Nach einem starken Saisonstart ist die Euphorie beim 1. FC Köln etwas abgeebbt. Lukas Kwasnioks Mannschaft kassiert derzeit zu viele Tore und agiert nach vorne mit zu wenig Kreativität.
1. FC KölnKessler wünscht sich wieder mehr Mut in der Offensive

Diskussionsbedarf: Die Kölner Mannschaft um Kapitän Marvin Schwäbe (l.) erlebt nach sechs Niederlagen aus den jüngsten neun Pflichtspielen ihre erste etwas kritischere Phase.
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Thomas Kessler neigt nicht dazu, in Extreme zu verfallen. Als nach dem furiosen Start so mancher im Umfeld des 1. FC Köln schon von einer außergewöhnlichen Saison träumte, blieb der Sportdirektor mit beiden Beinen auf dem Boden und sprach von Bonuspunkten im Kampf um den Klassenerhalt. Jetzt, wo die anfängliche Euphorie rund um den Aufsteiger etwas abgeebbt ist, bricht bei Kessler umgekehrt auch keine verfrühte Unruhe aus. „Wir müssen die Situation realistisch einordnen. Das haben wir auch getan, als wir Siege eingefahren haben“, erklärte der 39-Jährige nach dem 3:4 gegen Eintracht Frankfurt und dem Abrutschen ins Mittelfeld. Die zweite Niederlage in Folge veranlasste Kessler dazu, das eigentliche Saisonziel in Erinnerung zu rufen: „Es geht einzig darum, bis Saisonende die Punkte zu holen, damit wir auch nächstes Jahr in der Bundesliga spielen. Als Aufsteiger können wir auch mal zwei oder drei Spiele in Folge verlieren. Wichtig ist, dass wir die richtigen Schlüsse aus den Niederlagen ziehen“, sagte er.
Sieben Gegentore in den jüngsten beiden Spielen verdeutlichen, dass dem FC in der Defensive die Stabilität verloren gegangen ist. Bei der 1:3-Niederlage vor der Länderspielpause in Mönchengladbach zeigte sich die von Trainer Lukas Kwasniok favorisierte Dreierkette ungewohnt anfällig. Auch die Umstellung auf eine Viererkette führte gegen Frankfurt nicht zur nötigen Kompaktheit. „Wir machen zu viele einfache Fehler, die aktuell eiskalt bestraft werden“, kritisierte Stürmer Marius Bülter. Besonders auffällig ist dies bei Kristoffer Lund, der sich nach überzeugenden Leistungen zu Saisonbeginn in einer Formkrise befindet. Nachdem der Neuzugang bereits im Derby zwei Elfmeter verursacht hatte, gab er gegen Frankfurt bei zwei Gegentoren erneut eine unglückliche Figur ab. Der Frage, ob die defensive Anfälligkeit auch etwas mit Kwasnioks regelmäßigen Wechseln bei Personal und Taktik zu tun habe, wich Kessler aus: „Wir haben genug Themen, an denen wir arbeiten können und an denen wir auch arbeiten werden“, fiel die Antwort des Sportdirektors recht allgemein aus. Unstrittig ist die anhaltende Schwäche bei gegnerischen Standards. Am Wochenende kassierte der FC bereits das elfte Gegentor nach einem ruhenden Ball. „Das ist zu viel“, haderte Kwasniok und versprach: „Wir werden versuchen, uns zu verbessern.“
Wir haben uns im Ballbesitz schwergetan, den Ball oft nach hinten gespielt.
Bei diesem Unterfangen können die Kölner bekanntlich nicht auf die Erfahrung von Timo Hübers zurückgreifen. Das Aus des Abwehrchefs, der sich vor einem Monat das Knie verdreht hatte, bedeutete auch für den FC einen schweren Schlag. Seither fehlt im Defensivverbund die Ordnung. Am Samstag war Hübers zwar erstmals wieder im Stadion. Doch es ist ungewiss, ob bei ihm jemals wieder ans Fußballspielen zu denken sein wird. „Die Knieverletzung ist sehr schwer. Er wird eine lange Zeit benötigen und auch einen steinigen Weg hinter sich legen müssen“, erklärte Kessler, der sich mit Blick auf den auslaufenden Vertrag von Hübers noch nicht final festlegen will: „Timo ist ein verdienter Spieler und jahrelang bei uns im Club. Er war letztes Jahr unser Kapitän. Wir werden mit ihm definitiv darüber sprechen.“ Mit Joel Schmied, der sich gegen Frankfurt eine muskuläre Verletzung zuzog, steht ein weiterer Innenverteidiger zunächst nicht mehr zur Verfügung. Damit kommt der Rückkehr von Rav van den Berg eine noch größere Bedeutung zu. Der lange verletzte Niederländer dürfte am Samstag (15.30 Uhr) zur Partie bei Tabellennachbar Werder Bremen erstmals wieder dem Kader angehören.
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1. FC Köln: Zu wenig Kreativität im Zentrum
Neben dem Verhindern von gegnerischen Torchancen lässt der FC derzeit auch beim Herausspielen eigener Möglichkeiten Probleme erkennen. Gegen die Eintracht herrschte nach der frühen 1:0-Führung über weite Strecken Leerlauf. Erst als die Kölner scheinbar hoffnungslos mit 1:4 in Rückstand lagen, entfachten sie mit einem ungeahnten Sturmlauf noch einmal Spannung. „Wir haben uns im Ballbesitz schwergetan, den Ball oft nach hinten gespielt“, konstatierte Kessler, der sich schon vor der wilden Schlussphase mehr Mut gewünscht hätte: „Am Ende, als wir das Gefühl hatten, wir haben nichts mehr zu verlieren, haben wir genau das gemacht: Wir haben im Zentrum aufgedreht, haben Linien überspielt und waren mutig. Das sind alles Attribute, die uns dazu gebracht haben, heute mit 14 Punkten dazustehen. In der Phase, in der ich es mir mehr gewünscht hätte, haben wir das leider nicht umgesetzt bekommen. Man hat aber zum Ende hin gesehen, dass die Mannschaft dazu in der Lage ist.“
Während Said El Mala, Florian Kainz, Marius Bülter und Luca Waldschmidt als Einwechselspieler für viel frischen Wind sorgten, steuerte das Zentrum um Isak Johannesson, Denis Huseinbasic und Eric Martel erneut zu wenig spielerische Impulse bei. Nach elf Spieltagen kommt das Trio zusammen auf gerade mal drei Torbeteiligungen. „Man darf nicht vergessen: Wir haben viele Spieler in der Mannschaft, die auf dem Niveau in der Bundesliga noch nicht gespielt haben. Deshalb werden wir an diesen Themen weiter arbeiten“, gab Kessler zu bedenken und fügte an: „Der Prozess wird sicherlich nicht aufhören.“
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1. FC Köln reist an die Costa Blanca
Der 1. FC Köln bereitet sich mit einem Trainingslager in Spanien auf die Bundesliga-Restrunde vor. Die Mannschaft von Lukas Kwasniok reist vom 2. bis 9. Januar nach Benidorm und von dort direkt weiter zum ersten Spiel im neuen Jahr nach Heidenheim.
