Untreue, Bankrott, BetrugTroisdorfer Unternehmer muss fast vier Jahre ins Gefängnis

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Der Eingang zum Bonner Landgericht. (Symbolbild)

Bonn/Troisdorf – Das Gefängnis ist die große Katastrophe – und das vorläufige Ende für einen 42-jährigen Handwerksmeister und seine bürgerliche Familie aus Troisdorf, die einst erfolgreich gestartet war. Der gelernte Schornsteinfeger, der sich mit viel Elan selbstständig gemacht hatte, war 2007 mit einem Bauprojekt gescheitert und auf hohen Schulden sitzen geblieben. Um die Pleite zu korrigieren, kaufte er dann weitere Firmen und versuchte sich auch in anderen Branchen, so im Baugewerbe oder mit einer Kneipe. Aber alles scheiterte.

„Alte Löcher wurden mit neuen Löchern gestopft“, hieß es jetzt in der Urteilsbegründung des Bonner Landgerichts. Kammervorsitzender Frederik Glasner: „Die Geschäfte wurden immer unseriöser, illegaler. Am Ende war es ein Strudel, der sich immer schneller drehte.“

Wegen Insolvenzverschleppung, Untreue, Bankrott und vielfachen Betrugs hat die 9. Große Strafkammer den 42-jährigen Familienvater jetzt zu drei Jahren und zehn Monaten Haft verurteilt; seine 41-jährige Ehefrau, die die Insolvenzverschleppung teils auch als „Strohfrau“ (und um „den familiären Ruin zu verhindern“) mitgetragen hatte, kam mit zwei Jahren Haft auf Bewährung davon.

In einem Bahnhofsgebäude in Hennef zahlte die Familie keine Miete

Der Absturz sei programmiert gewesen, weil der Angeklagte – durchaus beliebt, sozial engagiert, in der Heimat tief verwurzelt – viele Jahre die Warnschüsse nicht gehört habe. Denn seit 2008 ist er bereits zehnfach einschlägig vorbestraft; eine achtmonatige Bewährungsstrafe aus dem Jahr 2018 droht zudem widerrufen zu werden. Die käme noch auf die Haftzeit obendrauf.

In dem verzweifelten Versuch, sich finanziell zu retten, verloren die Angeklagten irgendwann jedes Maß und hatten offenbar kein Gefühl mehr für ihr kriminelles Handeln: So zerlegten sie ein florierendes Kaminbauunternehmen, das der Angeklagte – obwohl hochverschuldet – im Jahr 2017 mit dubiosen Krediten gekauft hatte, innerhalb weniger Monate. Unter anderem, weil sie für ihren Lebensstil, der immer großspuriger wurde, die Firmenkonten plünderten.

Schließlich lebte die Familie mit ihren zwei Kindern auch in Objekten „die sie sich eigentlich nicht leisten konnten“. Unter anderem „gastierten“ sie ein Jahr lang im alten Bahnhofsgebäude in Hennef-Bröl, ohne einen Cent Miete zu zahlen, und baggerten auf dem Gelände noch ein großes Loch für einen Swimmingpool. Der Mietschaden für den Eigentümer summierte sich auf 47.000 Euro.

Richter gewährten keine Haftverschonung für den Troisdorfer

Den ruinösen Lebensstil musste auch der Vater des Angeklagten ausbaden, der – weil er seinem Sohn finanziell retten wollte – nicht nur zwei Immobilien versilberte, sondern sich auch überreden ließ, zum Schein als Geschäftsführer in den Firmen seines Sohnes aufzutreten. Dafür wurde der 70-jährige Senior in diesem Verfahren zu 5400 Euro Geldstrafe verurteilt.

Eine Haftverschonung für den 42-Jährigen, der bereits seit März in Untersuchungshaft sitzt, haben die Richter nicht gewährt. „Wir sehen die erhebliche Gefahr, dass Sie weitere Straftaten begehen“, lautete die deutliche Begründung.

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Zum Abschied, bevor die Handschellen wieder klickten, lagen sich die Eheleute in den Armen und weinten bitterlich. Einer versuchte den anderen zu trösten, aber es gab keinen wirklichen Trost. „Trotz des Schlags, nehmen Sie es als Chance, etwas zu ändern“, hatte ihnen der Vorsitzende zuvor mitgegeben.

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