Der 1. FC Köln darf sich nach dem 1:1 in Bremen einmal mehr bei Jungstar Said El Mala bedanken, der mit seinem fünften Saisontor das Remis sicherte.
1. FC KölnSaid El Mala ist eine verlässliche Größe

Erlösung: Saïd El Mala (l.) jubelt mit Kristoffer Lund und den FC-Fans über den späten 1:1-Ausgleich in Bremen.
Copyright: Carmen Jaspersen/dpa
Der Weg für Said El Mala war recht kurz. Der 19-Jährige musste nur einmal scharf abdrehen, um nach ein paar Metern in höchstem Tempo vor dem Fanblock des 1. FC Köln zu einem gewaltigen Jubelsprung anzusetzen. Als er wieder Rasen unter den Fußballstiefeln spürte, blickte er in eine tosende rot-weiße Menge. Der Moment, indem der Stürmer realisieren durfte, dass er einen ziemlich gebrauchten Nachmittag für sein Team in ein Happyend verwandelt und die 4500 FC-Anhänger im Bremer Weserstadion glücklich gemacht hatte.
„Es ist immer wieder Wahnsinn, vor den Fans ein Tor zu machen“, durfte der Linksaußen nach dem 1:1 (0:1) bei Werder Bremen den FC-Clubmedien sagen. Sein Arbeitgeber, bei dem der U21-Nationalspieler bis 2030 unter Vertrag steht, hielt es auch am Samstag für ratsam, sein Juwel vor anderen Fragen zu schützen. Dabei wollten alle doch nur einmal persönlich hören, wie sich dieser junge Tempo-Dribbler fühlt, nachdem er es wieder getan hatte.
Vierter wichtiger Treffer von El Mala
Der 1:0-Sieg in Hoffenheim war auf seine Kappe gegangen, der Ausgleich beim 1:1 gegen Augsburg und auch das entscheidende 3:1 gegen Hamburg. Es konnte am Samstag vor 41.800 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion deswegen nur einen geben, der die dritte Niederlage der Geißböcke hintereinander verhindert.
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El Mala war über die gesamte Spielzeit hinweg die einzige Kölner Gefahr für Werder gewesen. Seine Teamkollegen suchten ihn immer dann, wenn sie mal auf dem Weg nach vorne waren. Alle wissen, der Said, der wird es versuchen. Das FC-Phänomen tat es auch und hätte die Gäste mit ein bisschen mehr Ruhe im Abschluss schon nach 16 Minuten in Führung bringen können.
Es ist allseits bekannt, dass er den Unterschied machen kann.
„Er hatte diese Aktion, hat aber auch den Ball ein paarmal zu häufig verloren“, wies Lukas Kwasniok auf die Tatsache hin, dass El Mala beileibe keine perfekte Leistung abgeliefert hatte. „Bewundernswert ist, dass er nicht darüber nachdenkt, sondern beim nächsten Mal wieder in dieses Duell geht“, lobte der FC-Trainer seinen Stürmer, den er behutsam aufgebaut hat. In Bremen absolvierte El Mala sein erstes Bundesligaspiel über 90 Minuten.
Der im Sommer von Viktoria Köln aus der 3. Liga gekommene Angreifer spielt nach dem Motto: Wer es immer wieder versucht, wird irgendwann Erfolg haben. Das Tor in Bremen gab ihm recht. Nachdem der eingewechselte Luca Waldschmidt eine perfekte El Mala-Flanke nur an den Pfosten gesetzt hatte (87.), nahm es der Shootingstar selbst in die Hand.
Die Nachspielzeit lief bereits, als er zwei Bremer umkurvte und mit dem Glück im Bunde war, als Niklas Stark seinen Rechtsschuss unhaltbar zum 1:1 ins kurze Eck abfälschte (90.+2). Es war sein fünfter Saisontreffer. „Es ist allseits bekannt, dass er den Unterschied machen kann. Hut ab vor Said. Wir sind froh, dass wir ihn bei uns haben“, sagte Lukas Kwasniok.
Sender-Empfänger-Problem beim FC
El Mala ist trotz seiner erst 19 Jahre die Verlässlichkeit in Person. Ohne ihn und Torwart Marvin Schwäbe wäre dieser verkorkste Nachmittag nämlich einem verdienten Bremer Sieg zugeführt worden. „Wir haben eine richtig schlechte erste Halbzeit gespielt“, nahm Kwasniok kein Blatt vor den Mund und ging mit in die Verantwortung: „Es war gespenstig, dass es trotz der vielen Menschen so ruhig war. Dann haben wir zu Beginn ein paar Duelle nicht so bestritten, wie man sie in der Bundesliga bestreiten muss“, nannte er den zwölfminütigen Stimmungsboykott der Fans und die Zweikampfschwäche seines Teams als erste Gründe.
Hauptthema bei der Aufarbeitung des Spiels dürften aber die Kommunikations-Defizite zwischen Trainer und Spielern sein. „Wir hatten ein Sender-Empfänger-Problem, der Trainer als Sender und die Mannschaft als Empfänger. Wir hatten Zugriffsprobleme, weil die Jungs falsch angelaufen sind und es nicht so gemacht haben, wie ich es mir vorgestellt habe“, erklärte der Trainer und hinterfragte seine Anweisungskünste: „Kein Vorwurf an die Jungs, sondern eher an meine Kommunikation vor dem Spiel. Wir konnten dann in der Pause einige Dinge aus dem Weg räumen. Ich freue mich, wie wir da miteinander arbeiten.“
Kwasniok ließ die erheblichen Personalprobleme in der Defensive außen vor, die ihn dazu gezwungen hatten, in der Dreierkette zu improvisieren. Stattdessen suchte er Lösungen, sowohl für das frühe Ausscheiden von Dominique Heintz als auch den bescheidenen Auftritt in der ersten Hälfte. Zwei Wechsel, die Umstellung auf Viererkette mit einem starken Rückkehrer Rav van den Berg und eine Glanztat von Marvin Schwäbe gegen Romano Schmid (49.) machten El Malas Schlussakkord erst möglich.
Said gibt nie auf und glaubt immer weiter an sich.
Kwasniok ging mit der Einwechslung von Waldschmidt (74.) und Florian Kainz (82. in seinem 200. Pflichtspiel für den 1. FC Köln) für Cenk Özkacar und Eric Martel volles Risiko und hatte mal wieder Erfolg. „Wir haben Energie von der Bank bekommen, vor allem für die Offensive. Wir können glücklich sein, solche Jungs auf der Bank zu haben“, sagte Martel und hob mit El Mala auch einen Startelfspieler hervor: „Said gibt nie auf und glaubt immer weiter an sich. Ich bin froh, dass er sich belohnen konnte.“
Bei so viel Lob für den Spieler, über den alle sprechen, wollte sein Trainer wenigstens noch ein paar Verbesserungsvorschläge loswerden: „Wichtig ist, dass Said den Willen hat, sich zu verbessern. Es ist eine wichtige Erkenntnis, dass er ein Bundesligaspiel über 90 Minuten bestreiten kann, darauf hat er hingearbeitet. Wir müssen es noch hinbekommen, dass er seine Dribblings im richtigen Moment macht und wir nicht zu schnell in einen Konter geraten, wenn er hängenbleibt. Und manchmal ist er so schnell, dass die Jungs nicht die Zeit haben, nachzurücken.“
Wohl dem, der an solchen Details feilen kann und eine erst 19 Jahre alte Lebensversicherung in seinen Reihen weiß. Denn der eine Punkt, den El Mala sicherte, war nach zwei Niederlagen und vor dem Heimspiel gegen St. Pauli schon sehr wichtig für das Gemüt der Kölner.
