Wolfsburg – Anthony Modeste spielt gerne gegen den VfL Wolfsburg. Der Torjäger des 1. FC Köln hat seit gestern Abend gegen keinen anderen Fußball-Bundesligisten häufiger getroffen als gegen die Wölfe. Mit seinen Toren sieben und acht führte er die Geißböcke im letzten Auswärtsspiel der Hinrunde beim 3:2 (1:1) zum ersten Sieg der Saison in der Fremde.
Ein Erfolg der Moral und des Glücks, dass sich der FC mit Modestes Siegtor in der 89. Minute redlich verdiente. „Ich habe immer an mich geglaubt. Wer hat schon gedacht, dass ich in einer halben Saison zehn Tore schießen kann“, freute sich der Franzose und schickte einen Seitenhieb in Richtung Ex-FC-Manager Jörg Schmadtke los: „Wir haben die Mannschaft von Schmadtke in die Krise geschickt. Man sieht sich immer zwei Mal im Leben“, sagte Modeste in Anspielung auf seinen umstrittenen Wechsel nach China 2017.
Steffen Baumgart stellte sein Elf im Vergleich zum jüngsten 0:2 gegen den FC Augsburg auf zwei Positionen um. Timo Hübers löste Luca Kilian in der Innenverteidigung ab und für den angeschlagenen Dejan Ljubicic (muskuläre Probleme) feierte Louis Schaub sein Startelfdebüt in dieser Bundesliga-Saison. Weil der FC-Coach wie angekündigt seiner Doppelspitze Sebastian Andersson und Anthony Modeste die nächste Chance gab, war die Kölner Aufstellung noch einen Tick offensiver als gegen Augsburg.
Die erste Viertelstunde gehörte dem VfL Wolfsburg
Der Schuss ging erst einmal nach hinten los. Nach der zweiten FC-Ecke blockten die Wolfsburger einen Abschluss von Schaub und schwärmten zum Konter aus. Über Dodi Lukebakio und Ridle Baku gelangte der Ball im Express-Tempo in den Kölner Strafraum, wo Lukas Nmecha FC-Keeper Marvin Schwäbe keine Chance ließ (8.). Die erste Viertelstunde gehörte dem VfL, der auf Wiedergutmachung für vier sieglose Bundesligapartien und vor allem das jüngste 0:2 in der VW-Arena gegen Stuttgart.
Über viel Ballbesitz und ruhigeres Aufbauspiel von hinten heraus kamen die Geißböcke aber besser ins Spiel – und zum Ausgleich. Als Baku versuchte einen langen Czichos-Pass ins Toraus laufen zu lassen, hatte er nicht mit Jonas Hector gerechnet. Der FC-Kapitän spitzelte den Ball zurück in die Gefahrenzone, wo Ondrej Duda zum Solo ansetzte und Florian Kainz sechs Meter vor dem Tor freispielte.
Der FC hätte mit einer Führung in die Pause gehen können
Der Österreicher schob aber nicht locker ein, sondern traf die Latte. Es wäre der Fehlschuss des Abends gewesen, wenn Anthony Modeste nicht per Kopf abgestaubt hätte.
Der FC hielt das 1:1 dank zweier heldenhafter Blocks von Benno Schmitz gegen Wout Weghorst (34.) und Hector gegen Lukas Nmecha (39.) und hätte mit einer Führung in die Pause gehen können. Hübers scheiterte nach einem Freistoß von Florian Kainz aus vier Metern am Fuß von VfL-Torwart Coen Casteels und auch der Nachschuss von Kainz war eine Beute des Belgiers (45.+1).
Die Wolfsburger zogen mit dem 2:1 im Rücken immer weiter zurück
In der Pause musste Steffen Baumgart den angeschlagenen Salih Özcan auswechseln. Nach Ellyes Skhiri und Ljubicic der dritte Ausfall auf der Sechs. Hector wechselte ins Zentrum und der eingewechselte Jannes Horn verteidigte links.
Die Ausrichtung des FC blieb die gleiche, es ging weiter nach vorne - und wie in Halbzeit eins nach hinten los. Nachdem Schwäbe gegen Lukas Nmecha noch das 1:2 verhindern konnte (51.), war er fünf Minuten später machtlos. Nach einem Kainz-Freistoß liefen die Kölner wieder in einen Konter. Lukebakio narrte auf links Schmitz und Schaub und bediente den mitgelaufenen Weghorst, der keine Mühe hatte seinem Job als Torjäger nachzugehen (51.).
Die Baumgart-Elf versuchte zu antworten, doch Modeste verzog zuerst (56.) und dribbelte sich dann im Strafraum der Wölfe in aussichtsreicher Position fest (58.). Die Wolfsburger zogen sich mit dem 2:1 im Rücken aber immer weiter zurück, um möglicherweise einen dritten Konter ins Ziel zu bringen. Der unbeirrte FC hatte auch deshalb weiter viele Spielanteile und wusste sie zu nutzen.
Die Moral des FC beeindruckte und wurde belohnt
Ein abgefälschter Schuss von Benno Schmitz fiel dem verdutzten, weil völlig freien Kingsley Schindler im Strafraum vor die Füße. Er schaltete trotzdem schnell und brachte den Ball vors Tor, wo Mark Uth ihn mit der Brust zum 2:2 über die Linie drückte (73.). Uth war wie Schindler erst 74 Sekunden zuvor auf den Platz gekommen. „Die Wechsel haben funktioniert“, freute sich Steffen Baumgart über seine Goldenen Händchen.
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Und die Moral, mit der die Geißböcke unterwegs waren, beeindruckte und wurde belohnt. Modeste hätte schon in der 81. Minute nach feiner Vorarbeit von Uth seinen Doppelpack schnüren können, setzte den Ball am über das Tor. Als dann Schindler von rechts flanken durfte und dies perfekt machte, war der 33-Jährige zur Stelle und köpfte den FC aus fünf Metern ins Glück des ersten Auswärtssieges (89.).
Es war schade, dass Kingsley Schindler seinen starken Joker-Auftritt nicht krönen konnte und in der Nachspielzeit nur die Latte traf, aber dieser Dreier war auch als 3:2 Gold wert. „Das ist unser Weg, Fußball zu spielen. Es spricht für unsere Mentalität, dass wir nach dem 2:2 gegen einen Champions League-Teilnehmer weiter nach vorne spielen. Das ist stark“, lobte Baumgart hörbar zufrieden.