Der 1. FC Köln hat seinen Kader im Sommer umgekrempelt. Nach zehn externen Zugängen soll es nun verstärkt zu Abgängen kommen. Dabei stehen unbequeme Entscheidungen bevor.
1. FC Köln will Kader verkleinernDas ist der Stand der Dinge bei den Abgangskandidaten

FC-Coach Lukas Kwasniok (M.) empfindet seine Trainingsgruppe als zu groß.
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Thomas Kessler hatte es angekündigt. „Der Trainer wird harte Entscheidungen treffen müssen“, prognostizierte der Sportdirektor des 1. FC Köln erst kürzlich im Rundschau-Interview mit Blick auf die neue Saison. Eine Vorhersage, die sich schon beim ersten Pflichtspiel bewahrheitete. Mit Dominique Heintz, Leart Pacarada und Denis Huseinbasic fanden gleich drei Stammspieler der Aufstiegsmannschaft keine Berücksichtigung im Kader für das Pokalspiel bei Drittligist Jahn Regensburg. Das Trio fiel dem personellen Umbruch zum Opfer, den die Kölner nach Absitzen der letztjährigen Transfersperre und der Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus in einer lange nicht dagewesenen Größenordnung vollzogen haben. Kein anderer Bundesligist hat in diesem Sommer so viele Transfers getätigt wie der Aufsteiger. Zehn externe Neuzugänge stellen für den FC die höchste Zahl seit 20 Jahren dar.
Während die runderneuerte Kölner Mannschaft beim spät in der Nachspielzeit errungenen 2:1-Sieg in Regensburg erstmals von ihrer neuen Kadertiefe profitierte, dürften sich die daheim gebliebenen Spieler Gedanken über ihre Zukunft gemacht haben. Schließlich hatte Lukas Kwasniok vor Bekanntgabe seines ersten Spieltagskaders als FC-Trainer von „Tendenzen“ gesprochen, die „erkennbar sein werden“. In diesem Zusammenhang kündigte er auch eine weitere Verschlankung des aufgeblähten Kaders an. „Wir sind noch immer 25 Feldspieler, das ist eine ganze Menge Holz“, gab der 44-Jährige zu bedenken und fügte an: „Wir sind dabei, den Kader an der einen oder anderen Stelle einzuengen. Da gilt es jetzt, Gespräche zu führen, den Spielern offen und ehrlich eine Perspektive mit auf den Weg zu geben und über eine Leihe oder Vertragsauflösung zu sprechen.“
Wir sind dabei, den Kader an der einen oder anderen Stelle einzuengen. Da gilt es jetzt, Gespräche zu führen, den Spielern offen und ehrlich eine Perspektive mit auf den Weg zu geben und über eine Leihe oder Vertragsauflösung zu sprechen.
Es ist ein Prozess des Abwägens für Kwasniok und Kessler. „Wir müssen schauen, inwiefern eine Lösung möglich ist, oder ob sich ein Spieler, der nicht im Spieltagskader ist, reinbeißt. Fakt ist nämlich auch: Nur mit 18 Feldspielern reicht es nicht. Aber 25 ist ein Ticken zu viel“, skizzierte der FC-Coach seine Vorstellungen. Kwasniok steht dabei vor der Herausforderung, den deutlich internationaler gewordenen Kölner Kader sportlich wie menschlich zusammenzuführen, die Interessen verdienter Spieler nicht zu vernachlässigen, die Entwicklung der Eigengewächse voranzutreiben und gleichzeitig den qualitativen Zugewinn zum Tragen zu bringen.
Vor allem im Abwehrzentrum steht ein Überangebot an Spielern zur Verfügung. Nach den Verpflichtungen von Rav van den Berg und Cenk Özkacar zählt der Kader sieben etatmäßige Innenverteidiger. Hinzu kommt Defensiv-Allrounder Tom Krauß, der in der Vorbereitung ebenfalls in der Dreierkette zum Einsatz kam. Bei Julian Pauli verfolgt der FC daher als Zwischenschritt den Plan einer Leihe. Der Youngster selbst hat noch nicht über seine nähere Zukunft entschieden.
Ein feines Gespür erfordert auch der Umgang mit der Personalie Dominique Heintz. Der Routinier avancierte im Aufstiegsjahr zum Abwehrchef, für einen Stammplatz in der Bundesliga – zumal bei Kwasnioks intensiver Spielweise – fehlt ihm aber wohl das Tempo. Dennoch genießt der Routinier am Geißbockheim ein hohes Ansehen, seine Identifikation mit dem FC ist selten im schnelllebigen Fußballgeschäft. Aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass Heintz seinen bis 2026 gültigen Vertrag erfüllen wird. Anderslautende Signale hat er bislang nicht erhalten.
Wir müssen schauen, inwiefern eine Lösung möglich ist, oder ob sich ein Spieler, der nicht im Spieltagskader ist, reinbeißt. Fakt ist nämlich auch: Nur mit 18 Feldspielern reicht es nicht. Aber 25 ist ein Ticken zu viel.
Um Leart Pacarada ranken sich dagegen seit Wochen Abwanderungsgerüchte. Der 30-Jährige hat seinen Stammplatz an Neuzugang Kristoffer Lund verloren. Auch mit Blick auf seinen am Saisonende auslaufenden Vertrag würde ein Wechsel durchaus Sinn ergeben. Momentan ist jedoch keine der Anfragen unterschriftsreif. Für Denis Huseinbasic gestalten sich die Aussichten ebenfalls trüb. Defensiv hat der zentrale Mittelfeldspieler Eric Martel und Krauß vor sich, offensiv Isak Johannesson und Luca Waldschmidt.
Der frühere Regionalligaspieler erlebt das erste Tief seiner jungen Karriere, welches sich nun auch auf Nationalmannschaftsebene bemerkbar macht. Für die Länderspiele im September hat der 24-Jährige, der mit einem Wechsel zu Sporting Braga in Verbindung gebracht wird, keine Einladung aus Bosnien erhalten. Dasselbe gilt für seinen FC-Kollegen Jusuf Gazibegovic, der auch mehr als ein halbes Jahr nach seiner Ankunft in Köln den Erwartungen hinterherläuft. Weitere Kandidaten für einen Abgang sind der chancenlose Jacob Christensen sowie Neo Telle und Emin Kujovic. Für die beiden Eigengewächse wird nach einem Leihclub gesucht.
Rückkehr von Yannick Gerhardt zum 1. FC Köln derzeit kein Thema
Auch im Angriff soll es noch zu Veränderungen kommen. Imad Rondic und die zur Regionalliga-Mannschaft abgeschobenen Sargis Adamyan und Florian Dietz sollen den FC verlassen. Allerdings hapert es bislang an der Umsetzung. Nach seinem geplatzten Wechsel zum VfL Osnabrück liegen Adamyan derzeit keine weiteren Anfragen vor. Ohne Abnehmer kommt es für den Armenier aber wohl nicht infrage, der vom FC beabsichtigten Vertragsauflösung zuzustimmen.
Adamyan verfügt über einen Altvertrag, der ihm noch bis 2026 ein Jahresgehalt von mehr als einer Million Euro garantiert. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusagen, dass es sich um den letzten großen Kontrakt für den 32-Jährigen handelt. Schneller könnte es bei Dietz gehen, für den sich womöglich bald eine neue Tür öffnet. Keine Spur wurde bis dato bei Rondic bekannt. Es macht die Sache nicht einfacher, dass der Winterzugang von Ex-Sportchef Christian Keller mit einem Viereinhalbjahresvertrag ausgestattet wurde.
Zeit zur Umsetzung all dieser Vorhaben ist noch bis Anfang September, dann schließt das Sommer-Transferfenster in den führenden europäischen Ligen. Sollte sich auch auf der Zugangsseite noch etwas tun, können zwei Namen von der Liste gestrichen werden. Für Yannick Gerhardt, der den VfL Wolfsburg nach neun Jahren verlassen könnte, sei eine Rückkehr nach Köln derzeit „kein Thema“, teilte sein Berater Stephan Engels auf Anfrage mit. Aus dem direkten Umfeld von Innenverteidiger Etienne Kinkoué (23/AC Le Havre) ist zu hören, dass die gehandelte Spur zum FC „eher kalt“ sei.