Der FC-LeistungskapitänJonas Hector ist auf dem Weg zurück zu seiner gewohnten Stärke

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Geht voran und gibt die Richtung vor: Jonas Hector ist als Kapitän auf dem Platz für den 1. FC Köln kaum zu ersetzen.

Geht voran und gibt die Richtung vor: Jonas Hector ist als Kapitän auf dem Platz für den 1. FC Köln kaum zu ersetzen.

Köln – Jonas Hector ist kein Lautsprecher. War er noch nie und wird er auch nicht mehr. Es gibt Fans des 1. FC Köln , die sich deshalb fragen, wie so etwas zusammenpasst. Ein öffentlichkeitsscheuer und eher ruhiger Vertreter als Kapitän eines Fußball-Bundesligisten? Braucht es auf dieser so elementaren Position nicht einen wortgewaltigen Anführer, gerade weil die Geißböcke den Ruf der eher ruhigen und braven Mannschaft mit sich herumschleppen? Kann sein, aber der 30-Jährige setzt die Akzente auf dem Platz. Hector ist ein Leistungskapitän. Einer, der durch sein Spiel vorangehen und ein ganzes Team mitziehen kann. Oder wie es sein aktueller Trainer Markus Gisdol beschreibt: „Jeder weiß, was Jonas Hector für den 1. FC Köln für eine Bedeutung hat. Er ist eigentlich unser bester Spieler, der uns weite Teile der Saison gefehlt hat.“

Hector neun Tage außer Gefecht gesetzt

Der zweite Teil von Gisdols Beschreibung erklärt eines der vielen großen Hindernisse, die sich dem 1. FC Köln in dieser Saison beim Kampf um den Klassenerhalt in den Weg gestellt haben. Schon nach eineinhalb Spielen musste der FC ohne seinen Kapitän auskommen. Ein Foul beim 0:1 in Bielefeld Ende September 2020 setzte Hector mit einer rätselhaften Nackenverletzung neun Spieltage lang außer Gefecht. Am 12. Spieltag kehrte er beim 0:4 gegen Leverkusen zurück, um mit dem Rückspiel gegen Bielefeld (3:1) wieder für fünf Partien bis Ende Februar auszufallen. Diesmal setzte ihm der Oberschenkel zu. Auf nur zwölf Einsätze kommt der 43-fache Nationalspieler bislang in dieser Saison. Dabei stand er lediglich zwei Mal die kompletten 90 Minuten auf dem Feld. Untypischer geht es für Hector nicht. Ein Spieler, der sogar seinen Urlaub verkürzt, um wieder trainieren zu können.

Dennis dabei

Der 1. FC Köln muss nun doch noch bis Mittwoch auf Ondrej Duda verzichten. Nachdem das Robert Koch-Institut kurzfristig die Reisewarnung für die Slowakei aufgehoben hat, bestreitet Duda entgegen der eigentlichen Absprache am Dienstag in Trnava das WM-Qualifikationsspiel gegen Russland. Am Samstag beim 2:2 im Heimspiel gegen Malta fehlte der 26-Jährige, um seinen Einsatz am Samstag im Bundesligaspiel gegen Wolfsburg wegen der hohen Inzidenz in seinem Heimatland nicht zu gefährden. Während der beim internen Testspiel am vergangenen Donnerstag angeschlagen ausgeschiedene Emmanuel Dennis am Montag auf den Platz zurückkehrte, kann Sebastiaan Bornauw weiter nur individuell trainieren. Für einen Einsatz des Belgiers in Wolfsburg dürfte es eng werden. (sam)

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Dem FC fehlte sein Kapitän an allen Ecken und Enden. Sein gewichtiges und stets analytisches Wort in der Kabine genauso wie seine Leistung auf dem Platz, an der sich seine Mitspieler orientieren und hochziehen können. Nicht ohne Grund durchlebte Ellyes Skhiri im defensiven Mittelfeld eine Durststrecke, als Hector nicht mehr spielen konnte. Welche Bedeutung der Kapitän für sein Team hat, fasste Mitspieler Ondrej Duda nach Hectors Auswechslung (82.) beim jüngsten 2:2 gegen Borussia Dortmund zusammen: „Ich hätte Jonas am liebsten bis zum Schluss auf dem Platz gehabt. Es tut gut, ihn wieder auf dem Rasen zu haben.“

Hector kehrte erst am 7. März gegen Werder Bremen zurück. Als junger Vater, denn seine Frau Anika hatte Ende Februar einen Jungen zur Welt gebracht. Ein freudiges Ereignis, das nicht an die Öffentlichkeit drang. Nicht einmal, als der gebürtige Saarländer zwölf Minuten nach seiner Einwechslung dem FC mit seinem ersten Saisontor zum 1:1 (83.) einen Punkt rettete. Nicht wenige Bundesliga-Profis hätten dieses Tor wohl mit einer Baby-Geste auf dem Platz gefeiert.

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Jonas Hector gehört aber zu der Sorte von Profisportlern, die ihr Privatleben aus der Öffentlichkeit soweit es möglich ist heraushalten. Was ihm gut gelingt, denn die Tatsache, dass er zum ersten mal Vater geworden ist, hat bislang – also gut einen Monat später – noch kein Medium veröffentlicht.

Jeder darf nun darüber spekulieren, ob die Geburt seines Sohnes den Knoten in Hectors Brust nach den persönlichen Schicksalsschlägen im Frühjahr 2020 etwas lösen konnte. Fakt ist, dass Markus Gisdol nach dem Tor gegen Bremen mit seiner Aussage recht behielt: „Es ist schön, dass Jonas so zurückkommen konnte. Das wird ihm guttun.“ Im nächsten Spiel holte der in die Startelf zurückgekehrte Hector den Elfmeter zur 1:0-Führung bei Union Berlin (1:2) clever heraus. Beim 2:2 gegen Dortmund war er dann mit einer genialen Körpertäuschung Hauptinitiator des 2:1 von Ismail Jakobs. Den 19 Minuten gegen Werder folgten 64 in Berlin und 82 gegen den BVB. Im internen Testspiel vergangenen Donnerstag absolvierte Hector die vollen 90 Minuten und gehörte zu den auffälligsten Akteuren.

Hector kennt das Gefühl eines Abstiegs

Der Leistungskapitän ist also mit großen Schritten auf dem Weg zurück zu seiner gewohnten Stärke. Die 14 Tage Länderspielpause sollten ihm vor dem Saison-Endspurt, der am Samstag (15.30 Uhr/Sky) beim VfL Wolfsburg beginnt, einen zusätzlichen Schub geben. Je stärker er wird, desto größer sind die Hoffnungen des FC auf den Klassenerhalt. Zumal Hector zu jenen Kölnern gehört, die das Gefühl des Abstiegs aus der Saison 2017/18 kennen und es inklusive des Gangs in die 2. Bundesliga um keinen Preis noch einmal erleben wollen.

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