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Niederlage in LeverkusenKwasniok fordert noch sechs Siege für Klassenerhalt des 1. FC Köln

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Bediente Kölner: Eric Martel (r.) und Kollegen nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie.

Bediente Kölner: Eric Martel (r.) und Kollegen nach dem fünften sieglosen Spiel in Serie.

Nach dem fünften sieglosen Spiel in Folge kritisiert Sportdirektor Thomas Kessler den spielerisch biederen Auftritt des 1. FC Köln und fordert einen erfolgreichen Jahresabschluss gegen Union Berlin.

Eigentlich gehört Lukas Kwasniok zu den auskunftsfreudigen Vertretern seiner Branche, doch am späten Samstagabend hatte er „gar nicht so viel zu erzählen“. Vielmehr sorgte das 0:2 (0:0) bei Bayer Leverkusen für leichte Resignation beim Trainer des 1. FC Köln, der im Rheinduell weit davon entfernt war, seine mittlerweile fünf Spiele lange Sieglos-Serie zu durchbrechen. „Wir waren heute der klassische Aufsteiger und von der ersten bis zur letzten Minute unterlegen“, stellte Kwasniok nach dem Kräftemessen mit dem Champions League-Teilnehmer fest. Die Niederlage gehe „absolut in Ordnung“, und zwar unabhängig von der Abwesenheit der aktiven Fanszene der Kölner. „Ich glaube, auch wenn hier Full House gewesen wäre, wäre das Ergebnis leider ähnlich ausgefallen“, räumte Kwasniok ein.

Mit der fünften Niederlage im fünften sogenannten Topspiel setzte sich der Kölner Abwärtstrend fort. Der einst komfortable Vorsprung auf den ersten direkten Abstiegsplatz ist vor dem letzten Spiel des Jahres am kommenden Samstag (15.30 Uhr) daheim gegen Union Berlin auf fünf Punkte zusammengeschmolzen. Kwasniok sieht darin keinen Grund zur Beunruhigung, er bezeichnet den Verlauf einer Saison als „Prozess“, das Tabellenbild stelle lediglich eine „Momentaufnahme“ dar. Abgerechnet werde am 34. Spieltag. „Für uns war es von Beginn an klar, dass es einzig und allein darum gehen würde, den Klassenerhalt zu schaffen. Wir haben uns zu Beginn der Saison ein Polster aufgebaut, von dem zehren wir nach wie vor“, meinte der FC-Trainer.

Man sollte nicht gelassen sein, aber die Situation rational einordnen.
Thomas Kessler, FC-Sportdirektor

Kwasniok sagte aber auch: „Dennoch würde es uns gut zu Gesicht stehen, wenn wir in Spielen auch dreifach punkten können. Das versuchen wir, gegen Union Berlin wieder zu untermauern. Denn um in dieser Liga zu bleiben, werden wir etwa zehn Siege brauchen. Aktuell haben wir vier. Von daher gilt es, sechs Siege zu holen aus den verbleibenden 20 Spielen.“ Dies sei eine „machbare, aber eine schwierige Aufgabe, dessen waren wir uns von Beginn an bewusst“. Nun gelte es, „ruhig und fokussiert weiterzuarbeiten“ und gegen Steffen Baumgarts Berliner „vor allem körperlich dagegenzuhalten“.

Spielerisch haben die Kölner seit Wochen recht wenig zu bieten. Die seltenen Nadelstiche, zu denen der FC in Leverkusen gelangte, konnte er nicht nutzen. Vor der Pause verpasste Luca Waldschmidt zweimal die Führung (21., 28.), später sorgten die Gäste noch durch Distanzschüsse von Sebastian Sebulonsen (53.) und Linton Maina (59.) für etwas Gefahr. „Wir haben keine Lösungen gefunden, das war heute ein Leistungsunterschied“, wurde Jan Thielmann deutlich.

Thomas Kessler kritisierte, dass die Kölner sich mit Ball „extrem schwergetan“ hätten, spielerisch sei es „sehr fahrig“ gewesen. „Wir haben die Bälle oft in den Rücken gespielt und uns oft zurückgedreht“, haderte der Sportdirektor, der eine durchaus verwundbare Leverkusener Mannschaft gesehen hatte: „Wenn wir gerade in der ersten Halbzeit nicht so fahrig gewesen wären und fußballerisch eine bessere Leistung gezeigt hätten, wäre mehr drin gewesen.“ So aber seien die Kölner nach dem 1:3 in Mönchengladbach auch im zweiten Derby „völlig verdient“ unterlegen gewesen.

1. FC Köln: Gereizte Stimmung bei den Spielern

Spätestens nach dem Leverkusener Doppelschlag durch das Zaubertor von Martin Terrier (66.) und Robert Andrichs Kopfballtreffer nach einer weiteren schwach verteidigten Ecke (72.) hatte der Aufsteiger nichts mehr entgegenzusetzen. Kwasnioks Dreifachwechsel zur Pause war recht schnell verpufft. „Wir wollten hoch anlaufen, dafür waren Geist und Beine aber nicht gut genug“, begründete der FC-Trainer seine nach 45 Minuten erfolgte Rotation, auf die er vor Anpfiff erstmals in dieser Saison gänzlich verzichtet hatte. Am Ende hatten die Kölner auf und neben dem Platz ein Derby zum Vergessen erlebt, der Frust war nicht zu überhören. „Mit den Standards habt ihr es auf jeden Fall“, raunte Torwart Marvin Schwäbe den Reportern zu, als er auf das zwölfte Gegentor nach einem ruhenden Ball angesprochen wurde. „Ihr schreibt jetzt wieder, es wäre der Weltuntergang“, motzte Jan Thielmann mit Blick auf den Negativlauf, der gerade mal zwei Siege aus den vergangenen 13 Pflichtspielen umfasst.

Thomas Kessler war wie gewohnt an einer sachlichen Diskussion interessiert. „Man sollte nicht gelassen sein, aber die Situation rational einordnen“, riet der Sportdirektor. So seien die Kölner auch in erfolgreichen Phasen vorgegangen. Zur anhaltenden Talfahrt sagte Kessler: „Wir haben in den letzten Wochen Erfahrungen gesammelt, und natürlich ist die Bundesliga dann auch mal gnadenlos. Heute war es ein gnadenloses Spiel. Das gehört ein Stück weit zur Entwicklung dazu. Wir wissen, an welchen Themen wir zu arbeiten haben, das wussten wir aber auch schon vor dem Spiel.“ Nicht unerwähnt ließ Kessler die Bedeutung eines erfolgreichen Jahresabschlusses gegen Tabellennachbar Union Berlin: „Wir sind der völligen Überzeugung, dass wir dieses Spiel gewinnen können.“ Andernfalls droht eine unruhige Winterpause.