Der 1. FC Köln ist mit dem unguten Gefühl von sechs sieglosen Spielen in die Winterpause gegangen.
1. FC KölnNicht nur die Ergebnisse bereiten Sorgen

Eine Momentaufnahme mit Aussagekraft: Die FC-Bank mit Cheftrainer Lukas Kwasniok (2. von rechts) beim Heimspiel gegen Union Berlin.
Copyright: Herbert Bucco
Als Thomas Kessler am Samstagabend nach der schmerzhaften 0:1-Heimniederlage gegen Union Berlin nach seiner Gefühlslage für die Weihnachtspause gefragt wurde, äußerte der Sportdirektor des 1. FC Köln ein Bedürfnis, das die allgemeine Stimmungslage ganz gut zusammenfasste: „Ich glaube, es braucht etwas Abstand und wir sehen uns jetzt ja auch ein paar Tage nicht“, ließ Kessler durchblicken, dass er die Entwicklung der vergangenen Wochen erst einmal sacken lassen muss, bevor alles „in Ruhe“ analysiert wird. Eine Serie von sechs sieglosen Spielen und eine zunehmend ratlos wirkende Mannschaft geben genauso Anlass dazu, wie die Tatsache, dass der einst komfortable Abstand zum Relegationsplatz der Fußball-Bundesliga auf vier Punkte geschmolzen ist.
Die sportliche Krise hat den FC und seinen Sportdirektor nach 15 Spieltagen schneller erreicht, als es nach dem furiosen Saisonstart vermutet werden konnte. Und es sind nicht einmal die ausbleibenden Ergebnisse, die Sorgen machen, sondern vielmehr die Art und Weise ihres Zustandekommens und die entsprechenden Reaktionen der Protagonisten.
Das fing vor dem mit 0:2 bei Bayer 04 Leverkusen verlorenen Derby an, als der nicht unbedingt für seine kritischen Töne bekannte Jan Thielmann in einer Mixed Zone am Geißbockheim tief blicken ließ: „Dafür ist das Trainerteam da oben im Büro zuständig“, antwortete der Rechtsaußen, als er auf die eklatante Standardschwäche angesprochen wurde. Gegen Union kassierte der FC das entscheidende Tor nach einer Ecke. Es war der 13. Gegentreffer nach einem ruhenden Ball in 15 Spielen.
Alles zum Thema Fußball-Bundesliga
- Turnier in Marokko Ägypten verhindert dank Salah Blamage
- Frauen-Fußball Bayern-Fußballerinnen gewinnen in Leverkusen
- 1. FC Köln Nicht nur die Ergebnisse bereiten Sorgen
- 1. FC Köln Van den Berg nach Roter Karte für zwei Spiele gesperrt
- Fußball-Bundesliga Köln testet gegen Schweizer Erstligist
- Transfer Sky: Füllkrug setzt Karriere bei AC Mailand fort
- Fußball-Bundesliga Blendende Aussichten: Bayern mit Titelhunger zum Festessen
Thielmann hat den Finger schon vor dem Derby in die Wunde gelegt
Noch deutlicher fiel Thielmanns Antwort auf die Frage nach den vielen Wechseln von Trainer Lukas Kwasniok aus: „Du brauchst einen gewissen Kern und kannst jetzt nicht jedes Wochenende elf Neue auf den Platz bringen. Wir müssen schauen, dass wir uns irgendwo einspielen.“ Kwasnioks Plan mit der Unberechenbarkeit hatte zu Beginn der Saison den Erfolg angetrieben, sich dann aber zu einem Bumerang entwickelt. Weil er sich offenbar nicht mehr nur für die Gegner, sondern auch für die eigenen Spieler nicht mehr erschloss.
Torwart Marvin Schwäbe ließ nach dem 0:1 gegen die von Ex-FC-Coach Steffen Baumgart betreuten Unioner auch zwischen den Zeilen lesen, als er Gründe für die aktuelle Misere nennen sollte und dabei als Kapitän seine Mannschaft in Schutz nahm: „Ich glaube, dass wir als Mannschaft alles an den Tag legen, um umzusetzen, was uns an die Hand gegeben wird. Den Willen kann man der Mannschaft nicht absprechen. Wir versuchen, jedes Mal am Anschlag zu sein. Dass das nicht immer gelingt, ist auch klar.“
Den Willen kann man der Mannschaft nicht absprechen.
Das klang mehr nach einer Durchhalteparole als nach festem Glauben an die Stärken, die in diesem Team stecken und die es in den ersten Spielen der Saison auch gezeigt hat. Laut Schwäbe haben sich die fehlenden Ergebnisse inzwischen auch auf die Leistungen ausgewirkt: „Wir hätten gerne ein paar Punkte mehr auf dem Konto und das spiegelt sich auch wider. Dass wir zuletzt gerade die direkten Duelle gegen Bremen, St. Pauli und nun Berlin nicht auf unsere Seite gezogen haben, ist natürlich schade“, drückte der 30-Jährige seine Enttäuschung aus, um die nächste Durchhalteparole folgen zu lassen: „Aber wir bleiben dran, wollen hart arbeiten und die Dinge im Trainingslager wieder auf unsere Seite ziehen.“
Was nötig ist, denn auf die Kölner wartet direkt nach den Tagen in Spanien eine Englische Woche, in deren Verlauf es gegen die direkte Konkurrenz aus Heidenheim und Mainz geht. Zwei Spiele, in denen der Abstand nach unten wieder vergrößer werden kann. Lukas Kwasniok kommt als Cheftrainer dabei die Aufgabe zu, die Mannschaft wieder in die Spur und hinter seine Ideen vom Fußball zu bekommen. Das war ihm gegen Union nicht gelungen – auch in Bezug auf die Personalie Ragnar Ache. Der sensible und noch nicht so recht in Schwung gekommene Torjäger hatte sich nach seiner Auswechslung (58.) auf der Bank in seiner Kapuzenjacke versteckt und musste sichtlich aufgelöst von Teamkamerad Jan Thielmann getröstet werden.
FC testet am 5. Januar in Spanien gegen den FC Lugano
„Ich glaube nicht, dass Ragnar wegen seiner Auswechslung so enttäuscht gewesen ist, sondern dass das der Tatsache geschuldet war, dass wir das Spiel verloren haben“, erklärte Kwasniok selbstsicher. Zum Zeitpunkt von Aches Auswechslung stand es aber noch 0:0 und die Niederlage war noch nicht abzusehen. Immerhin schwor der 44-Jährige das FC-Umfeld vor dem Jahreswechsel noch ein: „Ich lade alle hier beim 1. FC Köln ein, den Weg im Jahr 2026 mit uns zu gehen, auch wenn wir wissen, dass es ein harter sein wird. Wir sind bereit, die Mannschaft ist bereit und wir zählen auf euch.“
Das erste Spiel im neuen Jahr bestreiten die Geißböcke im Rahmen ihres Trainingslagers vom 2. bis zum 9. Januar in La Nucia/Spanien. Gegner am Montag, 5. Januar, 15.30 Uhr, ist der FC Lugano, aktuelle Tabellendritter in der Schweizer Brack Super League.
