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Bayer 04 LeverkusenKaspar Hjulmand hat ein „seltsames Gefühl“

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Leverkusens Trainer Kasper Hjulmand (Mitte mit v. links Ernest Poku, Jarell Quansah und Loic Bade) in der Vorbereitung auf das Spiel in Kopenhagen.

Leverkusens Trainer Kasper Hjulmand (Mitte mit v. links Ernest Poku, Jarell Quansah und Loic Bade) in der Vorbereitung auf das Spiel in Kopenhagen.

Bayer 04 Leverkusen startet am Donnerstag mit dem neuen Trainer Kaspar Hjulmand beim FC Kopenhagen in die Champions League-Saison 2025/26. 

„Es sollte wohl so sein.“ Das Champions League-Debüt für Kaspar Hjulmand als Trainer von Bayer 04 Leverkusen ist nichts Alltägliches, nicht irgendein Spiel. „Dass wir dieses Match in Kopenhagen spielen, wird sich seltsam anfühlen“, sagt der 53-jährige Däne. Zurück in den „Parken“ zu kommen und mit seinem neuen Verein zum Start der Gruppenphase beim FC Kopenhagen anzutreten, stellt mit Hjulmand etwas an.

Hjulmands Rückkehr nach Kopenhagen

Vielmehr möchte der Bayer-Coach eine Woche nach seinem Amtsantritt in Leverkusen zu dem Thema gar nicht sagen. Natürlich könnte der gebürtige Aalborger viele Geschichten über seine dänische Fußball-Heimat erzählen. Ausführen, wie ihn der Großraum Kopenhagen geprägt und er von dort großen Einfluss auf den dänischen Fußball genommen hat. Der ehemalige Nationaltrainer hat aber die größte Mission seiner Klubtrainer-Karriere angenommen und keine Zeit für Sentimentalitäten. Sechs Tage nach dem elektrisierenden 3:1-Sieg über Eintracht Frankfurt geht es am Donnerstag (18.45 Uhr/DAZN) darum, die Werkself auch in der Königsklasse auf Erfolgskurs zu bringen.

Vergangenheit beim BK Lyngby

Im Vorfeld des Auswärtsspiels beim 16-fachen, dänischen Meister geht er also nicht ins Detail. Wie er als 26-jähriger Verteidiger des B.93, im Kopenhagener Stadtteil Østerbro seine siebte Knie-Operation hatte und die Fußballschuhe an den Nagel hängen musste, bleibt unausgesprochen.

Auch die mentale Leere, die der junge Vater damals spürte und die 1998 erst von Birger Jørgensen gefüllt wurde, kommt nicht zur Sprache. Der damalige Jugendkoordinator überzeugte Hjulmand seine zweite Karriere als Jugendtrainer beim BK Lyngby zu starten. Keine 15 Kilometer vom Kopenhagener Zentrum entfernt. Seine Rechnungen muss er damals noch mit Nebenverdiensten bezahlen, weil der Coaching-Job kaum etwas abwarf.

Der Idealist verbrachte dennoch jede freie Minute am Trainingsgelände und entwickelte sich als Mensch und Trainer weiter. So wie er heute noch soziale Projekte zugunsten behinderter Menschen fördert (sein Bruder Simon hat eine Lernbehinderung), oder bis zuletzt beim Aufbau des dänischen Jugendcampus half, war der junge Hjulmand schon zur Jahrtausendwende unterwegs. „Ich hatte keine Idee, aber die Liebe zum Fußball“, beschrieb der Däne seine damalige Situation im Players Tribune.

Aufstieg zur dänischen Superliga

2001 hält ihn die Insolvenz des BK Lyngby nicht davon ab, weiterzuarbeiten. Zusammen mit den heutigen Tottenham-Managern Thomas Frank und Johan Lange startete er in der vierten Liga neu. Mit klaren Prinzipien, selbstbewusst und ruhig brachte Hjulmand es vom Jugend- zum Trainer der 2. Mannschaft und schließlich zum Lyngby-Chefcoach. Als solcher gelang ihm 2006 auf Anhieb die Rückkehr in die Superliga.

Der Ruf des Mittdreißigers ist zu diesem Zeitpunkt schon so gut, dass auch der folgende Abstieg nichts mehr an seinem persönlichen Aufstieg ändern kann. Erst als Co- und bald als Cheftrainer des FC Nordsjælland schreibt er weiter dänische Fußballgeschichte. Ebenfalls nur 20 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, führt er den Verein 2012 zur ersten Meisterschaft, mit zwei Punkten Vorsprung vor dem FC Kopenhagen. Es folgt das erste Königsklassen-Abenteuer, wobei es für Hjulmands Außenseiter in einer Gruppe mit Chelsea, Juventus und Donezk nichts zu gewinnen gab.

Champions-League-Karriere und Favoritenrolle

Anders als vor 13 Jahren tritt der neue Bayer-Coach am Donnerstag als Favorit an und könnte seinen ersten Champions League-Sieg feiern. Schließlich liegt ihm der FC Kopenhagen. Auf keinen anderen Verein traf er als Trainer öfter und holte mit den Außenseitern Lynby und Nordsjælland sechs Siege und sieben Unentschieden, bei 14 Niederlagen.

„Für mich ist es nur ein Fußballspiel“, versuchte der Däne seine persönliche Geschichte klein zu halten. Wenn er als früherer Nationalcoach aber den „Parken“ betritt, das Stadion in dem er in seiner vierjährigen Amtszeit große Siege feierte, aber auch den Schock bei Christian Eriksens Herzstillstand während der EM 2021 erleben musste, sind Regungen für den „Gefühlsmenschen“ aber vorprogrammiert. „Dann werde ich wahrscheinlich mehr empfinden“, sprach Hjulmand, der auch in Leverkusen ein erfolgreiches Fußball-Kapitel schreiben.