Kölner Haie vs. Iserlohn RoostersSieg auf den letzten Drücker

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Die Kölner Haie feiern das Tor zum 3:3 gegen Iserlohn Roosters.

Die Kölner Haie feiern das Tor zum 3:3 gegen Iserlohn Roosters.

Ein paar Zuschauer hatten die Hoffnung schon aufgegeben und verließen das Spiel kurz vor dem Ende. So verpassten sie eine der spektakulärsten Aufholjagden der Kölner Haie.

Als Tim Bender das dritte Tor für die Iserlohn Roosters erzielt hatte, verließen einige Zuschauer die Lanxess-Arena. Im drittletzten Heimspiel der DEL-Hauptrunde standen zwar noch zehn Minuten auf der Uhr. Bei den Pessimisten hatte sich in den vorherigen 50 Minuten aber der Eindruck erhärtet, dass der KEC die Scheibe an diesem Dienstagabend nicht mehr am starken Ex-Kölner Hannibal Weitzmann vorbeibringen kann.

Beim Gegner aus dem Sauerland schien hingegen fast jeder Schuss ein Treffer zu sein. „Uns ist nichts leichtgefallen“, beschrieb Uwe Krupp den Charakter des Spiels, „am Ende war es ein Zeichen von unglaublichem Willen.“ Dass seine Mannschaft mit drei Toren innerhalb von sechs Minuten die Overtime erzwang und nach dem fulminanten Finish im Penaltyschießen sogar als verdienter 4:3-Sieger auf die Ehrenrunde gehen durfte, nötigte dem Trainer Respekt ab. „Wir haben unheimlich gut und hart gearbeitet, wenn auch nicht immer schlau“, sprach er ein zweischneidiges Lob aus.

Wir haben unheimlich gut und hart gearbeitet, wenn auch nicht immer schlau.
Uwe Krupp, Trainer der Kölner Haie

Anders als beim 8:1 gegen Bietigheim zwei Tage zuvor, hatte seine Mannschaft sich vor allem beim Start ins NRW-Duell behäbig präsentiert. Das 0:1 durch Sena Acolatse war die logische Konsequenz (4.). Während Iserlohn geistig und körperlich hellwach war, kamen die Haie oft einen Schritt zu spät. Krupp musste sein Team in der Drittelpause wachrütteln und bekam mit 17:4-Schüssen in den zweiten 20 Minuten eine ordentliche Reaktion. Da Roosters-Goalie Weitzmann viele Schüsse aber sehen konnte, blieb der KEC torlos.

Colin Ugbekiles 0:2 (40.) und das Bender-Tor (50.) ließen den Glauben an den fünften Sieg im siebten Spiel bei manch Außenstehenden schwinden. Nicht aber bei Moritz Müller und Co.: „Wir hatten schon das Gefühl, dass bis zum Ende alles möglich war. Es brauchte nur dieses eine Tor, um das alles zu starten“, dachte der Kapitän an Jon Matsumotos 1:3, gut sieben Minuten vor Schluss.

Dass Brady Austin nur 110 Sekunden später das 2:3 folgen ließ, versetzte den Spielern auf dem Eis und den über 10 000 Fans in der Arena einen riesigen Adrenalinschub (55.). „Spätestens dann wussten wir, dass hier noch alles drin ist“, erklärte Müller. In Spiel zwei nach seiner Knieverletzung und dem 992 DEL-Spiel seiner Karriere, passierte das, was auch der 36-Jährige noch nicht so oft erlebt hat. Mit einem sehenswerten Schuss in Rücklage besorgte Marc Olver das 3:3 (59.) und gab die Richtung für die Verlängerung vor. Hier drängte das Krupp-Team mit 8:2-Schüssen auf den Extrapunkt.

„Das spricht alles für sich“, war der Coach stolz auf die Mentalität seiner Schützlinge und er widersprach der „Glücks-Theorie“ seines Iserlohner Kollegen Greg Poss: „Bei 70 Schüssen zu 20 aufs Tor, brauchen wir davon nicht zu reden. Das ist einfach erarbeitet und erkämpft und wohl verdient.“ Tatsächlich waren es 68 Scheiben, die Andreas Thuresson und Co. aufs Tor brachten.

Wir hatten schon das Gefühl, dass bis zum Ende alles möglich war.
Moritz Müller, Kapitän der Kölner Haie

Im Penaltyschießen überwand der DEL-Topscorer (50 Punkte) den blendend aufgelegten, aber durch den Schüssehagel ermüdeten Weitzmann zuerst. Nach Mirko Pantkowskis Safes gegen Kaspars Daugavins und Acolatse war es schließlich Landon Ferraro, der das 4:3 perfekt machte.

Mit dem Gefühl, auch die unmöglichsten Situationen bewältigen zu können, verließen Moritz Müller und Co. die Deutzer Arena: „Ich denke, dass jeder, der in der Halle war, auch wiederkommen will“, freute sich der Kapitän über Werbung für den Eishockeysport.

In eigener Sache wollen die Haie diese auch betreiben: Schon am Freitag (19.30 Uhr/Magenta Sport) geht es auswärts bei den formstarken Eisbären in Berlin weiter. Am Sonntag steht dann das letzte Heimspiel vor einer Serie von neun Auswärtspartien gegen die Nürnberg IceTigers an.

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