Die Elfmeterentscheidung für den VfB Stuttgart brachte FC-Sportdirektor Thomas Kessler in Rage. Der 39-Jährige kritisierte den VAR.
1. FC KölnEin Foul, bei dem der Gefoulte nicht fällt

Schiedsrichter Dr. Matthias Jöllenbeck schaut sich die strittige Szene an.
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Es kommt auf die Perspektive an und es lag in der Natur der Sache, dass die Sicht der Dinge bei der Elfmeterentscheidung in der Bundesligapartie zwischen dem 1. FC Köln und dem VfB Stuttgart unterschiedlich ausfiel. Während sich FC-Trainer Lukas Kwasniok und vor allem Sportdirektor Thomas Kessler im Nachgang des Spiels ziemlich aufregten, nahm VfB-Trainer Sebastian Hoeneß ruhig und sachlich Stellung.
Sein Team war auch Nutznießer der Aufreger Szene, die in der 23. Minute beim Stand von 1:0 für den FC ihren Anfang genommen hatte und zunächst niemandem aufgefallen war. Kölns Keeper Marvin Schwäbe schlug nach einem zu laschen Rückpass von Joel Schmied den Ball nicht sofort aus dem Strafraum, sodass VfB-Torjäger Ermedin Demirovic dazwischen sprinten konnte und das Spielgerät als Erster erreichte. Als der leicht ins Straucheln geratene, aber weiterlaufende Demirovic danach mit Timo Hübers zusammenprallte und beide mit Schmerzen am Boden liegen blieben, unterbrach Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck die Partie.
Kessler knöpft sich Perl vor
Erst diese Unterbrechung ermöglichte Videoassistent Günter Perl einen Blick auf den Zweikampf, bei dem Schwäbe Demirovic an der Ferse getroffen hatte. Perl schickte Jöllenbeck in die Video-Area. „Der VAR wurde aus dem Kölner Keller auf die Stuttgarter Ersatzbank verlegt“, schimpfte Thomas Kessler und unterstellte, dass die Aufregung im Lager des VfB die Elfmeterentscheidung eingeleitet hatte: „Als der VfB die Zeit hatte, aufs iPad zu schauen, haben sie in der Zeitlupe etwas gesehen. Dann haben sie nachgefragt und der VAR hat überprüft und nach zwei Minuten den Schiri rausgeschickt“, beschrieb der FC-Sportdirektor seine Perspektive und knöpfte sich Perl vor: „Jeder, der diese Situation gesehen hat und der schon mal Fußball gespielt hat – und Günter Perl hat 500 Mal auf hohem Niveau als Schiedsrichter auf dem Platz agiert — wie der sich auf diese Szene stürzen und den Schiedsrichter rausschicken kann, ist mir ein absolutes Rätsel.“
Die Frage ist: Soll er dafür bestraft werden, dass er weiterläuft?
Sebastian Hoeneß reagierte gelassen: „Wenn Ermedin sofort fällt, gibt es gar keine Diskussion. Die Frage ist: Soll er dafür bestraft werden, dass er weiterläuft?“ Aus der Perspektive von Perl und Jöllenbeck nicht. Es ist davon auszugehen, dass der VfB-Coach umgekehrt wie die Kölner argumentiert hätte und Kessler aus Stuttgarter Sicht die Dinge in etwa wie Hoeneß erklärt hätte.
Schwäbes unglückliches Foul war unstrittig. Demirovic („Mein Naturell ist, dass ich nicht falle“) verwandelte den Elfmeter zum 1:1 (28.). Bis zur Entscheidung waren fünf Minuten vergangen. „Den VAR gibt es jetzt seit, ich weiß nicht, wie vielen Jahren. Ich war kein Freund, bin kein Freund und werde nie einer werden. Er ist für mich genauso unsinnig wie der Handshake-Dialog“, teilte FC-Coach Lukas Kwasniok seine Meinung mit. Das vor dieser Saison eingeführte Händeschütteln zwischen den Trainern und dem Schiedsrichter wurde schon wieder eingestampft, der VAR wird bleiben.