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1. FC KölnLuca Waldschmidt öffnen sich neue Räume

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Luca Waldschmidt (1. FC Köln) mit einer Chance kurz vor Schluß, Bild: Herbert Bucco

Luca Waldschmidt ist auf dem Weg zum möglichen 2:0, nachdem er sich den Ball  erobert hat. 

Die Erwartungen an Luca Waldschmidt sind seit seiner Ankunft in Köln hoch. Gegen St. Pauli zeigte der 29-Jährige eine gute Leistung.

Seit Luca Waldschmidt zum 1. Juli 2023 seine Zelte beim 1. FC Köln aufgeschlagen hat, gehört er zu den Spielern, die in der öffentlichen Wahrnehmung eine besonders große Rolle spielen. Wahrscheinlich, weil er siebenmal für die deutsche Nationalmannschaft gespielt hat. Vielleicht auch, weil er für Benfica Lissabon in 43 Spielen zwölf Tore erzielen konnte oder ganz einfach, weil er über diesen genialen linken Fuß verfügt.

Die Erwartungen an einen Spieler mit den besonderen Fähigkeiten eines Luca Waldschmidt sind an allen Standorten   der Fußballwelt hoch, bei einem Club wie dem 1. FC Köln wahrscheinlich sogar noch mal ein bisschen höher. Profis, die mehr als 150 Bundesligaspiele absolviert haben, sind im Jahr 2025 am Geißbockheim immer noch rar gesät.

Bis auf das fehlende Tor kann ich mit meiner Leistung zufrieden sein.
Luca Waldschmidt, Offensivspieler 1. FC Köln

Waldschmidt hat am Samstag beim 1:1 gegen den FC St. Pauli seine 166. Erstligapartie (29 Tore) gespielt und wird sie zwar leicht zwiegespalten, aber trotzdem in guter Erinnerung behalten haben. „Bis auf das fehlende Tor kann ich mit meiner Leistung zufrieden sein“, sagte der 29-Jährige. Zweimal hatte er gegen die Hamburger seinen vierten Saisontreffer verpasst. Nach 21 Minuten lenkte Paulis schwedischer Abwehrchef Eric Smith seinen Nachschuss mit der Hacke gerade so noch an den linken Pfosten.

Ärgerlicher fand Waldschmidt, dass er nach 78 Minuten das 2:0 verpasste. Er hatte in der gegnerischen Hälfte Louis Oppie den   Ball abgejagt und aus 16 Metern abgezogen, scheiterte aber an Schlussmann Nikola Vasilj. „Der Torwart hat bei mir als Linksfuß auf die lange Ecke spekuliert. Ich hätte die kurze anvisieren und noch ein paar Schritte weitergehen sollen. Das 2:0 hätte uns gutgetan.“ Womit er recht hatte, nachdem   St. Pauli in der letzten Aktion des Spiels durch Ricky-Jade Jones zum glücklichen Ausgleich gekommen war.

Über drei gute Jokereinsätze zurück in die Startelf

„Luca kann da seine Leistung und die Entwicklung der letzten Wochen krönen“, lobte Lukas Kwasniok Waldschmidt.   Dem FC-Coach war die Szene in nachhaltiger Erinnerung geblieben, und zwar nicht nur, weil das 2:0 nicht gefallen war: „Mich freut, dass er diese Chance erarbeitet hat, weil er auf den zweiten Ball geht. Das ist nicht unbedingt seine Kernkompetenz, weil er schon ein sehr feiner Fußballer ist. Aber diese Bereitschaft zu haben, den Ball zu erkennen und auch um den zweiten zu kämpfen, ist etwas, was Luca gut zu Gesicht steht.“

Eine Entwicklung, die sich nach dem siebten Spieltag und seinem enttäuschenden Startelfeinsatz beim 1:1 im Heimspiel gegen den FC Augsburg langsam vollzogen hatte. In Dortmund und gegen den Hamburger SV blieb Waldschmidt ohne Einsatzzeit, zeigte dann als Joker in Mönchengladbach (23 Minuten) und gegen Frankfurt (14 Minuten) aber eine Reaktion und erzielte zwei Treffer. Beim 1:1 in Bremen kam er auch von der Bank, belebte die Kölner Offensive und hätte beinahe erneut getroffen. Seine Direktabnahme landete aber nur am Pfosten.

Luca hat sich die Startelf über Trainingsarbeit und Spielleistung verdient.
Lukas Kwasniok, Trainer 1. FC Köln

„Luca hat sich die Startelf über Trainingsarbeit und Spielleistung verdient“, erklärte Lukas Kwasniok. Der Trainer durfte sich zufrieden notieren, dass der Offensivspieler hinter den beiden Spitzen Said El Mala und Marius Bülter seine wohl beste Saisonleistung ablieferte und das 1:0 von El Mala vorbereitet hatte — wenn auch nicht ganz geplant. „90 Prozent des Tores gehören Said“, sagte er zu seinem Befreiungsschlag, den er grob in Richtung des 19-Jährigen geschossen hatte. Es war sein zweiter Assist in dieser Saison.

Vielmehr dürften Waldschmidt und seinen Trainer aber die läuferische Leistung freuen. 11,22 Kilometer spulte die Nummer sieben in 88 Minuten Einsatzzeit ab und lag damit hinter Eric Martel und Sebastian Sebulonsen auf Rang drei der laufstärksten Kölner. Eine Qualität, die ihm mit und gegen den Ball Räume eröffnete und mehr ins Spiel einband.

Lukas Kwasniok sieht noch deutlich mehr Möglichkeiten, um die Fähigkeiten von Waldschmidt zur Geltung zu bringen: „Sein Problem ist, dass wir in den Zwischenräumen nicht so sauber spielen, dass wir in die nächste Ebene kommen, da wo seine Stärken liegen.“ Für das nächste Spiel plant der FC-Coach nach der Leistung gegen St. Pauli aber fest mit Luca Waldschmidt: „Für Leverkusen ist er ein Startelfkandidat.“