Wenn es noch einen Beweis gebraucht hätte, wie Kasper Hjulmand die Herzen bei Bayer 04 Leverkusen im Sturm erobert und den strauchelnden deutschen Vizemeister binnen vier Monaten auf Kurs gebracht hat, lieferte er diesen in der letzten Pressekonferenz des Jahres selbst. Bevor der 53-jährige Däne auf die sportliche Situation vor dem Spitzenspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) bei RB Leipzig einging, wendete er sich an die „große Fußballgemeinde“: „Åge Hareide ist verstorben, ich habe eine Nachricht von seinem Sohn bekommen“, sprach der ehemalige, dänische Nationaltrainer über seinen Vorgänger. Hareide war im Alter von 72 Jahren in der Nacht zu Freitag einem Hirntumor erlegen und Hjulmand zollte der „großen Persönlichkeit“ allen Respekt und dessen Familie sein Beileid.

Erst dann beschäftigte sich der Mann, der die neu zusammengestellte Werkself im September von Erik ten Hag übernommen und in Rekordzeit zu einer widerstandsfähigen Einheit geformt hat, mit dem letzten Bundesliga-Spiel des Jahres. „Das Spiel in Leipzig ist natürlich sehr, sehr wichtig“, nahm er das Duell Zweiter gegen Vierter ins Visier. Durch RB Ausrutscher bei Union Berlin (1:3) und dem eigenen Derbysieg gegen Köln (2:0) liegt Leipzig nur drei Punkte entfernt.

Quansah ist gesperrt, Poku verletzt

Zudem eint die beiden Topteams auch die Last der Abstellungspflicht für den Afrika-Cup. Während das Team von RB-Coach Ole Werner auf Shootingstar Yan Diomande und Amadou Haidara verzichten muss, sind bei Bayer 04 Edmond Tapsoba (Burkina Faso), Ibrahim Maza (Algerien) und Eliesse Ben Seghir (Marokko) ausgeflogen. „Es ist, wie es ist“, ging Hjulmand nichts auf personelle Probleme ein, „ich fokussiere mich immer auf die Spieler, die wir haben und nicht die, die nicht hier sind“.

Mit diesem Kniff stärkte er allen daheimgebliebenen Profis den Rücken. Schließlich müssen diese nicht nur ohne die Afrika-Cup-Teilnehmer auskommen. Auch die Oberschenkelverletzung von Ernest Poku aus dem Köln-Spiel, Jarell Quasahs Gelb-Sperre sowie die dosierte Trainingswoche des angeschlagenen Alejandro Grimaldo beeinflussen das Topspiel.

Hjulmand umging dies alles clever, indem er die Rückkehr von Patrik Schick positiv hervorhob, einen Kaderplatz für den langzeitverletzten Lukas Vazquez anpeilte und sich auf Exequiel Palacios Comeback im Januar freute.

„Ich denke, wir haben in den vergangenen Monaten sehr gut gespielt“, betonte der Däne auch den Fakt, dass seine auf Platz zwölf übernommene Werkself mittlerweile zur Bundesliga-Spitzengruppe gehört, im Viertelfinale des DFB-Pokals steht und als 20. der Champions League-Tabelle gute Playoff-Chancen hat. „Wir haben gute Möglichkeiten für 2026“, stellte der Leverkusener klar und lenkte den Blick auch auf mögliche Winter-Zugänge. „Ich werde das mit Simon Rolfes und Fernando Carro besprechen.“

Einem bevorstehenden Winter-Abgang attestierte er indes „großes Vertrauen in seine Entwicklung“. Claudio Echeverri wird nicht noch länger von Manchester City ausgeliehen, sondern sein Engagement im Rheinland vorzeitig beenden. Dass sich der 19-jährige Argentinier nach seiner Knöchelverletzung im Sommer nie zum Stammspieler oder Edeljoker entwickeln konnte, warf Hjulmand ihm nicht vor. Die Konkurrenzsituation auf der Zehner-Position sei eben „sehr hart“ gewesen. Im letzten Spiel des Jahres wird Echeverri nicht mehr zum Kader gehören. Trotzdem bewies Menschenfreund Hjulmand auch in diesem Fall sein feines Gespür.

Voraussichtliche Aufstellungen:

RB Leipzig: Gulacsi; Nedeljkovic, Orban, Lukeba, Raum; Seiwald, Schlager, Baumgartner; Maksimovic, Harder, Gomis. — Bayer 04 Leverkusen: Flekken; Andrich, Badé, Belocian; Arthur, Garcia, Tillman, Grimaldo, Hofmann, Terrier; Kofane. — SR.: Brand (Schwebheim).