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Fußball-BundesligaErst zweite Wahl, jetzt Erfolgscoach: Werner peppt RB auf

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Trainer Ole Werner hat beim Saisonstart mit RB Leipzig abgeliefert. Nun trifft er auf seinen Ex-Club Werder Bremen. (Archivbild)

Trainer Ole Werner hat beim Saisonstart mit RB Leipzig abgeliefert. Nun trifft er auf seinen Ex-Club Werder Bremen. (Archivbild)

Ole Werner hat Leipzig nach der schwächsten Bundesliga-Saison wieder die RB-DNA verpasst. Dabei war er nicht erste Wahl. Nun trifft er auf seinen Ex-Club Werder Bremen.

Ole Werner hat RB Leipzig nach dem Systemausfall in der Vorsaison wieder in den richtigen Betriebsmodus gebracht. Mit seiner nach außen hin norddeutsch eher unterkühlten Art verpasste er dem zweimaligen Pokalsieger wieder die ureigene DNA - mit Tempowechsel, Tiefe und Typen, die als sogenannte Rohdiamanten gelten.

Nun trifft er an diesem Sonntag (15.30 Uhr/DAZN) erstmals auf seinen Ex-Club Werder Bremen, wo er im Mai dieses Jahres vorzeitig gehen musste. Zuvor hatte er Werder nach gescheiterten Vertragsverhandlungen mitgeteilt, dass er im Sommer 2026 den Club verlassen werde. Die Grün-Weißen entschieden sich schnell für eine direkte Trennung.

Alle Seiten profitieren

Ein Entschluss, von dem am Ende alle profitierten. Werner hat aus Leipzig wieder ein Topteam gemacht, in Bremen sind sie mit Nachfolger Horst Steffen und Platz acht nach zehn Spielen sehr zufrieden. Deshalb gibt es vor dem Wiedersehen auch kein böses Blut.

„Für mich ist das Thema Werder ein tolles Kapitel und vielleicht mit die schönste Zeit, die ich bisher im Fußball hatte“, sagte Werner im „Bild“-Podcast „Phrasenmäher“. „Aber das ist abgeschlossen und ich bin da komplett mit mir und uns im Reinen.“

Ähnliche Töne sind aus Bremen zu hören. „Ole ist ein sehr guter Trainer, genau das haben wir an ihm so geschätzt“, sagte Fußball-Chef Peter Niemeyer der „Deichstube“. „Ich war überzeugt davon, dass er auch an dieser neuen Station gute Arbeit leisten würde und seine Überzeugungen in die Mannschaft bringt.“

Klopp-Anruf veränderte alles

Werner selbst will das Thema vor dem ersten Aufeinandertreffen mit seinem Ex-Club nicht zu groß machen. Abgesehen von seinem Auftritt im Podcast lehnte er alle Interviewanfragen ab. Für ihn sollen das Spiel und der RB-Erfolg im Fokus stehen.

Lange nachtrauern musste er der Trennung von Bremen nicht. Noch am Tag seiner Freistellung klingelte Jürgen Klopp, Head of Global Soccer bei Red Bull, an. Überzeugungsarbeit musste er kaum leisten. Werner, der gerade auf einer Kreuzfahrt war, telefonierte im Dauer-Modus mit den RB-Verantwortlichen. „Ich finde, viele Einschätzungen, die wir vorgenommen haben, Gespräche, die wir mit ihm geführt haben, da ist vieles aufgegangen“, lobte Leipzigs Sport-Vorstand Marcel Schäfer. 

Umbruch, Neuaufbau, Entwicklung - das ist genau sein Ding. Der 37 Jahre alte Werner ließ sich auch nicht vom 0:6 beim FC Bayern zum Saisonauftakt aus der Ruhe bringen. Kurz danach gingen auch noch Leistungsträger wie Xavi Simons und Loïs Openda. Werner, längst nicht erste Wahl bei RB, setzt auf starke Charaktere wie Christoph Baumgartner. Und lässt die jungen Wilden wie Neu-Nationalspieler Assan Ouédraogo los.

Werner: „Emotional, wenn die Türen zu sind“

Seine enorme Ruhe, etwas typisch norddeutsch unterkühlt eben, könnte man sagen, ist jedoch ein Trugschluss. „Auch ich bin emotional, wenn die Türen zu sind“, betonte er zuletzt. Das wurde in einem RB-Video öffentlich, als er auf Englisch eine emotionale Ansprache hielt mit den Worten: „Hört zu Jungs, das ist unser Stadion, unser Rasen, unsere Nacht“. Er weiß, wie er seine Spieler packen kann.

Werner spricht unentwegt über Entwicklungsschritte. „Es geht darum, so zu arbeiten, dass alle das Gefühl haben, besser zu werden“, sagte der Cheftrainer, der ursprünglich den Plan hatte, Berufsschullehrer für Deutsch und Wirtschaftslehre und Rechnungswesen zu werden. Im Bild-Podcast meinte er zu seinem einjährigen Gärtner-Job in Australien: „Wenn ich nicht den geilsten Job der Welt hätte, wäre das der zweitgeilste“.

Startrekord interessierte Werner nicht

Dass es für Werner und Leipzig von Beginn an so gut läuft, hatten nicht alle erwartet. Doch der Coach bleibt demütig. Selbst der clubinterne Startrekord mit 22 Zählern ist für ihn „irrelevant“. Nach dem Debakel in München folgten sieben Siege und ein Remis. Damit war Werner als RB-Trainer (2,44 Punkte) schon besser als Julian Nagelsmann (1,94) oder Ralf Rangnick (1,93) gestartet.

Fragen als möglicher Bayern-Jäger wich er mit einem müden Lächeln aus. „Es wird auch mal einen Schuss vor den Bug geben“, meinte er. Das gehöre in einer Entwicklungsphase dazu, so wie beim 1:3 zuletzt bei der TSG Hoffenheim. (dpa)