SchlebuschChristophorus-Haus soll weg- Grundstück ist noch sozial gebunden

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Das in die Jahre gekommene Christophorus-Haus. Die Caritas will ausziehen, die Besitzer wollen, dass die Stadt die soziale Bindung aufgibt.

Leverkusen – Das klingt erstmal nach purer Routine: Im Schlebuscher Zentrum soll ein altes Haus abgebrochen werden und eine Investorin möchte stattdessen ein neues Wohnhaus errichten. Aber es steckt sehr viel mehr dahinter. Abgebrochen werden soll das Christophorus-Haus an der von-Diergardt-Straße 7. Darin betreibt die Caritas seit 1979 eine Heilstätte für chronisch suchtkranke Menschen, meist Alkoholiker oder von Medikamenten Abhängige. In der dreistöckigen stationären Einrichtung mit 20 Einzelzimmern sowie einer Küche, Wohnzimmer und einen Sanitärbereich auf jeder Etage sollen die Suchtkranken nach einem Entzug Stück für Stück wieder ins Leben zurückfinden. Ziel ist es, in dem Haus in Schlebusch den Alltag ohne Suchtmittel einzuüben. Die, die das dort mit der Hilfe von Therapeuten schaffen, können anschließend den nächsten Schritt in ein selbstständiges Leben tun und in eine Wohnung oder Wohngemeinschaft umziehen.

14 Wohnungen geplant

Das Christophorus-Haus soll weg, anstelle des Heims will eine Investorin ein Wohnhaus mit Tiefgarage und 14 Wohnungen bauen. Sie schließt ausdrücklich aus, geförderte Wohnungen, also Sozialwohnungen, zu bauen. Doch es gibt eine Hürde, denn man darf nicht einfach Eigentums- oder Mietwohnungen auf dem Grundstück bauen. Eine frühere Generation in Stadtrat und Verwaltung hat das im Bebauungsplan so festgelegt. Wörtlich hat man damals für das Grundstück bestimmt, dass darauf nur Gebäude „für den Gemeinbedarf (Zweckbestimmung – sozialen Zwecken dienende Einrichtungen)“ stehen dürfen. Ob das so bleibt, ist offen. Der Neubau ist schon weit vorgeplant, die Zeichnungen stehen im Leverkusener Ratsinformationssystem zur Einsicht. Doch bevor dort ein weiß verputztes Haus mit Eigentumswohnungen samt Loft und Tiefgarage gebaut werden kann, muss die Politik in der Bezirksvertretung III und im Bauausschuss der Bebauungsplan ändern. Die Bauverwaltung sieht darin kein Problem, sie rät dazu, der Investorin zu helfen und den Sonderstatus des Grundstücks aufheben.

Entscheidung liegt bei der Politik

Die Entscheidung liegt nun bei der Politik. Stimmt die der Änderung nicht zu, könnte die Investorin nur Altenwohnungen, Studentenwohnungen oder eine Wohnanlage für Suchtkranke oder ähnliches bauen. Besitzerin soll eine Privatperson sein, die Caritas ist Mieterin. Ursprünglich soll das Grundstück und das Haus in Kirchenbesitz gewesen sein, sagt der evangelische Pfarrer Gunnar Plewe. Darin soll ein „Heim für gefallene Mädchen“ gewesen sein, in dem Mädchen oder Frauen unterkamen, die unverheiratet Kinder bekommen haben. Bis in die 1970er Jahre galt das als Schande. Seit 1979 betreut die Caritas dort Suchtkranke. Ausstattung und Aufteilung des Christophorus-Hauses sind natürlich nicht auf Stand, deshalb suche man seit längerem eine neue Bleibe, sagt Caritas-Geschäftsführer Wolfgang Klein. Der Vertrag sei aber ungekündigt.

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Auch wenn das Haus nicht mehr dem geforderten Stand entspricht, die Lage sei ideal für die Zwecke, sagt Gundula Uflacker von der Caritas. Seit längerem sei man auf der Suche nach einem neuen Haus für die Sucht-Einrichtung, es gebe sogar konkrete Gespräche.

Der Kindergarten bleibt

Die Fläche, die man einmal für Gemeinbedarf und soziale Zwecke reserviert hat, erstreckt sich zwischen der von-Diergardt-Straße bis zum Dhünnradweg. Im zur Dhünn hin gelegenen Hälfte steht ein evangelischer Kindergarten. Der bleibt stehen, die Änderung bezieht sich nur auf den vorderen Teil. Von der geplanten Änderung wusste der zuständige Pfarrer nichts.

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