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Schlebusch ReuterstraßeSupermarkt-Investor zieht sich zurück

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Die Reuterstraße: seit Jahren stehen dort Geschäfte, Firmen, Wohnungen und  Einfamilienhäuser leer. Sie gehören Rewe, aber das Projekt Vollsortimenter wankt.

Leverkusen – Der von Rewe seit mindestens fünf Jahren verfolgte Plan, an der Reuterstraße in Schlebusch einen großen Supermarkt zu bauen, ist zumindest stark ins Wanken geraten.

Knackpunkt Tiefgarage

Der Bauträger des Kölner Einzelhandelsunternehmens hat sich aus dem Leverkusener Projekt zurückgezogen. Das geht aus einem Papier hervor, das dem „Leverkusener Anzeiger“ vorliegt und in dem Rewe der Baudezernentin Andrea Deppe die neue Wendung enttäuscht bekannt gibt. Das Papier ist die Zusammenfassung Rewes einer Videokonferenz, die im Februar unter Beteiligung der Dezernentin abgehalten wurde.

In der Konferenz hatten Bauverwaltung und Rewe noch einmal über das Schlebuscher Projekt gesprochen. Auch der Grund für den Rückzug des Bauträgers wird genannt: Weil die Leverkusener zwingend auf dem Bau einer Tiefgarage bestehen, sei das Projekt nicht mehr wirtschaftlich umsetzbar, sagt Rewe.

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130 ebenerdige Parkplätze

Eine Tiefgarage, hieß es in einer früheren Berechnung, würde 3,4 Millionen Euro extra kosten. Rewe will nach letztem Stand 130 ebenerdige Parkplätze, die für den vergleichsweise sehr großen Vollsortimenter mit 1750 Quadratmeter Verkaufsfläche gebraucht werden würden.

Bebauungsplan

Damit ein Markt dieser außerordentlichen Größenordnung genehmigt werden kann, müsste der Rat in einem schwierigen Verfahren den Bebauungsplan für das Viertel an der Reuterstraße ändern. Ohne die Änderung wäre höchstens ein Nahversorger mit 800 Quadratmetern Verkaufsfläche möglich.

Zusätzlich müsste der Rat bald die Fristen für Kaufoptionen durch Rewe für Teile des Schulgrundstücks der Thomas-Morus-Grundschule verlängern. Ein Detail, das in Schlebusch heftigen Widerspruch erregt hatte. Die Parzellen bräuchte Rewe zwingend, um den Supermarkt bauen zu können.

Zeiten ändern sich

Die Zeiten ändern sich. Das Rewe-Papier hat die Dezernentin an die Ratsfraktionen weitergeleitet, damit die sich eine Meinung bilden können.

Dazu legte sie ein Anschreiben, in dem steht: Es seien vier Jahre vergangen. Die grundsätzliche Einstellung zur Stadtentwicklung habe sich weiter verändert. Seitens der Verwaltung gebe es eine andere Einstellung zum Flächenverbrauch, zu umweltverträglicher Bauweise und zum Umgang mit Freiraum. Dazu gehöre die Forderung nach einer Tiefgarage anstelle ebenerdiger Parkflächen.

Neue Töne aus dem Bauamt

Das sei mit dem Oberbürgermeister abgestimmt. – Das sind neue Töne, denn in früheren Ratsunterlagen finden sich Beispiele, in denen die Bauverwaltung eindeutig zur Änderung des Bebauungsplanes zugunsten des großen Supermarkts rät.

An der Forderung nach einer Tiefgarage wird also offenbar nicht mehr gerüttelt. Rewe will aber nicht aufgeben, schreibt, ebenerdige Parkplätze seien „essenzielle Voraussetzung“ und bittet die Dezernentin, „konkrete planerische Ansätze als auch bauliche Maßnahmen zu benennen, die als direkte Kompensationsmaßnahmen dienen können, sofern … auf eine Tiefgarage verzichtet werden kann.“

Laut Andrea Deppe steht eine Antwort an Rewe noch aus, dafür haben sich inzwischen Ratsfraktionen ein Urteil gebildet: CDU und Grüne sind glasklar und fordern eine Tiefgarage. Die Bürgerliste will an der Reuterstraße gar keinen Supermarkt. Nur die SPD würden ebenerdige Parkplätze akzeptieren.

Die FDP jubelt

Nur die FDP-Fraktion jubelt auf Facebook, es gebe jetzt wieder Bewegung für den Vollsortimenter, als hätte man in der Fraktion den klaren Brief der Dezernentin nicht verstanden.

Rewe reagierte nicht auf die Fragen unserer Redaktion.

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