioprodukten einfach nicht“, räumt Andrea Schmitz ein. So greift sie angesichts der nunmehr benötigten Mengen inzwischen auch auf konventionell erzeugte Lebensmittel zurück, um das Familienbudget nicht zu sprengen. Außerdem treffe sie damit eher den Geschmack ihrer Söhne.

„Schritt für Schritt“ versuche sie gleichwohl, ihren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern: Sie kauft nur Dinge, die möglichst lange halten, repariert Kleidung, die sie überwiegend im Secondhand-Laden ersteht. Statt Waschmittel setzt sie Kastanien und Efeublätter ein – „da werden auch Tenside frei“ –, Solarlichterketten sorgen für stimmungsvolle Beleuchtung. Aus Wachsresten werden neue Kerzen, bis vor dem – kurzen – Duschen warmes Wasser aus der Leitung kommt, steht ein Eimer unter der Brause, der späteres Putzwasser auffängt.

Solarmodule am Balkon liefern Strom

Am Balkongeländer hängen Solarmodule. „Ich wäre gerne autark“, sagt sie. Photovoltaik auf dem Dach ist aber wegen des Denkmalschutzes und einer Verschattung nicht möglich. Immerhin schiebt sie niemals nur ein Blech in den Ofen, um die Wärme auch beim Kochen effizient zu nutzen.

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Bei ihren Kauf- und Konsumentscheidungen lässt sich Andrea Schmitz gern von ihrem Bauchgefühl leiten, stellt sich die Frage: „Fühlt es sich gut an für mich oder nicht?“ Dogmatisch will sie nicht werden, auch wenn sie zum Beispiel gern fleischlos kocht. Und manchmal, so gibt sie zu, „muss man auch aufhören, darüber nachzudenken“. Denn: „Sonst schmeckt mir ja gar nichts mehr.“

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